F.C. Hertha 03 Zehlendorf

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03.08.2020 / 1. B-Junioren (U 17)

U-17 Aufstiegstrainer Alexander Kwasny und Kevin Tiefenbach im Interview

"Unser Kader war ein eingeschworener Haufen"

 

Hallo Alex, hallo Kevin, ihr habt nach dem Aufstieg in die Bundesliga mit eurer U17 vom Trainerposten freiwillig Abschied genommen und obwohl Alex auch weiterhin als Head-Coach fungiert, arbeitet ihr nun auch viel im Hintergrund. Ihr habt mir vor kurzem geschrieben, was alles in euren Aufgabenbereich fällt: Spielergespräche führen, Gegner beobachten, Trainingslager koordinieren, Auswärtsspiele organisieren. Das klingt nach viel Arbeit.

Alex: Das ist es, definitiv. Es ist für uns auch eine Umstellung vom reinen Trainerdasein in der U17-Regionalliga zur sportlichen Leitung bzw. Verantwortung für die Mannschaftsleitung in der U17-Bundesliga. Das ist schon ein enormer Aufwand, den man auf DFB-Ebene bewerkstelligen muss. Das haben wir in den letzten Wochen kennenlernen dürfen. Begonnen haben wir mit Spielergesprächen, wo wir versucht haben, für die Bundesliga Spieler „an Land zu ziehen“. Dann ging es um die Trainingskleidung, Spielkleidung bis hin zur Trainingslager-Organisation in Bad Blankenburg für eine Woche. 

Kevin: Das dauert von Montag bis Freitag und dann haben wir auch noch zwei Testspiele gegen Rot-Weiß Erfurt (U17-Regionalliga) und Spielvereinigung Greuther Fürth U17-Bundesliga Süd/Südwest) vereinbart. 

Alex: Das ist für unsere U17 schon ein Gradmesser.

Ihr betreibt also richtig Spielerakquise, wenn man es so ausdrücken kann?

Kevin: Spielerakquise nicht direkt. Unsere jetzigen Trainer waren im Vorfeld schon sehr fleißig und kannten den Jahrgang aus der letzten Saison auch bereits sehr gut. Sie hatten schon sehr konkrete Vorstellungen, was sie an Spielern haben wollten. Wir hatten dann eher eine organisatorische Funktion und haben uns mit den Spielern zusammengesetzt und denen erklärt: Was spricht für unseren Verein! Was spricht für die Trainer! Wir haben das übernommen, was in den letzten Jahren „Kamy“ und „Kiki“ gemacht haben. Wir saßen also bei den Gesprächen zwischen Spielern und Trainern dabei und haben etwas die Vereinsflagge hochgehalten, weil wir beide schon länger im Verein sind als die Trainer. Das war unsere Hauptaufgabe. Die Akquise, wenn du so willst, haben die Trainer erledigt.

Gegner beobachten, das stelle ich mir schwieriger vor, als noch zuvor in der Regionalliga oder erhaltet ihr auch Videos? Ihr werdet ja nicht nach Wolfsburg oder Bremen fahren?

Alex: Zum einen werden wir auch persönlich hinfahren, natürlich eher zu den Spielen in Berlin. Einfach, um die Trainer zu entlasten. Vielleicht findet auch ein Austausch mit unserem Kooperationspartner Hertha BSC statt, zwischen den Trainern untereinander. Eventuell kann man auch gegenseitig Videomaterial sichten. 

Wo ihr die Kooperation ansprecht, viele Zuschauer und auch Mitglieder meinen heute noch, dass das eine Einbahnstraße in Richtung Olympiastadion sei. Wie seht ihr das?

Alex: Sportlich ist es natürlich eher eine Einbahnstraße. Das ist doch auch normal, schließlich ist es ein Bundesligist.

Kevin: Wir haben aber auch Vorteile dadurch, vielleicht nicht in den Bereichen, wo wir es als Trainer abbekommen haben, aber die U19 hatte zum Beispiel die Gelegenheit, die Trainingszeiten auf dem Hertha-Gelände nutzen können, was nicht selbstverständlich ist. Wir durften als U17 die Testanlage im Fitness-Bereich nutzen, was ein Privileg für die Jungs war. Für unsere Spieler war es eine tolle Erfahrung, mal zu sehen, wie trainieren die Profis, wenn sie nicht auf dem Platz sind. Solche Kleinigkeiten gibt es schon. Was den reinen Spieleraustausch angeht, hätten wir uns im Hinblick auf die Bundesliga-Saison etwas mehr Unterstützung gewünscht und eventuell auch etwas mehr Zulauf. Bei dem 2004er Jahrgängen sind sechs Spieler bei Hertha ausgeschieden, von denen sind zwei zu uns gekommen und vier zu Viktoria 89. 

