F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

26.01.2018 / 1. A-Junioren (U 19)

„Durch Willen und Investitionen eines jeden Einzelnen ist vieles möglich“

Teil 2 des Interviews mit Anto Galesic, Trainer unserer U19 (derzeit Tabellenzweiter der Regionalliga Nordost)

Aufgrund der „Umbauarbeiten“ an unserer Homepage hat sich die Veröffentlichung des zweiten Teils etwas verzögert

Du bist im letzten Sommer von Hertha BSC an den Siebenendenweg gewechselt. Was war der größte Unterschied?
 
Galesic: „Der größte Unterschied ist auf jeden Fall die Qualität der Spieler. Der zweite Punkt sind die Bedingungen. Und drittens natürlich die Anzahl an Trainingseinheiten. Bei Hertha BSC hatten wir immer 7 Trainingseinheiten pro Woche. Dazu gehörten Schultraining, Kraft- und Athletiktraining, Koordination und „Stabi“. Während man hier immer improvisieren muss, hat man dort ideale Platzbedingungen und kann mit den Spielern auch viele taktische Dinge machen. Hier hat man manchmal nur eine Platzhälfte zur Verfügung. Bei Hertha BSC konnte man aber auch individuell besser trainieren. Das ist hier aufgrund der vielen Mannschaften, die die Plätze natürlich auch benötigen, nicht möglich und es ist möglich, dass uns das in der Rückrunde einige Punkte kosten kann. Wir können uns hier nicht so sehr weiterentwickeln wie in den Leistungscentren. Die haben halt so viele Plätze, dass sie kontinuierlich trainieren können. Und es ist natürlich auch schwer, weil man so wenig Zeit hat.“
 
Du hättest also gar nicht die Möglichkeit, angesichts der großen sportlichen Chance, die Anzahl der Trainingseinheiten zu erhöhen?
 
Galesic: „Bei den Spielern ist es jetzt schon schwierig, fünf Mal zu trainieren. In der Vorbereitungs- und Ferienzeit haben wir immerhin „doppelt“ trainiert und sind auf sechs bis sieben Einheiten pro Woche gekommen. Da hatten wir auch Glück, dass wir den Platz an der Sachtlebenstraße alleine für uns hatten. Und ich glaube, dass wir von diesen sechs Wochen intensiver Vorbereitung „leben“. Da haben die Jungs sehr viel im taktischen Bereich gearbeitet und meine Philosophie aufgenommen. Erst haben wir Ballbesitz trainiert, dann das Umschaltspiel und in den letzten drei Wochen Pressing und Gegenpressing. Zurzeit können meine Jungs vier Mal trainieren, die fünfte Einheit wird schon schwierig, weil einige ihren Führerschein machen oder für Klausuren lernen müssen. Sie können einfach nicht mehr machen. Bei den Bundesligavereinen werden die Spieler 24 Stunden betreut, man kann individuell mit jedem Einzelnen viel besser den Kontakt halten, auch mal private Dinge besprechen. Hier kommt man zum Training und ist anschließend wieder weg.“
 
Gab es eine Partie in dieser Spielzeit, von der Du sagst, da haben wir leichtfertig Punkte hergegeben?
 
Galesic: „Das war definitiv die Partie gegen den Halleschen FC. Wir haben dreimal geführt (1:0, 2:1, 3:2) und kassieren drei Standardtore, drei Kopfbälle. Und das letzte Tor fällt in der vierten Minute der Nachspielzeit. Das war sehr ärgerlich. Hier haben wir sehr leichtfertig die Kopfballtore zugelassen.“
 
Abgesehen einmal vom 1. FC Magdeburg, welches Team schätzt Du als stärksten Konkurrenten ein?
 
Galesic: „Ich denke, der Hallesche FC wird der stärkste Konkurrent sein, weil sie die kompakteste Mannschaft waren, gegen die wir bisher gespielt haben. Die waren in ihrer Entwicklung einfach schon sehr weit. Aber auch bei Energie Cottbus, dort haben wir 3:1 gewonnen, war eine klare Spielphilosophie zu erkennen. Sie sind sehr als Team aufgetreten, das ist etwas, was ich sehr schätze.“
 
Schielt ihr auf Platz 1 oder wollte ihr eher Platz 2 nach hinten absichern? Das von euch vor der Saison ausgerufene Ziel „Top 5“ wäre jetzt ja wahrscheinlich eher eine Enttäuschung für euch. Habt ihr eine neue Zielsetzung ausgerufen?
 
