F.C. Hertha 03 Zehlendorf

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22.05.2021 / Verein

Eine Ära geht zu Ende…

Manuel Gräfe beendet heute seine Bundesliga-Karriere

Der Autor dieser Zeilen ist passionierter Marathon-Läufer. Seine Bestzeit von 3:09:10 lief er mit 48 Jahren, was längst nicht zur Weltspitze zählt, aber doch für einen ambitionierten Hobbysportler in diesem Alter durchaus ein passables Ergebnis ist. Man gehört damit beim Berlin-Marathon, der zu den größten Laufveranstaltungen der Welt zählt, zu den besten 5% des Läuferfeldes. Was das mit Fußball zu tun hat?

Nun, für Manuel Gräfe, DFB-Schiedsrichter und unserem Verein angehörig, ist heute Schluss. Aber nicht etwa, weil seine Leistung nicht mehr stimmt oder er dem Tempo nicht mehr folgen kann, sondern weil er die Altersgrenze von 47 Jahren erreicht hat. Am 21. September 2021 wird Manuel Gräfe 48. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ nannte dieses Vorgehen des DFB unlängst „unflexibel und antiquiert“. Fast möchte man meinen, wie sollte es bei diesem Verband auch anders sein. Otto Rehhagel, Bundesliga-Urgestein als Spieler und viele Jahre erfolgreicher Trainer, betonte immer wieder, dass es bei ihm „keine jungen oder alten Spieler gibt, sondern nur gute oder schlechte.“ Tatsächlich scheint für den DFB der reine Leistungsgedanke nicht zu zählen – und das im Leistungssport. Die Begründung: Gräfe würde damit das Nachrücken talentierter, jüngerer Unparteiischer blockieren. Vielleicht wäre der DFB besser beraten, einigen weniger souveränen Spielleitern mal eine Pause zu gönnen, ebenso wie Spieler, die sich in einem Leistungsloch befinden, mal eine Verschnaufpause auf der Wechselbank erhalten.

Gräfe, in der Saison 2010/11 vom DFB als bester Schiedsrichter der Liga ausgezeichnet, leitete seit 2004 288 Spiele in der Ersten Bundesliga. Zu den Höhepunkten zählt die Leitung des DFB-Pokalfinales 2013 Bayern München gegen VfB Stuttgart, in dem die Münchener ihr erstes Triple perfekt machten. Von 2007 bis 2018 agierte Gräfe auch auf FIFA-Ebene.

Aufmerksamkeit wurde Manuel Gräfe zuletzt zuteil, als der Argentinier David Abraham am 17. Januar 2021 in Diensten von Eintracht Frankfurt nach seinem letzten Profi-Einsatz sein Trikot mit Manuel Gräfe tauschte. Unvergessen bleiben auch die Statements der Spieler vom SC Freiburg und der TSG Hoffenheim, die sich gemeinsam für eine Weiterbeschäftigung Gräfes aussprachen. Dabei war es zuvor in der Partie mit strittigen Szenen durchaus hitzig zugegangen. Die Art aber, wie Gräfe (nicht nur in dieser Partie) mit den Spielern umging, hat bei den Akteuren großen Respekt hervorgerufen. Auch bei der Tagung der Bundesliga-Manager im April, wurde DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich gefragt, ob man an den brisanten letzten Spieltagen Gräfe nicht öfter einsetzen könne.

Doch der DFB scheint hart zu bleiben. Verzichten muss man in den nächsten Wochen aber nicht ganz auf den beliebten Unparteiischen. Das ZDF, bei dem er am letzten Samstag im Aktuellen Sportstudio einen souveränen Auftritt hatte, holte ihn als Experten für die EM-Berichterstattung.

Lieber Manuel, der Verein ist stolz auf Dich und bedankt sich für Deine herausragenden Leistungen als Schiedsrichter.

In Deinem neuen Betätigungsfeld wünschen wir Dir viel Erfolg…

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