F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

16.02.2018 / 1. Herren

„Wir wollen mehr Zuschauer zu uns locken“  

Trainer Alexander Arsovic über die bevorstehende Rückrunde, seine Ambitionen mit jungen Spielern und die Philosophie des Vereins

Alex, die Hinrunde liegt schon eine ganze Weile zurück und Du bist ohnehin niemand, der noch lange zurückblickt. Aber was habt ihr euch für die Rückserie vorgenommen? Im Aufstiegszug scheint ja ohnehin nur noch ein Verein zu sitzen…
 
Alexander Arsovic: „Der Verein Hertha Zehlendorf ist definitiv ein Club, der von der Vereinsstruktur, vom Umfeld und der Philosophie her in der Regionalliga mithalten könnte. Aber sportlich haben wir uns in diesem Jahr das Ziel „Aufstieg“ nicht gesetzt. Wir haben die Mannschaft etwas „erfrischt“, einige Neuzugänge hinzugewonnen, dazu einige A-Junioren „hochgezogen“.  So hatten wir zu Beginn der Saison die Zielvorgabe, uns im Vergleich zur Vorsaison zu verbessern, und an diesem Ziel orientieren wir uns jetzt auch. Wir wollen schließlich in der Rückrunde nicht „rumgurken“, um am Ende Sechster, Siebter oder Achter zu sein. Und wichtig ist mir auch, dass wir versuchen wollen, die Top-Mannschaften zu ärgern. Das bedeutet, nicht nur gut auszusehen und guten Fußball anzubieten, sondern auch mal Punkte mitzunehmen, was uns in der Hinrunde nicht gelungen ist. Auch tabellarisch wollen wir uns noch etwas verbessern. Wenn ich an den 13. Spieltag denke, an dem wir Tabellenzweiter waren – ich hätte nichts dagegen, dies wieder zu werden. Aber vor uns steht erst einmal viel Arbeit.“
 
Mal ehrlich, hattest Du vor Saisonbeginn damit gerechnet, dass das Team Deines Ex-Coachs Ingo Kahlisch die Liga so dominieren würde oder hattest Du eher mit einem offenen Titelkampf gerechnet?
 
Arsovic: „Dass Optik so eine Dominanz ausstrahlt, damit hat, so glaube ich, keiner gerechnet. Alle aber, die Ingo Kahlisch kennen, wissen, dass er immer in der Lage ist und das Wissen hat, eine gut funktionierende Mannschaft zusammenzustellen. Er schafft es über die Jahre immer wieder. Es überrascht schon, dass sie alleine da oben stehen, es ist aber nicht überraschend, dass sie vorn mit dabei sind.“
 
Du hast die Vereinsphilosophie ja vorbildlich umgesetzt. Mit Panagiotis Vassiliadis und Timur Gayret zählen 2 A-Junioren aus dem Vorjahr zu den Stammkräften und auch Aron Rüb und David Vetter sind schon zu zahlreichen Einsätzen gekommen. Wie zufrieden bist Du mit den ehemaligen Junioren?
 
Arsovic: „Als Offensivkraft ist es immer etwas einfacher. Hinten möchte man eigentlich nicht so viel ändern und baut eher auf Erfahrung. Da ist es natürlich für einen jungen Mann, der aus der A-Jugend kommt ungleich schwerer, in die Mannschaft reinzurutschen. Die Spiele, die speziell Aron (Rüb) für uns gemacht hat, waren immer auf einem hohen Niveau. Ich muss ihn sehr loben: Wenn man mal zwei oder drei Spiele hintereinander nicht macht, und dann wieder ins kalte Wasser geworfen wird, ist es immer besonders schwierig, da die Automatismen fehlen. Gerade als Abwehrspieler darf man sich kaum Fehler erlauben, denn jeder Lapsus wird sofort bestraft. Da haben es die etwas Offensiveren leichter. Wenn man auch sagen muss, dass Timur (Gayret) und „Pano“ (Vassiliadis) für mich in der Rückrunde zwar noch zu den Jugendspielern zählen, ist es aber nicht mehr so, wie noch zu Saisonbeginn, wo sie die „reinen“ A-Jugendspieler waren. Sie stehen fortan beide voll in der Kritik wie ein Erfahrener auch. Ich messe sie mit dem gleichen Maßstab, weil sie dieser Rolle inzwischen auch voll gerecht werden. Es gilt definitiv kein „Welpenschutz“ mehr für sie. Sie sind voll angekommen, haben ihre Spiele gemacht und auch das eine oder andere für uns entschieden. Sie haben sich voll akklimatisiert. Das ist mehr, als wir erhofft hatten. Sie haben sich das fleißig von Trainingseinheit zu Trainingseinheit erarbeitet.
 
Natürlich will man in der Rückrunde versuchen, möglichst jedes Spiel zu gewinnen. Aber wirst Du auch die Chance nutzen, das eine oder andere Mal etwas zu probieren, vielleicht im taktischen Bereich, gerade schon im Hinblick auf die kommende Spielzeit. Oder gibt es dafür gar keinen Spielraum?
 
