29.05.2024 / Verein
Schon vor der Trauerfeier konnte man nachvollziehen, warum er so beliebt war.
Die Familie, Freunde, Kollegen aus der Lenau-Schule, Bekannte, Vereins- und Verbandsmitglieder sind in die Kirche gekommen um ihm die letze Ehre zu erweisen.
Nach der Ansprache des Pfarrers, gab es noch Redebeiträge von Bernd Schultz (Präsident des Berliner Fußball-Verbandes), von Kamyar Niroumand (Präsident vom F.C. Hertha 03 Zehlendorf) und von zwei ehmemaligen Kolleginen der Lenau-Schule.
Hier die Rede von Kamyar Niroumand:
„Spielen, Spielen, Spielen!“
Erinnert ihr euch? Die Älteren unter uns tun das definitiv, denn wenn wir das gehört haben, wusste jeder: Otto ist da!
Otto lebte, um zu spielen, aber er lebte vor allem dafür, dass wir alle miteinander spielen. Als Mannschaft, als Verein, als Freunde, als Familie.
Ich erinnere mich noch genau an den Tag im Mai 2004, als wäre es gestern gewesen. Es war ein sehr schöner sonniger Tag.
Ich war gerade Präsident geworden und war in der Geschäftsstelle, als Otto auf einmal vor mir stand. Ihr wisst schon, in seiner typischen Art … Er sagte zu mir: „Kamy, komm, lass uns raus auf den Platz gehen.“
Wir gingen dann gemeinsam auf den Platz, im Stadion nebenan wurde gerade der Rasen gemäht, es roch nach diesem schönen Rasenduft, den wir Fußballer alle mögen. Wir blieben am Spielfeldrand stehen, umgeben von den Stimmen und dem Lachen der Kinder, beobachteten wir zusammen das Training einiger Jugendmannschaften; das Lachen und Rufen der Kinder erfüllte die Luft.
Als sich dann Otto auf einmal zu mir drehte, seine Hand auf meine Schulter legte und sagte: „Siehst du, wie glücklich die Kinder sind? Siehst du die strahlenden Gesichter? Siehst du, wie viel Freude sie haben? Siehst du, wie sehr sie das Spiel genießen?“
„Und weißt du, warum du hier bist? Warum du Präsident dieses großartigen Clubs bist?“
„Du bist hier wegen dieser glücklichen Gesichter. Wegen dieser Momente der Freude, die wir hier schaffen. Das ist es, was zählt.“
„Den Geist dieser Freude zu bewahren, zu fördern und zu schützen. Das ist der Kern unserer, deiner Mission.“
Diese Worte haben sich tief in mein Herz eingeprägt und werden dort für immer bleiben.
An diesem Tag vermittelte Otto mir nicht nur die Bedeutung des Präsidentenamtes, sondern auch, wie man eine Gemeinschaft führt, die sich vorwiegend aus ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt – mit echtem Engagement und tiefer Fürsorge.
Ja, für ihn war das Fußballspiel wichtig, aber nicht, dass ihr mich falsch versteht, er war auch, wie wir alle wissen, sehr erfolgsorientiert.
Durch seinen Ehrgeiz und Instinkt wurde Hertha 03 die erste Adresse für die Jugendarbeit in Berlin. Hertha 03 hat zahlreiche Meisterschaften und Pokalsiege gewonnen. Viele Profis und Nationalspieler sind durch die Schule unseres Vereins gegangen und haben damit Hertha 03 weit über die Grenzen von Berlin und Deutschland hinaus bekannt gemacht.
Mit dem Otto-Höhne-Haus gab Otto uns ein Heim und dem Verein ein Zuhause.
Ich weiß, manche mögen behaupten, Otto sei auch nicht gerade einfach gewesen.
Dem kann ich nur energisch entgegensetzen: Otto hat es sich nicht einfach gemacht. Er hat sich mit Politikern und Ämtern auseinandergesetzt, um die Interessen der Vereine und Schulen zu vertreten. Er ist dahin gegangen, wie wir Fußballer sagen, wo es weh tut.
Denn er wollte mehr. Er wollte mehr als nur ein einfacher ‚Fußball-Verein‘ sein; er sah in H03 nicht nur einen Ort des sportlichen, sondern auch des persönlichen Wachstums.
Otto lehrte uns mehr als nur Fußball; er lehrte uns den Wert der Gemeinschaft. Er betonte, wie wichtig es ist, nicht nur nebeneinander, sondern miteinander zu kämpfen, sich gegenseitig zu stärken. Das, so sagte er, macht wahre Mannschaften aus. Er hat uns gezeigt, dass echte Stärke in der Einheit liegt, nicht in individuellen Leistungen.
Denn sein Engagement ging weit über das Spielfeld hinaus – er unterstützte uns in jeder Lebenslage, forderte uns heraus und förderte unser Wachstum. Otto hat in uns allen nicht nur das Beste im Sport, sondern auch im Leben hervorgebracht.
Für ihn waren das alles nicht nur Lippenbekenntnisse; er ging voran. Und wie er voran ging. Mit Mut. Mit viel Mut.
In einer Zeit, als Deutsche aufgrund ihrer historischen Last nicht überall willkommen waren, bereiste Otto mit den Mannschaften von H03 die Welt. Und das muss man sich jetzt einmal auf der Zunge zergehen lassen: in Zeiten vor dem Computer, vor dem Internet, ohne EasyJet und Booking.com.
Doch das hielt ihn nicht zurück. Während andere Vereine noch nicht einmal wussten, wie man ‚Internationalisierung‘ buchstabiert, packte Otto bereits seine Koffer – und unsere dazu. Er führte uns, seine Spieler und Freunde, hinaus in die Welt, um ihre unermessliche Vielfalt und Schönheit zu entdecken.
Auf diesen Reisen, die weit über die üblichen Pfade hinausgingen, öffnete Otto uns die Augen für neue Kulturen und Gemeinschaften. Er lehrte uns Verständnis und Respekt – Eigenschaften, die ein tiefes, bleibendes Verständnis für die Welt in uns prägten. Gleichzeitig zeigte er anderen Völkern, dass die Deutschen eigentlich ganz nett sind.
Diejenigen unter uns, die das Privileg hatten, an seiner Seite zu reisen, sprechen noch heute von diesen Erlebnissen als Wendepunkten in ihrem Leben, die sie nachhaltig geformt haben.
Wie er auch mich geformt hat: Otto war und bleibt für immer mein Vorbild.
Jetzt, wo Otto nicht mehr unter uns weilt, sollten wir uns fragen: Welchen Beitrag möchten wir leisten, um die Leben von Menschen in unserem Verein nachhaltig und positiv zu formen?
Wie werden sich die Menschen an uns erinnern?
Als Erben der Werte unseres Ottos? Des Miteinanders und Füreinander?
Lasst uns mit Stolz Ottos Erbe weitertragen: das Erbe der Gemeinschaft. Er hat uns vorgelebt, wie wertvoll es ist, für die Mannschaft, den Verein und die Gesellschaft da zu sein. Diese Werte sollen in unseren Herzen und Köpfen weiterleben.
„Spielen, Spielen, Spielen!“
Danke Dir, lieber Otto, danke für alles. Für dich, für uns werden wir weiter: „Spielen, spielen, spielen!"
Nach der Trauerfeier traffen sich noch viele in seinem "Otto-Höhne-Haus" zu einem Trauerkaffee.
Alle waren sich einig, dass dieser Tag ein ganz Besonderer war!