F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

30.12.2021 / Verein

20 Jahre Geschäftsstelle - Zippo geht von Bord…

Er bleibt aber dem Verein und der 1. Männer erhalten

Foto: Kerstin Kellner

Die meisten, die schon länger im Verein sind, werden es ab dem 1. Januar etwas seltsam finden, wenn sie die Geschäftsstelle betreten. Sie werden denken: Irgendetwas fehlt. Sie werden, wie gewohnt, nach dem Eintreten nach links über den Büro-Tresen gucken, und dann wird dort auf dem Platz einer nicht mehr sitzen: Zippo!

Nach 20 Jahren als Leiter der Hertha-03-Geschäftsstelle hört Zippo auf, allerdings nur hier, nicht gänzlich im Verein, aber dazu später.

Er selbst ist gerade am meisten darüber verwundert, weil er noch mit seinem eintrainierten Zeitgefühl zu kämpfen hat; wenn er morgens aufsteht, denkt er: „Ich fahre gleich los zur Geschäftsstelle!“ Und dann fällt ihm ein, „ach nee, brauche ich ja gar nicht“.

Man hört es ihm an, dass er sich da wie ein Spitzensportler abtrainieren muss, lernen, anders den Tag zu begehen, andere Aufgaben wahrzunehmen. Aber eines weiß er ganz genau, und das, sagt er, solle man auch schreiben: „Mir hat diese Aufgabe immer große Freude bereitet, es hat super viel Spaß gemacht, und ich habe es sehr gerne gemacht.“

Vor ein paar Jahren, in einem Porträt für den Tagesspiegel, hat er seine Verbindung zu unserem Verein so ausgedrückt: „Hertha 03 Zehlendorf ist mein Leben.“ Um diesen Satz zu verstehen, muss man ein bisschen tiefer eintauchen in das 03er Herz von Zippo, dessen richtigen Namen Michael Stüwe-Zimmer im Verein vermutlich gar nicht so viele kennen.

Er war sieben Jahre alt, als er zu Hertha 03 kam, die Oma brachte ihn, damals gleich in die D-Jugend, weil es keine jüngeren Mannschaften gab. Hat man halt vier Jahre in der D gespielt. Zippo erinnert sich, wie er damals mit seiner Oma in die Onkel-Tom-Halle in der gleichnamigen Straße musste, dort durfte man sich anmelden. „Man konnte sich anmelden, ohne eine Mannschaft zu haben. Heutzutage geht das gar nicht mehr, weil viel zu viele zu uns wollen und selbst wir nicht ausreichend Mannschaften haben.“ Wobei: „Die Mannschaften wären nicht einmal das Problem, nur eben die fehlenden Trainer und Betreuer.“ Der Jugendleiter hat dann in den 60er Jahren bestimmt, wo man hinkommt, bei Zippo war es die 3D.

Aber was ihm viel mehr in Erinnerung geblieben ist, sind die gemeinsamen Stunden, der Zusammenhalt und Spaß, das pulsierende Vereinsleben. Es gab skurrile Situationen, zum Beispiel wenn alle Jugendmannschaften sich einmal in der Woche entweder in der Onkel-Tom-Straße oder im Jugendheim Brettnacherstraße trafen. Dort wurde verkündet, welche Mannschaft wo und wann und gegen wen spielt. „Und dann wurde immer einer ausgewählt, der einen Spielbericht schreiben musste, den man wiederum in der nächsten Woche vorzulesen hatte.“ Zippo lacht wieder: „Na ja, kann sich jeder vorstellen, was das für literarische Beiträge waren.“

Das ist das Vereinsleben, das Zippo über viele Jahre noch kannte. Auch deshalb ist er heute, das gibt er offen zu, „manchmal etwas resigniert“, wie das Vereinsleben heute aussieht und das nicht nur wegen Corona. „Damals kannte irgendwie jeder jeden, weil man sich eben nach den Spielen im Vereinshaus gesehen hat oder bei anderen Spielen auf dem Gelände geblieben ist.“

Die Geschäftsstelle ist im Prinzip die administrative Schaltstelle des Vereins, aber gleichzeitig immer auch ein Ort der Kommunikation und des Austauschs. Zippo findet, dass es „meistens humorvoll und kollegial“ zuging, was er nie mochte, auch das gibt es, „wenn Leute zur Tür reinkommen und gleich mit ihrer Kritik lospoltern“. Ein ordentlicher Umgangston sollte schließlich zur Vereinskultur gehören.

