F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

28.10.2021 / Verein

Das Club-03-Bistro und seine Wohlfühlgeheimnisse

Wie Joe Nowak seinem Vater folgte und mit der „guten Seele“ Kerstin den Laden schmeißt

Das Wohnzimmer eines Fußball-Klubs ist einerseits natürlich immer das Spielfeld - andererseits ist es der Ort, an dem sich die meisten Mitglieder ganz automatisch einfinden: Und das ist ohne Zweifel das Club-03-Bistro auf dem Vereinsgelände. Denn egal ob Sieg, Niederlage oder Unentschieden, ob Regen oder Sonne, ein heißer Kaffee, ein kühles Bier oder eine tröstende Riesenpommes mit Ketchup und Mayo oder ein Monster-Slush gehen eben immer.

An diesem Ort, zwischen Kabinentrakt, Stadion und Kunstrasenplätzen gelegen, ist immer etwas los, es wird geplaudert, es werden alte Bekannte wiedergetroffen, Spiele analysiert, Abschiede gefeiert, Willkommenslagen gegeben oder den Kindern mit Eis oder Brezeln eine Freude gemacht. Jeder kennt das Bistro, aber kaum jemand nimmt seine wahre Bedeutung zur Kenntnis.

Das Bistro, ob innen am Tresen und an den Tischen oder auch außen mit seiner „offenen Küche“ und dem Verkaufsfenster ist ein Ort, um sich wohlzufühlen, ein Stammplatz sozusagen; und in diesem Sinne ist Joe Nowak, 23 Jahre alt und Bistro-Chef, nicht nur der Stammplatzverantwortliche von Hertha 03 Zehlendorf, sondern quasi auch eine Art Wohlfühlverantwortlicher. Gerade in Corona-Zeiten, in denen auch das Vereinshaus am Siebenendenweg leiden musste, ist das Bistro sozusagen der natürliche Treffpunkt.

Joe Nowak hat selbst gar keinen Fußball gespielt, lieber Basketball, Tennis oder er hat geturnt, und mittlerweile ist er seit vielen Jahren ein begeisterter Boulderer, also ein Kletterer ohne Seil oder Gurt. Aber auf dem Platz hier in Zehlendorf, im Bistro, oder auch mal auf dem Bierwagen, stand er von Kindheitstagen an, denn bevor Joe nun den Laden als Verantwortlicher übernommen hat, hat Vater Jens das Bistro aufgebaut und den Junior sozusagen angelernt.

An die alten Zeiten ohne 03-Bistro können sich nicht mehr viele erinnern, aber tatsächlich war es lange so, dass auf dem Weg vom Eingang zu den Kabinen auf Höhe der Mittellinie ein Imbiss-Wohnanhänger stand, der quasi die Platzversorgung mit Genehmigung des Bezirksamtes sicherstellte. Kamy Niroumand, unserem Präsidenten, gefiel diese Lösung nie besonders gut, und so setzte er sich beim Bezirksamt dafür ein, dass es eine andere, eine viel schönere Lösung gab.

Jens Nowak, der Papa von Joe, war im Oktober 2004 dann der erste Pächter des neuen Bistros. Nach und nach baute er den Ort zu dem aus, was er heute ist: ein Treffpunkt eben, wo Vereinsleben stattfindet. „Wir waren erst ein Fremdkörper, mussten in den Verein hineinwachsen, das haben wir geschafft“, sagt Jens Nowak heute. Denn damals gab es auch noch keine Fußball-Schule, keine großen Jugend-Turniere, wo das Bistro dann auch für die Versorgung zuständig war. Auch den Grillstand mit den Bratwürsten gab es anfangs nicht, heute ist er eine Institution und nicht mehr wegzudenken aus dem Vereinsbild.

Nowak sagt, sein größter Lohn sei immer ein Lob gewesen: „Wenn Leute zum Beispiel nach einem Turnier gekommen sind und haben gesagt, Mensch, hat Spaß gemacht bei Euch.“

Joe Nowak wiederum hätte auch studieren können oder andere Dinge machen, aber er hat sich für das Bistro entschieden, er sagt: „Ich mache das, worauf ich Lust habe. Und im Moment passt das super.“ Ihm geht es auch darum, ein Leben zu führen, in dem man Zeit für sich hat neben der Arbeit. Er sagt: „Ich brauche nicht viel, aber was ich brauche, das ist auch Zeit für mich und meinen Sport, das Bouldern.“

Also steht er früh auf, geht trainieren und steht dann an manchen Nachmittagen in der Woche am Tresen, vor allem aber an den Wochenenden, die in der Saison immer Groß-Wettkampftage sind und Akkord-Arbeit bedeuten. Das Vereinsleben kennt er nicht nur vom Vater und dem Bruder, der wiederum viele Jahre in der Jugend im Verein gekickt hat, sondern auch aus vielen Gesprächen, die man eben an diesem Ort führt; vor allem mit den Stammgästen, älteren Mitglieder, die schon gefühlt ihr ganzes Leben im Klub sind. „Dadurch lernt man erst, wie wichtig ein gutes Vereinsleben ist, wie wichtig die Plauderei und der gemeinsame Austausch sind“, sagt Joe.

Joe kümmert sich um das Große und Ganze, um die Einkäufe, die Buchhaltung,  trägt die Verantwortung. Doch ohne die wichtigste Person im Laden liefe gar nichts. Joe grinst: „Kerstin ist die Seele des Ganzen, sie ist die Beste, sie ist die wichtigste Stütze hier, zuverlässig, pünktlich und irgendwie immer da. Sie ist absolut Gold wert.“

Kerstin ist die einzige Angestellte des Mini-Betriebs. Und tatsächlich gehört sie auch mit ihren Sprüchen zum Inventar wie die Platzwarte nebenan, sie ist nicht wegzudenken, immer hilfsbereit und ausgestattet mit viel guter Laune, starken Nerven und einer hohen Belastbarkeit. Wer jetzt aber denkt, Kerstin ist eine Fußball-Mama und so in den Job gerutscht, hat sich getäuscht: Sie hat sich seinerzeit regulär beworben, Jens Nowak fand ihre Bewerbung unter vielen die beste. „Das könnte passen“, hat er zu seiner Frau gesagt, die wiederum hatte die Bewerbung von Kerstin herausgefischt und ihm vorgelegt. Und siehe da: Es passte. Und passt bis heute gut.

Joe mag den Wechsel aus Betriebsamkeit und Ruhephasen, auch er, der früher eher ruhiger war, hat jetzt immer einen guten Spruch auf Lager; ohnehin ist er trotz seines jungen Alters jemand, der sehr klar hat, was ihm wichtig ist. Vor sechs Jahren, 2015, war er für ein Jahr in Neuseeland, als er wieder kam, war er nicht nur um einige Erlebnisse reicher, sondern auch selbstbewusster, selbständiger, jedenfalls findet er: „Man sollte jeden Tag gut leben in einem Sinne, dass man sich nicht zu viele schwere Gedanken, nicht zu viele Sorgen macht.“ Man sollte sich eher trauen, das zu machen, was man wirklich wolle, also seinem Herzen folgen.

Bouldern und Bistro – für Joe passt das, auch wenn er nicht ausschließt, dass irgendwann einmal etwas anderes kommen könnte. Aber, wie gesagt, er macht sich erst einmal keinen Kopf, sondern fühlt sich wohl mit dem Leben, das er gerade führt.

Für den Klub ist das eine gute Nachricht: So kann der Wohlfühlverantwortliche seinen Job am besten nachgehen.

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