F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

22.03.2022 / Verein

Berliner Schiedsrichter auf ukrainischer Hilfsaktion

Unser Schiedsrichter-Obmann Volker Philippi organisierte innerhalb kurzer Zeit eine Hilfsaktion und reiste an die ukrainische Grenze. Ein Erfahrungsbericht.

Volker Philippi vor dem Bus mit Hilfsgütern

Zuerst möchte ich allen Helfer:innen, Spender:innen und Sponsor:innen recht herzlichst für die großartige Unterstützung danken.

Hervorheben möchte ich hier:

  • Rolf Erfurt, Valerie Buchwinkel und Maximilian Severin von der BVG für ihre Unterstützung und Bereitstellung eines Sprinters sowie eines 7,5t-LKWs.
  • Den Berliner Fußball-Verband e.V. für die Bereitstellung des 9-Sitzer-Bus.
  • Hertha 03 Zehlendorf und die Familie Look für die Bereitstellung eines Sammelplatzes.
  • Anatoli für die Bereitstellung eines 7-Sitzer sowie die Begleitpersonen: Ewa, Judith, Arne, Marcel und Volker.

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Wie kam es eigentlich zu dieser Aktion?

Meine Frau und ich waren in Spanien und sie bekam eine Nachricht, dass für die Flüchtlinge in Polen für die Unterkünfte gesucht werden. Da in ihrem Elternhaus eine Wohnung leer steht, beschloss sie spontan zu helfen.

Da ich als Schiedsrichter gut vernetzt bin, schickte ich eine Mail los. Arne, ein neuer Schiedsrichter und Trainer bei Hertha 03 Zehlendorf, verteilte diese Mail dann noch in seinem Bekannten- bzw. Elternchat und dieses tat auch Judith Look, dessen Mann, Matthias Look, ebenfalls Schiedsrichter bei Hertha 03 ist. Wir alle ahnten nicht, wie riesengroß die Resonanz sein wird. Letztendlich sammelten wir in der Geschäftsstelle von Hertha 03, in der Wohnung von Familie Look und Familie Philippi wie verrückt Hilfsgüter.

Was nutzen Hilfsgüter, wenn die Logistik fehlt?

Spontan stellte die BVG einen Sprinter sowie einen 7,5t-LKW samt Fahrer zur Verfügung. Der Berliner Fußball-Verband stellte einen 9-Sitzer-Bus dazu. Am Freitag, den 4. März 2022 wurden alle Fahrzeuge bis zum Rand vollgeladen. Es passte nichts mehr rein. Nun wurde von mir der Ablaufplan kommuniziert. Arne und ich fuhren mit dem 9-Sitzer, Rolf und Marcel mit dem 7,5t-LKW sowie Valerie und Maximilian mit dem anderen Sprinter der BVG. Ziel war Olszyna in Polen, der Heimat meiner Frau.

Erstes Ziel: Polen

Wir trafen uns alle am Samstag, den 5. März 2022 um 05:30 Uhr auf dem ersten Parkplatz hinter dem neuen Flughafen und nahmen die 270 km lange Fahrt nach Polen in Angriff. Als wir in Polen ankamen, erwarteten uns schon freiwillige Helfer:inne der dortigen Feuerwehr und wir entluden alle Fahrzeuge innerhalb von 2 Stunden. Ein riesengroßes Dankeschön sowie eine persönliche Begrüßung des Bürgermeisters vollendeten diese Fahrt. Alle Hilfsgüter, die wir in Polen ließen, werden von dort dann zu den Hilfsbedürftigen in Polen verteilt. Nach einem kleinen Imbiss und einem Kaffee mussten Rolf, Valerie, Maximilian und Marcel die Rückreise antreten - Rückgabe der Fahrzeuge.

VIELEN DANK AN EUCH!

Wie ging es nun weiter?

Arne und ich gingen zu dem Elternhaus meiner Frau. Ein Essen sowie Kaffee erwartete uns schon. Anschließend machten wir für einige Stunden die Augen zu, denn wir warteten Ewa, Judith und Anatoli, welche mit einem weiteren Auto und einem 7-Sitzer anreisten – auch vollgepackt mit Hilfsgütern. Sie kamen gegen 20:30 Uhr bei uns an. Arne, Anatoli und ich fuhren zum Abladen und anschließend wieder zurück. Nach einer Stärkung ging es dann mit dem 7- und 9-Sitzer zur Ukrainischen Grenze, 680 km entfernt in die Ortschaft: Medyka

Im Gepäck hatten wir Medikamente, Windeln, Essen, Hygieneartikel sowie warme Kleidung -beide Fahrzeuge wieder randvoll. Als wir am Sonntagmorgen gegen 7:00 Uhr eintrafen, wurden wir von der Realität überrollt. In den Nachrichten dies zu sehen ist schön und gut, aber die Realität ist nochmal völlig anders. Wir fuhren zu verschiedenen Lagern und gaben dort unsere Hilfsgüter ab. Alles, was dort gesammelt wird, wird am Wochenende mit Konvois zu Verteilerzentren in die Ukraine transportiert. Unzählige Ehrenamtliche, Polizei und Militär sind dort vor Ort. Auch Kinder, die sogar Süßigkeiten ablehnten. Wir gingen dann in eine große Halle und ließen uns als Fahrer registrieren. Jeder der Flüchtlinge mitnehmen wollte, musste dieses tun. Bei der Ausfahrt wird dies vom Militär bzw. Polizei strengstens kontrolliert. Auf dem Vorplatz sind unzählige Ehrenamtliche, die Essen kochen und verteilen. Dieses wird alles gesponsort. Aus Rothenburg ob der Tauber war ein Gastronom mit seinen Mitarbeitern und einer Gulaschkanone vor Ort. Sie blieben eine Woche. Wir sahen sehr viel Leid und man musste schon starke Nerven besitzen, um dies auch zu verkraften. Es gab Momente, da waren die Augen feucht. Ich kann Euch allen versichern, dass die Hilfsgüter auch an die entsprechenden Stellen und Personen weitergeleitet werden, die sie dringend benötigen.

Die Rückreise

Nach der Registrierung konnten sich bei Ewa eine Mutter mit drei Kindern und bei uns eine Mutter mit einem Kind im Wagen bequem machen. Es lagen ja noch ca. 1000 km vor uns.

Judith, Arne und Anatoli fuhren mit zwei Frauen und einem Kind zurück.

Unsere gemeinsame Fahrt endete hier an der Grenze zur Ukraine, da wir nach Olszyna noch das Auto meiner Frau abholen mussten. Alle Flüchtlinge sind wohlbehalten und todmüde hier in Berlin angekommen. Einige wurden am Hauptbahnhof abgeholt, einige fuhren weiter nach Hamburg und die letzte Gruppe wurde hier in Berlin aufgenommen.

Nun möchte ich zum Schluss kommen und Euch allen mitteilen: Wir hoffen, dass es nie zu einer solchen Situation hier bei uns kommen wird. Das Leid war und ist sehr groß. Das, was wir machten, ist nur ein Tropfen auf einem heißen Stein.

Bleibt alle gesund!

Volker Philippi

SR-Ansetzer Freizeit
SR-Lehrstab
SR-Obmann Hertha 03 Zehlendorf


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