Arsovic: „Ich will mich da etwas vorsichtig ausdrücken: Wir wollen schon eine spielbestimmende Mannschaft sein. Das haben wir schon in der Hinrunde versucht, und es hat teilweise auch funktioniert. Wir wollen den Ball haben und Dominanz ausdrücken, denn wir haben einen taktischen Leitfaden, an dem wir festhalten. Es muss aber auch zu der Mannschaft passen. Klar, ich als Trainer will mich weiterentwickeln, ich möchte das Team weiterentwickeln, gerade was das spielerische Element betrifft. Wir wollen attraktiven Fußball nach vorn spielen, wollen uns nicht verstecken, und wir sind auch keine Mannschaft, die sich hinten rein stellt. Manchmal muss man sich aber auch am Gegner orientieren. Aber grundsätzlich ist es so: Hertha Zehlendorf wird mit mir als Trainer immer versuchen, attraktiven Fußball zu spielen. Schließlich wollen wir auch mehr Zuschauer zu uns locken. Um gewisse Dinge zu probieren, dazu ist eher die Vorbereitung da.“
 
Die Situation unserer A-Junioren, so erfreulich sie natürlich mit der Chance auf den Aufstieg in die Bundesliga auch ist, hat ja für Dich auch eine andere Seite der Medaille: Du wirst wahrscheinlich wenig Gelegenheit bekommen, den einen oder anderen Spieler im Hinblick auf die nächste Saison schon zu testen – einfach weil er in seinem Team unabkömmlich ist. Wie siehst Du die Entwicklung?
 
Arsovic: „In erster Linie ist es wichtig, dass der Trainer der Männermannschaft informiert ist und ein Auge darauf hat, wie sich die Jugendlichen im Verein entwickeln. Das ist meine Aufgabe. Ich kenne alle Jahrgänge von der D-Jugend bis nach oben und weiß, dass die U19 mit hoch talentierten Spielern bestückt und richtig Potenzial vorhanden ist. So hat es mich auch nicht überrascht, dass sie in der Regionalliga oben mitspielen. Sie haben einen Trainer, der einen guten Plan hat und einen Verein, der dahinter steht. Für mich ist wichtig, dass sie in der Rückrunde Erfahrung im Aufstiegskampf sammeln werden. Das ist eine Qualität, die sie gewinnen werden. Dass sie wissen, wie sich das anfühlt – „Wie steigt man überhaupt auf?“ Das wird uns weiterhelfen bei den Jungs, die dann den weiteren Weg mit uns gehen. Die Jungs zeigen im Moment von Woche zu Woche eine gute Mentalität. Aber nun kommt der entscheidende Punkt: Du bist Zweiter, und diesen Platz willst du nicht mehr weggeben. Du willst nicht Dritter oder Vierter werden, dadurch entsteht ein Druck, mit dem sie lernen umzugehen. Wenn sie sich in der Regionalliga gut entwickeln, werden wir den Übergang im Sommer auch meistern, so wie es die Jungs vom Vorjahr auch geschafft haben.
 
Die nächste Saison kann ja gerade aus Berliner Sicht höchst interessant werden. Steigt Blau-Weiß 90 tatsächlich auf und Tennis-Borussia gelingt es nicht doch noch, Rathenow abzufangen, „tummeln“ sich viele traditionsreiche Vereine in der NOFV Oberliga Nord. Ganz zu schweigen davon, was eventuell noch aus der Regionalliga hinzukommt. Das verspricht auf der einen Seite attraktive Paarungen und Derbys, vielleicht sogar die interessanteste Oberliga seit Jahren, auf der anderen Seite erschwert es natürlich die Umsetzung des Ziels „Aufstieg“. Wie siehst Du das?
 
Arsovic: „Natürlich freue ich mich auf die Derbys, die sind immer heiß umkämpft. Es wird vermutlich im nächsten Jahr eine ganze Menge von diesen Derbys geben, doch man muss erst mal schauen, wer überhaupt dabei ist. Im Mommsenstadion wird man es nicht so gern hören, aber vielleicht ist Tennis-Borussia mit seinem schönen Stadion dabei, dazu kommen wir mit dem Ernst-Reuter-Stadion, unter Umständen noch Blau-Weiß 90, ein Verein mit sehr viel Tradition. Gegen Blau-Weiß hatten wir bei unserem Pokalspiel schon eine gute Atmosphäre. Dazu kommt noch Lichtenberg mit seinem altehrwürdigen Stadion, das alles wird der Oberliga sehr gut tun. Ich sehe es genauso, dass es ab Sommer vielleicht eine der interessantesten Spielzeiten in der Oberliga wird. Wenn gute Gegner da sind, ist auch für uns der Reiz höher, schließlich will man sich mit den besten Teams messen. Und wenn man es dann schafft, unter diesen Mannschaften oben zu landen, freut man sich zum Schluss noch mehr.“

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