F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

09.06.2025 / 1. Herren

Erfahrungsbericht – Regionalliga aus Sicht von F.C. Hertha 03 Zehlendorf

Wir als Hertha 03 Zehlendorf sind im vergangenen Jahr in die Regionalliga aufgestiegen. Schon im Vorfeld war uns klar: Der Schritt von der Oberliga in die Regionalliga ist kein kleiner – viele hatten uns gewarnt, dass dieser Sprung mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist. Und sie sollten Recht behalten.

Die Anforderungen beginnen bei der Infrastruktur und enden bei den Finanzen. Obwohl unser Stadion zu den schönsten in Berlin zählt und alle Vorgaben des Verbandes sowie der Polizei erfüllt, fehlt uns bis heute ein sogenannter Gästekäfig. Seit 15 Monaten wartet unser Verein darauf, dass das Bezirksamt einen simplen Zaun errichtet – ohne Erfolg. Die Konsequenz: Wir müssen unsere Heimspiele in einem fremden Stadion austragen. Das ist sowohl für unsere Fans als auch für den Verein alles andere als optimal.

Auch die finanziellen Belastungen sind enorm – beispielsweise über 60.000 Euro allein für Sicherheitsdienstleistungen. Diese Kosten waren uns bewusst, und wir haben Wege gefunden, sie zu stemmen.

Was mir persönlich jedoch nicht bewusst war – und worüber kaum jemand offen spricht – ist die Realität im Umgang mit Spielerberatern. Ich war schockiert, wie viele unseriöse, illoyale und allein auf kurzfristigen Profit ausgerichtete Akteure in diesem Bereich unterwegs sind. Für ein paar Euro werden junge, oft ahnungslose Spieler von einem Verein zum nächsten geschoben – ohne Rücksicht auf ihre persönliche, schulische oder sportliche Entwicklung.

Noch schlimmer: Einige dieser Berater sind zugleich als Sportdirektoren oder Scouts bei Vereinen angestellt. Ein moralisch wie professionell untragbarer Zustand. Es werden Spieler aus stabilen Verhältnissen herausgerissen – etwa während ihres Studiums – und in sportlich völlig irrelevante Klubs verfrachtet, die weder Infrastruktur, Fans noch eine funktionierende Jugendarbeit vorweisen können.

Diese Erfahrung mit Spielerberatern war für mich neu – und sie hat mich tief enttäuscht. Die Vereine in der Regionalliga sollten sich zusammentun, um gegen diese Form des modernen Menschenhandels vorzugehen. Wir investieren alle gemeinsam Unsummen, verlieren Zeit in endlosen Verhandlungen – und riskieren dabei, die Zukunft junger Menschen nachhaltig zu beschädigen.

Neben der Initiative „Meister müssen aufsteigen“ brauchen wir dringend eine Initiative für einen fairen und verantwortungsvollen Umgang mit Spielern und Transfers.

Zur Klarstellung: Ich habe nichts gegen seriöse Berater, die im Sinne der Spieler, der Vereine und einer gesunden sportlichen Entwicklung handeln. Aber die Regionalliga ist ein Sprungbrett in den Profibereich – und gerade deshalb sollten Berater erst dann bezahlt werden, wenn sie es tatsächlich schaffen, einen Spieler dorthin zu bringen. Das würde den Markt von heute auf morgen bereinigen – und vermutlich 90 % der aktuellen Berater in der Regionalliga überflüssig machen.

Kamyar Niroumand

Unsere Partner und Sponsoren