Liegt das vielleicht an unserer Männermannschaft? Die jungen Spieler wechseln dann mit Perspektive eher zu einem Regionalligisten als zu einem Oberligisten?

Alex: Zum einen das, aber dort werden die Junioren auch gleich mit Spielerverträgen ausgestattet. Da geht es knallhart auch um Geld. Es ist manchmal schwierig für uns, Argumente zu finden, wenn die Jungs verstärkt aufs Geld gucken. Und wir spielen mit der U17 schon in der höchsten Spielklasse.

Kevin: Wir haben über die letzten beiden Jahre einen ziemlich guten Austausch gehabt zu den Trainern von Hertha BSC, das muss man schon sagen. Zum Beispiel zu Sofian Chahed hatten wir einen guten Draht schon während unserer Zeit bei der U15. Aber ,dass man jährlich 10 bis 12 Spieler von Hertha BSC erhält, die dort den Sprung nicht schaffen, davon kann nicht die Rede sein. 

Im Männerbereich gibt es mit Simon Rösner und Manuel Meister derzeit nur zwei Trainer, aber keinen Team-Manager oder sportlichen Leiter. Das ist manchmal schon sehr viel Arbeit für die beiden. Könntet ihr euch vorstellen, so einen Bereich mal auszufüllen oder ist der Jugendbereich euer Lieblingsmetier?

Kevin: Ich glaube, wir sind da tatsächlich noch zu jung. Wir sind beide Mitte Zwanzig und ich glaube, dass es, egal in welcher Funktion, schwierig wäre, im Männerbereich einem gestandenen Spieler, wie zum Beispiel „Schrödi“ (Robert Schröder, Kapitän), zu sagen, wo es lang geht. Völlig gleich, ob in sportlicher Hinsicht oder neben dem Platz. Deswegen denke ich, dass es für den Männerbereich grundsätzlich noch viel zu früh ist. Wir denken da auch noch nicht drüber nach. Unsere Überlegungen gehen auch für die Zukunft eher im Jugendbereich weiter. Wir sehen ja, wieviel Aufwand jetzt anfällt, da wir ja noch für die U16 zuständig sind. Da ziehe ich den Hut vor „Kiki“, der das in den letzten Jahren alleine gemacht und immer irgendwie hinbekommen hat. Jetzt kann ich seine Probleme auch viel besser nachvollziehen. Ich muss sagen, dass die U16 sogar sehr gut alleine funktioniert, so dass wir unser Hauptaugenmerk auf die U17 richten können. 

Organisation ist schon sehr wichtig, aber fehlt euch nicht auch ein wenig das Sportliche? Selbst Einfluss auf ein Spiel von außen nehmen zu können, ist doch noch mal was anderes, oder? Fehlt euch der direkte Kontakt zur Mannschaft?

Alex: Mir direkt schon! Mir tut es gut, nicht jeden Tag auf dem Platz stehen zu müssen, aber ich merke schon, dass mir das Kitzeln, auf dem Platz stehen zu können, schon sehr fehlt, werde doch aber bei den Spielen direkt dabei sein. Ich rede viel mit den Trainern und bin mit ihnen im Austausch. 

Wenn die Spiele wieder laufen, wird es nicht einfacher für euch. Wenn ihr zum Beispiel von oben etwas besser seht, aber nicht reagieren könnt.

Alex: Das ist eine Sache, die wir lernen müssen. Vielleicht gelingt es uns auch, mal ein Spiel von oben in Ruhe anschauen zu können. Ob das dann funktioniert und ich so ruhig bleiben kann, wird man dann sehen (lacht). Es kann aber auch gut sein, dass wir direkt mit dabei sind. 

Kevin: Ich kann mich da nur anschließen. Im Enddefekt tut es gerade ganz gut, etwas entschleunigt zu werden, was den Fußball angeht. Aber wenn die ersten Testspiele wieder losgehen, kribbelt es dann doch schon. Aber eigentlich verlagert sich unsere Verantwortung ja nur. Vorher waren wir nur für das Spiel verantwortlich, nun stehen wir in der Pflicht, was die Trainer gemeinsam mit uns daraus machen. 

Wann habt ihr mit dem großen Erfolg, Bundesliga.Aufstieg, gerechnet? Oder anders gefragt: War der Aufstieg eure Zielsetzung?....weiter gehts im morgigen zweiten Teil !

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