F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

26.12.2020 / Verein

Gedanken zum Jahresabschluss

Olli's Gedanken in zwei Teilen....

Heute : Teil 2

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Wer mir in diesem Jahr besonders gefehlt hat, ist der „Massi“. Knapp zwölf Monate ist es nun her, dass er uns verlassen hat. Er hat die Anfänge von Corona schon nicht mehr erlebt. Mir fehlen die Gespräche mit ihm und seine liebevollen Eigenheiten. Das erste, was ich ihn vor dem Spiel immer gefragt habe, war „Sind alle Spieler an Bord?“ Die Antwort war immer die gleiche: „Ja, alle dabei!“ Anfangs war ich dann immer beruhigt – bis er ergänzte: „Nur der Torwart fehlt, der hat sich gestern verletzt, der Torjäger ist krank, der Regisseur muss arbeiten und der beste Mann der Vorwoche ist im Urlaub!“ Das war immer ein Schock – und genau deshalb vermisse ich ihn so sehr. 

Auf dem Heimweg muss ich immer aufpassen, nicht noch Torwarttrainer „Pana“ (Matlis) über den Weg zu laufen. Sonst droht die Gefahr, vom Bundesligaspieltag am Samstag nicht mehr viel zu erleben – wobei ich da manchmal nicht viel verpassen würde. „Pana“ weiß alles über Torhüter. Wirklich alles! „Pana, gab's mal eine Szene, wo sich ein Torwart beim Abschlag an den eigenen Hacken geschossen hat, so dass der Ball von dort an die Latte, dann an seinen Hinterkopf und schließlich ins Tor gefallen ist?“ Ich bin mir sicher: „Jetzt hab' ich ihn. Sowas gab's noch nie!“ Bis „Pana“ mir dann solche Szene sofort auf seinem Handy präsentiert. Aber oft auch andere Szenen aus Albanien, einer unterklassigen Liga in Österreich oder Moldawien. „Pana“ beschäftigt sich halt mit dem Fußball auf dem gesamten Globus.

Zuhause angekommen beginnt dann die „Arbeit“ meiner Frau. „Bildbearbeitung“ – und obwohl sie großartige Aufnahmen macht, ist sie selten zufrieden. Ich liebe die Bilder hinter dem Tor, wenn sie den entscheidenden Treffer eingefangen hat. So wie Louis Stüwes 3:2 gegen Tasmania in der Nachspielzeit – was für ein Foto, was für ein wichtiges Tor. Wenn sich die Abwehrspieler oder unser Torhüter beklagen, dass sie zu selten auf den Fotos sind, muss ich zu Kerstins Entschuldigung anfügen: Meine Schuld, ich will immer unsere Siegtreffer „drauf haben“. Zum Glück aber gibt es ja den Pokal - und Elfmeterschießen. So kamen bei unserer Oberliga-Mannschaft alle zu ihrem Recht. Torwart Paul Büchel, weil er auch mal auf einem Foto war und ich, weil meine Frau hinter dem Tor fotografisch den Siegtreffer festgehalten hat. Paul Büchel trat zum 8:7-Erfolg den entscheidenden Strafstoß, nachdem er vorher gehalten hatte. Fortsetzung nächstes Jahr.

Das Hygienekonzept hatte viele Väter: Kiki, Eisi, Zippo, Marco und Ulli (hoffentlich habe ich keinen vergessen) – aber auch Hans. Es gibt ja immer so ein Bild, was haften bleibt aus einer bestimmten Zeit oder einem herausragenden Ereignis. Gern wird hier Franz Beckenbauer genommen: In sich gekehrt auf dem abendlichen Rasen von Rom nach dem WM-Triumph 1990. Ich aber habe Hans vor Augen: Leicht gereizt, doch immer freundlich, stakst er vor der Tribüne herum, um die Zuschauer immer wieder auf die Abstandsregeln hinzuweisen. Manchmal dirigiert er sie, wie einen Chor. Gegen Tasmania an einem Freitagabend waren es rund 500 Zuschauer – da erinnerte er mich an den am 11. Dezember verstorbenen Gotthilf Fischer. Für Jüngere: Fischer besaß seinen eigenen Chor mit außergewöhnlich vielen Sängern. Hans war jedenfalls unermüdlich, fleißig, ein „Hans-Dampf in alle Gassen“. Nun weiß ich endlich, woher dieser Begriff stammt.

Und dann gibt es noch unsere 1. D-Junioren. Das muss eine Wahnsinnstruppe sein, denn sie verfügt entweder über eine Zeitmaschine oder sie trainiert tatsächlich jeden Tag. Denn immer, wenn wir uns auf den Platz begeben, treffen wir die Betreuerinnen Marita Schimmel und Ruth Trampenau-Lehmann sowie die Trainer Chico Masalla und Rafael Makonda. 

