17.01.2023 / E-Mädchen
Wir hatten uns-wie sich herausstellen sollte- mit einem gewissen Understatement für den 14.01.2023 für ein Hallenturnier „eher spielschwacher“ Jungs beim BSV Oranke in Ahrensfelde angemeldet.
Kurzerhand hatte uns der Veranstalter dann aber für das Vormittagsturnier eingeplant, bei dem doch recht starke U 9 und U 10 Mannschaften antraten. Wohl in der Annahme, dass wir mit einem reinen U11-er Jahrgang antreten würden und das die Geschlechter bedingten Leistungsunterschiede ausgleichen würde. Da wir selbst aber mit einer bunten Mischung aus U9, U10 und U11- Spielerinnen antraten, sollten wir uns am Ende mit spielerisch feinen, gleichaltrigen Jungen messen.
Und so war dann im ersten Gruppenspiel zwischen uns und der U 10 des Weißenseer FC körperlich auch kein Unterschied zu bemerken. Und das 1-1 bewies, dass wir auch spielerisch mit dem späteren Turniersieger auf Augenhöhe waren. Bereits nach einer Minute hatte unsere Rosa am eigenen Strafraum zu einem Dribbling angesetzt, das auch vom gegnerischen Torhüter nicht mehr entschärft werden konnte. Und damit die Weichen dafür gestellt, ihre Favoritenposition zum „besten Spieler des Turniers“ zu halten und am Ende mit dem entsprechenden Pokal nach Hause zu gehen. Mit dem Gegentreffer konnten wir leben, erwiesen sich die Jungs aus Weißensee als fairer und spielerisch ansehnlicher Gegner.
Im zweiten Gruppenspiel konnten wir der U 10 des FC Nordost ein 0-0 abtrotzen, was uns mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die U9 von Berolina Stralau den Einzug ins Halbfinale garantieren sollte. In diesem Spiel dominierten wir von Beginn an. Dass die Jungs im Schnitt etwas kleiner waren, wurde durch die Freude darüber ausgeglichen, dass sich unsere eigene U9 Spielerin Ada mit zwei Toren an dem 5-1 Sieg beteiligen konnte.
Halbfinale! Als Gruppenzweiter sollten wir es mit einem Gegner zu tun bekommen, der schon in der Vorrunde bewiesen hatte, dass er neben spielerischer Klasse auch eine Ruppigkeit aufs Parkett legt, die unsere Mädchen bisher so noch nie zu spüren bekommen hatten: die U10 des Friedenauer TSC.
Eigentlich wenig Grund zum Optimismus. Doch wer konnte damit rechnen, dass unsere Sophie (die zum ersten Mal überhaupt bei einem Turnier im Tor stand) sich vorgenommen hatte, genau in diesem Spiel über sich hinauszuwachsen.
Ihren Mut, in jeden Abschluss von Friedenau mutig reinzuspringen, übertrug sich auf alle anderen Spielerinnen. So dass wir bis zum Ende dem Körpereinsatz der Friedenauer Jungs trotzen und das 0:0 halten konnten.
Legenden behaupten, dass das anschließende 9-Meterschießen nur einem Gewinner kannte. Den, der sich wohl im Turnierverlauf die Sympathien der anderen Mannschaften und der Zuschauer erspielen konnte, so dass die „Hertha-Sprechchöre“ im Verlauf des Entscheidungsschießens immer lauter wurden.
Nachdem wir beginnen durften und die ersten beiden Schüsse verwandelten während der erste Schütze von Friedenau an Sophie scheiterte, sahen wir schon fast wie der Gewinner aus.
Doch anschließend geschah genau das Gegenteil, so dass es nach 3 Schützen zum Sudden-Death Modus kam. Und hier entwickelte sich eine Dramatik, die für ein Jugend-/Breitensportevent schon fast surreal erschien. Es ging noch jeweils 3 weitere 9 Meter hin und her.
Bis sich der Trainer von Friedenau in der immer spannungsgeladenen Atmosphäre entschied, ganz tief in die Trickkiste zu greifen und vor unserer nächsten Schützin den Torhüter auszuwechseln.
Unsere Schützin versuchte es dann mit einem recht zentralen, hohen Schuss. Der neue Torwart konnte den Ball zwar erreichen, ihn aber nicht nach vorne abwehren, so dass der Ball im über seine Finger rutsche und dann doch über ihn in einem Bogen Richtung Tor flog.
Er setzte kurz vor der Linie auf und flog dann mit entsprechenden Spin in Richtung über die Torlinie.
Doch der Torhüter reagierte schnell, drehte sich um und konnte den Ball dann von oder von hinter der Torlinie (und genau das ist die große Frage) wegkratzen.
Die Halle und unsere Spielerinnen jubelten schon.
Doch offenbar hatte die Schiedsrichtern einen imaginären Kontakt zu einem Keller in Köln und entschied, dass der Ball nicht hinter der Linie war.
Das umgekehrte „Wembley von Ahrensfelde“ war -zum Unmut der Halle- geboren.
Leider erwiesen sich dann ein paar Friedenauer Jungs auch verbal nicht als fairer Gewinner, so dass die Tränen in der Kabine wohl eine Mischung aus Enttäuschung und Wut waren.
Aber wir hatten es doch geschafft, die Jungs zu ärgern.... Nein, wir wollten gewinnen.
Das sollte uns dann im Spiel um Platz 3 gegen die U 10 des wunderbaren Gastgebers BSV Oranke nach einem 1-1 im anschließenden 9-Meterschießen auch gelingen.
Nur 20 Minuten nach all der Enttäuschung und dem Ärger waren diese Emotionen der reinen Freude gewichen. Was für ein Wellenbad!
Mit etwas Abstand haben die Mädchen wohl gemerkt, dass Gewinnen ein relativer Begriff ist.
In dem Moment nach der Niederlage im Halbfinale, als sie in der Kabine ihre Tränen trocknen und sich für das nächste Spiel bereit machten, waren sie an diesem Tag die größten Gewinner!
Und konnten dann sogar bei einem gemeinsamen Foto Freundschaft mit den Jungs aus Friedenau schließen.