04.10.2021 / Verein
Die Jugend ist unsere Zukunft – das ist ein traditionelles und gewichtiges Leitmotiv unseres Klubs. Natürlich ist es in erster Linie sozial gemeint, aber darüber hinaus hat es auch eine sehr wichtige fußballerische Komponente.
Micha, der hier wie seine Frau Geli nur mit Spitznamen genannt werden will, kann gut erklären, was das eigentlich meint. Denn unser derzeitiger U12-Trainer kümmert sich auf Bitten unseres Jugendleiters Kiki seit dieser Spielzeit auch intensiv um den wichtigen Kleinfeldbereich der E- und D-Jugendmannschaften.
„Wir wollen künftig noch durchlässiger zwischen den Teams werden, wollen den Austausch zwischen Leistungsteams und unteren Mannschaften weiter fördern, intensivieren und möglichst nachhaltig machen“, sagt Micha. Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet: Es gehe einfach darum, das große Potenzial von Hertha 03 mit seinen enorm vielen Mannschaften noch besser zur Geltung zu bringen. Denn spätestens auf dem Großfeld sind oft viele der Top-Spieler woanders hingewandert, zu Hertha BSC, Union oder anderen Akademie-Vereinen – und dann wird es schwierig, nur mit eigenen Talenten „ganz oben mitzuspielen“, wie Micha sagt.
Er führt aus: „Umso so größer wir den Pool von Spielern machen, die wir dann besser ausbilden wollen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf dem Großfeld auch Teams haben, die mit unseren Jungs und Mädchen gespickt sind.“ Natürlich, das wissen alle, die im Jugendfußball tätig sind, wird es nur mit der eigenen Jugend im oberen Leistungsbereich auch nicht gehen.
Einige Dinge sind schon auf dem Weg, andere folgen: So gibt es einen Leitfaden für das Kleinfeld, einen Leitfaden für Trainingsmethoden, die vor allem den Trainern in den unteren Teams helfen sollen. Micha nennt ein Beispiel: „Mit der neuen Torwartregel ist es manchmal so, dass der Torwart den Ball zu dem kräftigsten Mitspieler spielt und der kickt ihn dann weit nach vorne. Das wollen wir natürlich nicht, wir wollen spielerische Lösungen finden, von hinten heraus kombinieren, mutig sein.“
Was schon früher nicht immer leicht war, soll nun besser klappen, nämlich die Kommunikation zwischen den Trainern aus Leistungsmannschaft und zweiter Mannschaft. Besonders vorbildlich klappt dies zum Beispiel gerade zwischen der U13 von Andreas und der 3-D, der zweiten Jahrgangsmannschaft, von Sebastian. Aber auch woanders.
Micha und Kiki wollen möglichst erreichen, dass es alle zwei Monate Jahrgangssitzungen gibt, in denen sich die Trainer:innen zu den jeweiligen Entwicklungs- und Leistungsständen von Spielern austauschen.
Micha selbst ist in dieses Ehrenamt hineingerutscht wie vermutlich viele: als Vater zweier Söhne, die Fußball spielten. Bei Concordia Britz, TSV Rudow und Schwarz-Weiß Neukölln hat er Jugendteams trainiert; selbst hat er auch lange gekickt. Als er seinen Trainerschein machte, hat ihn ein „03“er angesprochen und ihm erzählt, dass Hertha Zehlendorf immer gute Trainer suche. Und so kam er hierher, das war 2015, trainierte den 05er Jahrgang, dann die 4.D, um schließlich jetzt eine U-Mannschaft zu betreuen und zu entwickeln. „Das ist eine große Ehre und eine große Freude“, sagt er.
Und Geli? Michas Frau lacht: „Naja, mitgefangen, mitgehangen!“ Sie hat die Teams als Betreuerin unterstützt, doch dann hatte jemand die Idee, zu fragen, ob sie nicht auch den Vereins-Shop machen wolle. Und sie wollte! Und so sind Micha und Geli in kurzer Zeit zu einem sehr festen Hertha-03-Inventar geworden, sie machen, wie andere auch, sehr wichtige ehrenamtliche Arbeit, ohne die der Verein gar nicht existieren könnte.
Geli sagt: „Schade ist ein bisschen, dass der Shop so weit weg vom Platz und im Keller des oftmals verwaisten Vereinshauses ist.“ Sonst käme vielleicht der eine oder andere mehr in den Shop. Sie weist darauf hin, dass dort nicht immer alles vorhanden sei, sondern eher Klamotten für die Kinder- und Jugendlichen. „Und man kann nur in bar bezahlen“, betont sie.
Micha wiederum freut sich darauf, die Arbeit mit den anderen Trainern zu intensivieren. Er selbst hat seine eigene Philosophie, wie er mit den Kindern umgeht: „Ich versuche, sehr individuell auf sie einzugehen, denn jeder ist anders.“ Trotzdem legt er Wert auf Disziplin und findet, dass auch ein gewisses Maß an Druck und Drill nicht schade; es gehe aber immer darum, die Spieler ruhig, empathisch und positiv anzusprechen, sie zu pushen und zu fördern. „Man muss schon auch viel mit ihnen sprechen, erklären, sie motivieren, schließlich sind es Kinder.“
Die Stärken fördern und an den Schwächen arbeiten – so sieht das ideale Setting bei Micha aus, aber natürlich weiß er, dass es nicht immer ideal zugehen kann im Fußball-Jugendbereich. Trotzdem ist ihm das Fördern sehr wichtig; gerade im D-Jugendbereich kommen die Spieler in die Pubertät, manche schießen in die Höhe, andere bleiben noch klein. Auch darauf versucht Micha einzugehen, indem er spezielle motorische und kognitive Übungen einbaut und gerade auch mal ganz bewusst die Kleinen gegen die Großen spielen lässt.
Und was wünscht er sich von den Trainern? Micha weiß, dass hier jede Antwort auch dünnes Eis bedeutet, denn er will nicht andere kritisieren, sondern helfen. Aber manchmal sei es wichtig, dass der eine oder andere gerade in den unteren Mannschaften „ein bisschen das eigene Ego hintenanstelle und weniger den Staffelsieg als vielmehr die individuelle Entwicklung der Spieler im Blick hat“.
Dafür wiederum, weiß Micha, brauchen die Trainer:innen auch die volle Unterstützung des Vereins, „denn die müssen sich dann wiederum oft vor zu ehrgeizigen Eltern rechtfertigen“.