Faszinierend ist auch „Kiki“ - von dem die Kinder nur diesen Namen kennen und den sie scheinbar alle in ihr Herz geschlossen haben. „Kiki“ ist mir, unter uns gesagt, auch etwas unheimlich. Eben noch hat er auf der Geschäftsstelle ein Gespräch mit Eltern geführt (oder Bälle geholt, oder Trainingspläne oder ein Turnier organisiert oder einen Sponsor gewonnen) und schon sehe ich ihn, umringt von einer Kinderschar, wie er Übungen erklärt und die Kleinen anfeuert, lobt und anspornt. Aber wie gesagt: Mir ist er nicht geheuer, wie kann man zeitgleich überall sein? Oder er hat sich die Zeitmaschine geborgt. Sie wissen schon: Von der 1. D!

Besonders loben muss ich die vielen Teams mit Spielern, Trainern und Betreuern, die dieses Jahr nur wenige Spiele hatten und trotzdem dem Verein treu geblieben sind und weiter trainiert haben. Ich habe die genaue Tabelle nicht vor Augen, aber Andi Horns 2. Männer haben gerade einmal vier Partien absolviert - von Juli bis Jahresende. Das nötigt mir Respekt ab – mehr jedenfalls als das Gejammere der Profis, die nun vor leeren Rängen spielen müssen. Schließlich leiden alle unsere Teams ebenfalls unter diesem Zuschauerschwund... Ach, wenn erst wieder 10.000 zu den Spielen der Damen eingelassen werden dürfen. Und die 2. Männer denken bereits jetzt an Zusatztribünen, für den Fall, dass die Saison fortgesetzt wird. Im Ernst: Unsere Amateurmannschaften spielen schon seit vielen Jahren fast komplett ohne Publikum – ohne sich laut zu beklagen. Schuld daran sind unter anderem auch diejenigen, die jetzt über ihre leeren Stadien jammern.

Besonders aber fehlen mir die Spiele und Reisen mit der Oberliga-Mannschaft. Sie bot mir bisher eine Saison mit vielen „Aufs“ und „Abs“. Wobei die „Aufs“ so viel Spaß machten, dass es ein Jammer war, dass Corona ein „Stopp“ setzte. So viel Talent war selten und für mich hat diese Truppe noch alle Chancen, etwas ganz Großes in dieser Spielzeit zu erreichen, auch wenn wir alle, insbesondere aber Präsident Kamyar Niroumand die Saison schon so oft abgeschrieben haben. Jeder hat ja für sich einen Lieblingsspieler, meist sind es die offensiven Akteure. Hier fällt es mir echt schwer – es sind einfach zu viele gute Typen dabei. Es heißt immer: Einen hier herauszuheben, würde den anderen nicht gerecht. Was habe ich mich über diesen Spruch immer aufgeregt, wenn einer fünf Treffer erzielt hatte, der Trainer das aber abtut mit der Mannschaftsleistung. Aber in diesem Team ist es einfach so, sie „funktionieren“ zusammen und jedes Rad ist so wichtig, dass, würde nur eines herausbrechen, nichts mehr läuft. Allerdings: Gar nicht so in dieses Konzept („Einer für alle“) passte der Spruch der Saison (jedenfalls für mich), als der pfeilschnelle Außen Mike Ryberg seinen Treffer zum 3:1 in Neustrelitz beschreiben sollte: „In der Mitte haben alle gerufen, aber ich dachte mir: Den haue ich mal schön selber rein.“ Hat er übrigens gut gemacht.

Auch fehlt mir: Das immer wieder Aufstehen nach einem Nackenschlag (Niederlage) und „Kamys“ (Niroumand) Gefühlsschwankungen von Wochenende zu Wochenende. Mal ist die Saison gelaufen („Olli, die Saison kannste abhaken“), dann wieder steigen wir auf („Olli, wir sind so gut, wenn wir nächsten Sonntag da und dort noch gewinnen“). Was man daran erkennt? Dass er nicht nur ein Präsident ist, der eine Funktion ausübt, sondern dass er ein Fan unserer Mannschaft(en) ist und mit den Teams leidet und lebt. Er ist das personifizierte Spiegelbild eines „Auf und Ab“ während einer Spielzeit. Wie wir alle, die wir mit unseren Mannschaften mitfiebern. Gerade unsere älteren Zuschauer, die nicht nur bei den Männern sondern auch bei Junioren und Mädchen anzutreffen sind, fehlt diese Beschäftigung an den Wochenenden. Auch sie leiden darunter in besonderem Maße, das sollte man nicht unterschätzen. 

Was ich mir wünsche, erscheint noch klarer als die Jahre zuvor: Gesundheit für uns alle! Und das wir irgendwann in den „sportlichen“ Alltag zurückkehren können – mit allen Höhen und Tiefen. Ich werde das dann noch mehr genießen. Auch wenn ich erst am Parkplatz bin, wenn schon der erste Treffer fällt…

Bleibt alle gesund, Euer Olli Kellner

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