F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

07.12.2015 / 1. Herren

Zehlendorfer vor der Herbstmeisterschaft!

Warwels 100. Spiel für Hertha 03 / Nun vor stimmungsvoller Kulisse gegen Altlüdersdorf?

Zehlendorfs Innenverteidiger Robert Schröder gab hinterher zu, dass ihn vor dem Anpfiff ein mulmiges Gefühl beschlich („Ich hatte es schwieriger als gegen Fürstenwalde erwartet“). Nicht zu Unrecht: Erstmals begab sich die „kleine Hertha“ als Tabellenführer auf Reisen. Hatte sie in den Wochen zuvor erfolgreich versucht, den „Ball flach zu halten“ und die Favoritenbürde von sich zu weisen, war die Ausgangslage bei dieser Konstellation eindeutig: Sie waren der klare Favorit – und hatten erstmals etwas zu verlieren. Erschwerend kam hinzu, dass die Gastgeber mit einem Erfolgserlebnis im Rücken in die Begegnung gingen: Sie hatten vor Wochenfrist in Seelow einen 0:2-Rückstand in ein 4:2 gedreht. Doch wie der Spitzenreiter anschließend auftrat, hatten selbst kühnste Optimisten nicht erwartet.

Präsident Niroumand hatte ebenfalls bedenken: „Mir macht eher Sorge, dass unser „Sechser“ „Maxi“ Obst ausfällt. Er ist so wichtig für die Mannschaft, gerade als kämpferisches Vorbild.“ Insbesondere nach dem 3:1 gegen Union Fürstenwalde hatten auch wir betont, wie wichtig Zehlendorfs „spiritus rector“ in der derzeitigen Verfassung ist. Dass sein Fehlen später kaum bemerkt wurde, zeigt einmal mehr, welch exquisite Qualität von der Bank der Berliner kommt. Schon in Wismar waren der Ausfall Özdals, Schröders und Warwels nicht sonderlich ins Gewicht gefallen. Es spricht für das taktische Geschick und das Gespür für die Möglichkeiten seiner Akteure wie Trainer Schatte das Gefüge immer wieder umstellt, ohne dass die Mannschaft von ihrem Stil abrücken muss.

Sollen wir noch etwas über die Flexibilität Dennis Dombrowes schreiben? Ob als Innenverteidiger, als Außenverteidiger oder nun auf der Position des Abfangjägers im defensiven Mittelfeld eingesetzt, lieferte er jeweils starke Leistungen ab. Da verwundert es wenig, dass die Verantwortlichen bei ihm den größten Leistungssprung im Vergleich zur Vorsaison ausmachten. Obwohl Schatte sich hartnäckig sträubt, einzelne Spieler hervorzuheben, dieses Mal machte er eine Ausnahme – und das gleich doppelt. „Miguel Unger hat sich in den letzten Wochen in die Mannschaft hineingespielt und heute eine sehr gute Partie geboten. Und von „Effi“ (Gakpeto) bin ich wirklich überrascht. Wie er seit Wochen spielt und kontinuierlich trifft, ist ganz stark.“ Für Statistiker: Gakpeto traf im fünften Punktspiel hintereinander – dazwischen schoss er noch sein Team in die nächste Runde des Pokals.

Doch auch die anderen Zehlendorfer knüpften an ihre Form der Vorwochen an: Darius Niroumand fiel nicht nur durch seinen technisch gekonnten Treffer zum 1:0 auf, Erdal Özdal und Robert Schröder bildeten ein Bollwerk in der Innenverteidigung. Fabien Thokomeni-Siewe wirkte stärker als vor Wochenfrist und beackerte mit dem wieder famosen Burak Mentes („Ich hatte nicht gedacht, dass es so leicht wird“) die rechte Seite. Mike Ryberg scheinen die Kräfte nicht ausgehen zu wollen und Wirbelwind Niclas Warwel kam mal über links, dann über rechts und war nur schwer auszumachen. Nur das Schießpulver scheint feucht geworden zu sein. Aber vielleicht hebt er sich seine Treffer auch nur auf, um am nächsten Samstag die „kleine Hertha“ zur Herbstmeisterschaft zu schießen. Nico Hinz wirkte wie immer: Strahlte Ruhe aus, meisterte das, was auf seinen Kasten kam, sicher und trug maßgeblich dazu bei, dass die Zehlendorfer vor allem im ersten Abschnitt von hinten gekonnt ihr Spiel aufziehen konnten. Die Einwechselspieler fügten sich nahtlos ein, Cüneyt Top belohnte sich sogar noch mit dem Treffer zum 4:0-Schlusspunkt.

Schwer zu fassen sind die Berliner aufgrund ihrer Ausgeglichenheit. Das gilt auch für die Torschützen. Mit Niroumand, Mentes, Gakpeto und Top trugen sich vier verschiedene Schützen in die Trefferliste ein. Da hilft es dem Gegner wenig, einfach nur Warwel oder Gakpeto jemanden auf „die Füße zu stellen“. Auf 13 Spieler verteilen sich die mittlerweile 36 Treffer.

Bemerkenswertes noch zu den Gastgebern vom Samstag: Vor der Partie wurde nicht nur die Mannschaftsaufstellung der Zehlendorfer fehlerfrei verlesen, man hatte sogar Niclas Warwels 100. Einsatz im Hertha 03-Trikot erwähnt. Das hatte Stil. Umso unverständlicher, dass später weder die Auswechslungen der Gäste noch deren Torschützen angesagt wurden. Hier drängte sich der Eindruck schlechter Verlierer auf, der sich in der Pressekonferenz noch verstärkte. Wunderbar passte da die Antwort von Zehlendorfs Trainer Markus Schatte auf den Einwurf, allen Treffern der Gäste sei eine Abseitsstellung hervorgegangen: „Ich glaube nicht, dass unser Schütze beim Elfmeter im Abseits stand.“

Auffällig, welchen Wandel die Berliner in Bezug auf ihre Ambitionen genommen haben. Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich. Wer wie sie die letzten Spiele in überzeugender Manier gewonnen und dadurch die Tabellenspitze erklommen hat, wäre auch wenig glaubwürdig, sich vor der letzten Begegnung nicht die Herbstmeisterschaft als Ziel zu setzen. „Das wäre auch ein völlig falsches Zeichen, schließlich haben wir es nun in der eigenen Hand“, wie Team-Manager Timo Steinert im Kabinentrakt verriet.

Wer hätte das zu Saisonbeginn gedacht!? Die Zehlendorfer haben am nächsten Samstag (13:00 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) die Chance, sich mit einem Sieg gegen die Gäste vom SV Altlüdersdorf die Herbstmeisterschaft zu sichern und auf einem Aufstiegsplatz zu überwintern. Was wir schon seit den späten Sommertagen schreiben: Spieltechnisch ist ihnen kein Team überlegen – im Gegenteil. Doch zu einer Spitzenmannschaft gehören noch andere Faktoren. Dass sie sich im Verlauf der letzten Monate diese angeeignet haben, ist eines der größten Verdienste von Trainer Markus Schatte und seinem Stab. Sie wirken fit, laufstark, spielfreudig und haben inzwischen eine gehörige Portion Selbstbewusstsein getankt. Für den kommenden Samstag wären zwei Dinge wünschenswert - Erstens: Die Zehlendorfer müssen ihre fast profihafte Einstellung bewahren und Zweitens: Verdient haben sie sich eine gehörige Unterstützung von außen. An die fantastische Stimmung von vor 14 Tagen anzuknüpfen, wäre auch einmal eine Aufgabe für das Zehlendorfer Publikum und die Vereinsmitglieder. 

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