27.08.2024 / 1. Herren
Die letzten Monate waren mit viel Arbeit verbunden. Ich habe mich oft gefragt, ob sich der ganze Aufwand lohnt? Wir wussten ja auch nicht, wie wir am ersten Spieltag (5:0 gegen FSV Zwickau, Anm. d. Red.) bestehen und ob wir mithalten können. Das war eine Wundertüte. Aber die ersten Spieltage haben gezeigt, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Wir sind mit mindestens fünf, sechs Mannschaften absolut auf Augenhöhe. Ich bin mir sicher, dass wir den Klassenerhalt schaffen.
Ist das ein Nachteil, dass wir nicht im eigenen Stadion spielen können?
Zippo
Na, bis jetzt nicht. Wir haben ja alle Heimspiele bislang gewonnen. Emotional macht es schon einen Unterschied. Ich würde lieber in Zehlendorf spielen. Aber das Stadion Lichterfelde bietet Komfort – nicht nur für die VIPs. Aber es ist eben nicht unser Heimstadion.
Apropos Heimstadion! Hast Du mitbekommen, dass wir zur Rückrunde im eigenen Stadion mit einem Maskottchen starten wollen?
Zippo
Ja, es gibt einen Aufruf, sich über das Maskottchen Gedanken zu machen und Ideen einzureichen. Wenn das Ziel ist, in der Regionalliga zu bleiben, gehört so ein Maskottchen sicher dazu. Es gibt wohl auch erste Ideen dazu wie zum Beispiel ein Hai wegen des Ausrufs „Ha, Ho, Hei.“…
Zehlendorf ist aber nicht der natürliche Lebensraum für den Hai, oder?
Zippo
Hm, nein. Ich hätte erst an einen Bären gedacht für Berlin. Aber das ist langweilig. Dann eher ein Eichhörnchen, weil wir ja auch ein sehr grüner Bezirk sind. Aber es soll ja „Otto“ nach unserem langjährigen Präsidenten Otto Höhne heißen. Das gefällt mir. Otto Höhne kann man nicht genug ehren. Aber das gibt ja schon mal vor, dass es ein männliches Maskottchen ist. Kann man eine Elster auch Otto nennen? Aber egal, die Idee mit „Otto“ finde ich super.
Du hast doch auch lange mit Otto Höhne zusammengearbeitet.
Zippo
Ja, ich war schon als Kind hier. Das ist meine zweite Familie oder meine zweite Haut. Der Verein hat mich geformt, beschützt und begleitet. Und ich bin auch glücklich, dass ich Otto Höhne in seinen besten Jahren bei Hertha miterleben durfte. Für mich ist der Verein alles nach meiner Familie.
Du warst auch lange Leiter der Geschäftsstelle von Hertha 03.
Zippo
Nach meiner Spielerkarriere gab es den Einstieg als Jugendtrainer und auch kurz Jugendleiter. Als Kamy Niroumand vor etwa 20 Jahren Präsident wurde, bin ich in die Geschäftsstelle eingezogen. Aber ich durfte das machen, was ich am liebsten tue und am besten kann: mich mit Fußball beschäftigen. Ein toller Job!
Aber nach der Rente konntest nicht loslassen?
Zippo
Ich bin ganz normal mit 65 Jahren in den Ruhestand gegangen, wollte dem Verein aber erhalten bleiben. Entweder bei der Teamleitung der ersten Männer, bei der Außendarstellung des Vereins oder auch im Bereich „Infrastruktur und Stadion“, dass die Tornetze und der Platz top sind, die Trainer sich den Kindern gegenüber gut verhalten oder der Verein von außen noch besser wahrgenommen wird… Ich bin jetzt im dritten Jahr Betreuer der ersten Mannschaft, und die Jungs halten mich jung. Die Mannschaft ist so wie ich mir das wünsche: gut erzogen, ehrgeizig und trainingsfleißig.
Aber das ist doch auch ein harter Job, der viel Zeit abverlangt.
Zippo
Ja, das ist Ehe-gefährdend, weil ich auch immer ans Telefon gehe. Egal, wer anruft, ich gehe ran, weil es ja um Hertha Zehlendorf gehen könnte. Ob beim Sonntagsfrühstück oder beim Abendbrot…, das ist schon manchmal grenzwertig meiner Frau gegenüber. Da gibt`s öfter mal Diskussionen. Kamy, „Schrödi“ (Präsident Kamy Niroumand, Trainer Robert Schröder, Anm. d. Red.) und ich telefonieren manchmal morgens um 5:30 Uhr. Das ist schon ganz schön crazy.
Du hast ja selbst mal gut gespielt, sogar mit Tennis Borussia Berlin in der Bundesliga.
Zippo
Ja, habe ich. Aber Fußball war für mich immer nur ein Spiel und Spaß. Ich war ein Jahr lang da, wo viele hinwollen. Aber ich habe nicht gewusst, worauf es ankommt. Es geht darum, dass Du egoistisch bist und die anderen Jungs nicht nur deine Freunde, sondern auch deine Konkurrenten sind. Ich weiß nicht, ob ich langfristig ein guter Bundesligaspieler geworden wäre. Ich durfte unter Rudi Gutendorf trainieren und gegen Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath und Berti Voigts auf dem Platz stehen. Aber ich bin auch absolut glücklich, dass ich bei BFC Preussen und bei Hertha 03 eine tolle Zeit als Spieler im Männerbereich hatte.
Deine Erfahrung hilft dir auch in der Bewertung von Talenten in unserem Team. Wie groß ist die Befürchtung, dass gute Spieler unser Team kurzfristig verlassen könnten?
Zippo
Wir haben ein exzellentes Trainerteam, das Spieler entwickelt und nach vorne bringt, ohne sie zu überfordern. Wir freuen uns, wenn wir Spieler wie zum Beispiel Serhat Polat ausbilden. Wir gönnen ihm auch einen Wechsel in eine höhere Klasse im nächsten Jahr und würden ihm das niemals verweigern. Aber der Verein muss auch etwas davon haben. Die optimale Lösung ist es für mich, wenn wir Spieler entwickeln und weitervermitteln können. Aber das muss sich finanziell ja auch für den Verein lohnen. Wenn ein Spieler ein Angebot aus der zweiten Liga bekommen, dann belohnt das ja auch die Arbeit der Trainer und des Umfeldes. Wir haben es in die Regionalliga geschafft, und gottseidank haben wir Leute im Hintergrund dazugewonnen, die uns unterstützen und den Verein ligatauglich machen. Die Regionalliga macht mir richtig Spaß.
Vielen Dank für das Gespräch
Zippo
Sehr gern geschehen.