Eine andere Unsitte, die Zippo regelmäßig in Rage bringt, ist, wie er sagt, das „grundsätzlich schlecht machen“. Was er meint: Wenn mal jemand mit einem Trainer oder einer Mannschaft nicht klarkommt und den Verein wieder verlassen will, dann „ist immer gleich der ganze Verein schlecht oder wird schlecht gemacht“.

Meistens, das betont er, sei immer alles gut gewesen, aber es habe auch Ausreißer gegeben, so ist es zum Beispiel vorgekommen, dass ein Trainer mit der ganzen Mannschaftskasse durchgebrannt sei, die prall gefüllt war, weil für die Spiel- und Trainingsklamotten gesammelt worden war. Oder es gab einst einen Trainer, der in der Türkei ein Trainingslager buchte, dort angekommen, lacht Zippo, habe es aber gar keinen Platz zum Trainieren gegeben. Auch dieser Trainer machte sich mit der Kasse davon.

„Ausnahmen“, sagt Zippo und schüttelt den Kopf. „Es gibt halt‘ nichts, was es nicht gibt.“

Aber Zippo ist nicht nur Administrator gewesen, was manche Jüngere gar nicht wissen, er war auch ein richtig guter Kicker – und hat in der Bundesliga gespielt. Allerdings leider nicht mir unserem Klub, sondern mit Tennis Borussia.

Diese alten Zeiten, um das geradezurücken, waren auch nicht immer besser oder nur gut: Zum Beispiel hatte er in seinen Hochzeiten als Fußballer, Mitte der Siebzigerjahre, keinen Berater, keinen väterlichen Freund, keine Vertrauensperson, die ihn hätte zur Seite nehmen können und sagen: „Pass mal auf, Michael, du hast so viel Talent, jetzt beiß dich einfach mal durch!“ Heute sei das normal, fast jeder erfolgreiche Jugendspieler habe einen Berater. Was, das gibt er zu, auch nicht immer gut sei.

In seinem Falle aber wäre es hilfreich gewesen, findet er: Damals spielte Zippo nach vielen Jahren in der Jugend von Hertha 03 bei den lila-weißen Veilchen – erste Liga! Seine Mitspieler hießen Benny Wendt oder Volkmar Groß, und sein Trainer war Rudi Gutendorf, doch genau mit dem kam er nie zurecht. „der hat mir eigentlich den Spaß genommen“, sagt Zippo im Rückblick.

Da war es schnell Aus mit der Karriere. „Ich hatte gar nicht begriffen, wo ich damals schon war, nämlich in der Bundesliga.“ Mit 27 Jahren kam er zurück zu Hertha 03 und erinnert sich, was das Schönste war: „Damals haben wir viele Weltreisen gemacht auf Initiative unseres damaligen Präsidenten Otto Höhne. Das war unglaublich schön, und ich hatte einfach eine super tolle Zeit.“

Irgendwann war der eigene Sohn soweit, Louis, der heute in unserer aktuellen ersten Männer spielt. Und wie fast immer, wenn ein Vater mit seinem Sohn kommt, und der Jugendleiter wusste, dass der Vater Fußballer war, lautete die Frage: „Willst Du nicht auch Trainer machen…“ Es ist der Klassiker unter den Fragen, wie man als Elternteil ins Ehrenamt rutscht. Später wurde er von Uwe Jentschura gefragt, ob er nicht Jugendleiter werden wolle, was er einige Jahre war, und schließlich, vor 20 Jahren, übernahm er als festangestellter Mitarbeiter die Leitung der Geschäftsstelle.

Zippo ist jetzt 66 Jahre alt – aber noch immer voller Energie und Lust. Auch deshalb wird er weiterhin als „sportlicher Leiter“ der 1. Herren und Ansprechpartner für den Bereich Hummel in der Geschäftsstelle und auf dem Platz präsent sein. In seiner Abschiedsmail von der Geschäftsstelle schreibt er: „Vielen Dank für die vielen unvergesslichen Momente, die ich mit Euch zusammen hier erleben konnte; und vor allem dafür, dass wir so oft gemeinsam gelacht haben! Das hat mich jung gehalten.“

Wer jetzt in die Geschäftsstelle kommt, schaut leicht nach links und dort sitzt auch ein zumindest im Verein „alter Bekannter“: Andreas „Eisi“ Eisermann ist der neue Leiter und arbeitet dort schon seit rund einem dreiviertel Jahr in dieser Funktion. Mehr über Eisi im nächsten Text auf der Homepage…

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