Galesic: „Ich als Trainer versuche die Jungs von Spiel zu Spiel zu motivieren. Ich versuche ihnen immer wieder zu vermitteln, welche Qualität sie haben. Und das wir diesen Platz, auf dem wir zurzeit stehen, auch verdient haben. Wir stehen ja nicht dort, weil wir nur Glück hatten, sondern weil wir uns das durch harte Arbeit und Qualität erarbeitet haben. Wir wollen natürlich weiter oben mitspielen und werden auch versuchen, den 1. FC Magdeburg im Rückspiel zu ärgern. Das habe ich meinen Jungs nach der 0:2-Niederlage in Magdeburg auch gleich nach dem Schlusspfiff gesagt: „Jungs, wir müssen anerkennen, dass Magdeburg heute einfach stärker war.“ Sie waren uns nicht unbedingt spielerisch überlegen, aber sie sind als Team anders aufgetreten und waren auch physisch und athletisch stärker. Vielleicht hatte mein Team aber auch einfach zu viel Respekt, vielleicht haben einige gedacht „Oh, da kommt Magdeburg, die sind sicherlich nicht umsonst Erster.“ Aber Magdeburg war das einzige Team in der Hinrunde, das uns wirklich überlegen war. Aber nochmal zu deiner Frage: Natürlich wollen wir die ärgern. Für mich ist wichtig, dass wir kontinuierlich von Spiel zu Spiel denken und immer unsere Leistung bringen. Wir wollen nicht pausenlos auf die Platzierung schauen, aber wenn sich die Chance bietet, oben zu bleiben und um den Aufstieg zu spielen, nehmen wir das gerne mit. Wir genießen das, aber wir beobachten uns ganz genau: „Sind wir soweit? Sind wir so gut? Sind wir so intelligent? Und vor allen Dingen, sind wir bereit, in jedem Spiel 100% zu investieren?“ Wenn wir bereit sind, bleiben wir oben. Wenn wir nicht bereit sind und Mannschaften wie Babelsberg 03 oder Tennis-Borussia unterschätzen, dann gehören wir nicht nach oben.“
 
Wie sieht euer Fahrplan in den nächsten Wochen aus? Wie werdet ihr die Rückrunde angehen?
 
Galesic: „Wir werden den Jungs vom 15. Dezember bis Anfang Januar freigeben, weil ich will, dass sie den Kopf vom Fußball frei bekommen. Das gehört einfach dazu, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich verbiete ihnen auch, Fußball zu spielen. Sie sollen von mir aus anderen Sport betreiben, nur nicht Fußball. Und dann haben wir mit dem Athletiktrainer ausgemacht, dass wir vom 4. Januar bis zum 13. Januar den Jungs individuelle Programme geben. Am 15. Januar beginnen wir dann mit der Vorbereitung. Unser Start in die Rückserie ist am 25. Februar, bis dahin haben wir sechs Wochen zusammen Training gehabt.“
 
Ist es nicht schon erstaunlich, dass ein Amateurverein im Konzert der Profivereine mit ihren Nachwuchsleistungszentren um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielt?
 
Galesic: „Wenn man die letzten Jahre verfolgt hat, gab es immer wieder Berliner Mannschaften, die nicht zu den Profis zählten, aber den Sprung in die Bundesliga geschafft haben. Sie spielten dort immer gegen den Abstieg. Man muss sehr viel investieren, aber auch Glück haben und kämpfen, um gute Jungs zu bekommen. Was vielmehr entscheidend ist: Man muss sehr hart arbeiten. Von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag und von Woche zu Woche. Das Gesamtpaket muss passen, um oben mitzuhalten. Gegen Magdeburg, Cottbus, Jena oder Erfurt ist es einfach schwer mitzuhalten. Aber ich habe den Glauben, dass durch ein gutes Konzept, durch Willen und Investitionen eines jeden Einzelnen vieles möglich ist.“

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