F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

22.11.2015 / 1. Herren

Zehlendorfer beeindrucken in Wismar

Gakpeto setzt seine Trefferserie fort / Am Freitag Schlager gegen Union Fürstenwalde

„Es war schon unheimlich, welche Passsicherheit wir heute hatten.“ Clemens Riewe, Co-Trainer der Zehlendorfer, stand wenige Minuten nach Spielschluss noch unter dem Eindruck des Geschehens. Die „kleine Hertha“ hatte nach unruhigen Anfangsminuten eine beeindruckende Vorstellung geboten. Was sich seit den Spätsommertagen angedeutet hatte, wird inzwischen immer mehr zur Gewissheit: Die Zehlendorfer sind in der derzeitigen Verfassung ein Kandidat für den Meistertitel.

Dabei standen die Vorzeichen nicht günstig. Neben dem schon länger verletzten Robert Schröder mussten die Berliner noch auf ihren Kapitän Erdal Özdal (gelb-gesperrt) und Torjäger Niclas Warwel verzichten. Der sechsfache Torschütze hatte kurzfristig absagen müssen. Nimmt man noch die bisherigen Auftritte außerhalb der Stadtgrenze zum Maßstab (0:2 in Seelow, 0:3 bei Hansa Rostock) musste man Schlimmes befürchten. 

Die Ahnungen schienen sich zu bestätigen, als die Zehlendorfer, die zu Beginn so ihre Probleme mit der Lufthoheit der Gastgeber hatten, folgerichtig durch einen Kopfballtreffer nach zehn Minuten 0:1 in Rückstand gerieten. Wer aber nun mit einer Fortsetzung von „Pleiten, Pech und Pannen“  in fremden Gefilden gerechnet hatte, wurde eines besseren belehrt. Die in blau gekleideten Zehlendorfer steckten den Schock überraschend schnell weg. Wie sie insbesondere über die Außenbahnen die Hansestädter in Verlegenheit brachten, hinterließ bei den Zuschauern Eindruck. 

Über links harmonierte das Gespann Ryberg/Unger, rechts standen ihnen Top/Thokomeni in nichts nach. Besonders auffällig in der Phase unmittelbar nach dem Rückstand: Darius Niroumand. Gemeinsam mit „Maxi“ Obst, der erneut den Eindruck hinterließ, nach Kilometergeld bezahlt zu werden, trieb er zur Aufholjagd. Nicht zufällig gelang ihm der so wichtige Ausgleichstreffer - natürlich nach Eingabe von Dauerläufer Obst. Übrigens das erste Erfolgserlebnis außerhalb Berlins. Als wenig später „Effi“ Gakpeto seine Serie fortsetzte, er traf in den letzten vier Pflichtspielen jeweils einmal, überkam einen bereits das Gefühl: Hier wird heute nichts mehr „anbrennen“!

Zu „Effi“ Gakpeto sei noch folgendes anzumerken: Beeindruckend, wie ruhig er in vielen Szenen blieb, obwohl er wegen seiner Schnelligkeit und auch Gewandtheit oftmals nur mit unsauberen Mitteln gestoppt werden konnte. Wie er den dritten Treffer durch Miguel Unger vorbereitete war eine Augenweide.

Miguel Unger zeigte sich erst einmal „zufrieden, von Anfang an spielen zu dürfen.“ Wie er sich auf der linken Seite mit dem auch wieder starken Mike Ryberg präsentierte, dürfte Trainer Markus Schatte das Gefühl geben, sich auch auf die verlassen zu können, die bisher häufig hinten anstanden. Wie wir schon kürzlich geschrieben haben: Es beginnen die Wochen des „zweiten Anzugs“. Zwar kehrt Erdal Özdal rechtzeitig zum Spitzenspiel gegen Fürstenwalde wieder ins Team zurück, doch stehen mit Niclas Warwel und Dennis Dombrowe (beide vier gelbe Karten) erneut zwei Leistungsträger vor einer Sperre. 

War vor 14 Tagen über die Vielseitigkeit Dennis Dombrowes gesprochen worden, muss man nach diesem Samstagnachmittag eine Lanze für Burak Mentes brechen. Viele hatten mit Felix Robrecht in der Innenverteidigung gerechnet, doch in der Woche war folgendes passiert: „Ich habe einfach scheiße auf dieser Position trainiert,“ bekannte der schlaksige Mittelfeldakteur ganz ehrlich nach der Begegnung. Er agierte stattdessen im Mittelfeld als eine Art Ballverteiler, unterstütze Obst und Niroumand nach Kräften und stieß gelegentlich in die Spitze vor. Mentes aber machte seine Sache mehr als ordentlich. Als Anker in den ersten Minuten über hohe Bälle zum Erfolg kommen wollte, hatte auch Mentes so seine Mühe, doch wie er und die gesamte Abwehrreihe sich danach stabilisierte, war für ein Auswärtsspiel keine Selbstverständlichkeit.

Was in dieser Spielzeit auffällt: Im Umfeld herrscht eine Gelassenheit, wie man sie in den Jahren zuvor so noch nicht erlebt hat. Die Zehlendorfer genießen die Erfolge, die ihre Strategie der letzten zwei Jahre bestätigen. Mannschaft und Funktionsteam genießen das Vertrauen, dass ihnen ein ruhiges Arbeiten erlaubt.

„Können die Zehlendorfer in Wismar punkten,…“ schrieben wir nach dem 1:0 gegen den Malchower SV. Nun wurde es gar die volle Ausbeute. Weiterhin unter dem Radar der Konkurrenz fliegen zu können, wird ihnen bald nicht mehr möglich sein. Sie stehen spätestens seit dem Wochenende im Fokus. Erst recht, weil am kommenden Freitag unter Flutlicht ein echtes Spitzenspiel ansteht: Die Zehlendorfer treffen mit Union Fürstenwalde auf einen der Topfavoriten. Berlins Fußballfreunde täten gut daran, sich die „kleine Hertha“ einmal live anzuschauen. Ein Sieg gegen den derzeitigen Tabellenführer würde die Zehlendorfer dann selbst an die Spitze katapultieren. Wenn die Elf ihre Form der letzten Wochen einigermaßen zu konservieren versteht, kann es gelingen.

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