F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

17.11.2015 / 1. Herren

„Wir wollen bis zum Winter oben dran bleiben“

Trainer Markus Schatte und Team-Manager Timo Steinert ziehen ein kleines Zwischenfazit nach dem ersten Saisondrittel

Der Saisonverlauf der „kleinen Hertha“ ist überaus positiv: Mit 23 Punkten rangieren die Zehlendorfer auf dem dritten Platz in Schlagdistanz zu den Spitzenteams von Tabellenführer Union Fürstenwalde und Tennis-Borussia. Am vergangenen Montag standen Trainer Markus Schatte und Team-Manager Timo Steinert für ein kurzes Zwischenfazit zur Verfügung. Nach elf Partien erklären sie,  ob sie mit der bisherigen Spielzeit zufrieden sind, welche Spieler sie besonders überrascht haben und was für Ziele sie mit der Mannschaft und dem Verein noch verfolgen.

Seid Ihr mit dem bisherigen Saisonverlauf, ein gutes Drittel ist absolviert, zufrieden? Oder besser: Hattet Ihr ihn so positiv erwartet?

Markus Schatte (Trainer): „Ich bin zufrieden. Wir sind mit dem, was wir uns vorgenommen haben - auch was die Platzierung angeht -  als Tabellendritter voll im Soll. Unser Ziel vor der Saison war es, unter den besten sechs Mannschaften zu landen. Insofern haben wir unsere Erwartungen erfüllt. Natürlich hadert man mit den Spielen, in denen man Punkte abgegeben hat, aber wenn ich das Gesamtpaket der bisherigen Hinrunde nehme, bin ich zufrieden.“

Timo Steinert (Team-Manager): „Ich kann mich da nur anschließen. Vor allem, wenn man die Gesamtheit der Spiele betrachtet. Denn inzwischen ist die Anzahl der Spiele ausgeglichen, in denen wir Punkte verschenkt haben und die Partien, in denen wir auch etwas Glück hatten. Das aktuellste Beispiel ist das Spiel gegen den Malchower SV. Da haben wir sicher mehr Glück gehabt als der Gegner, aber zur richtigen Zeit das Tor gemacht. Dass es so gut läuft, hatte ich mehr erhofft als erwartet. Wobei wir bereits vor der Saison richtig eingeschätzt hatten, dass unsere Qualität ausreichen kann, um unter den ersten sechs Teams zu stehen. Und das hat sich bisher auch bestätigt.“

Hattet Ihr damit gerechnet, dass – nachdem die A-Junioren im letzten Jahr erst in letzter Sekunde den Klassenerhalt gesichert haben – doch so viel individuelle Klasse nachrückt und gleich eine Alternative in der Oberliga sein kann?

Markus: „Den Spielern, die aus der U-19 zu uns gestoßen sind, trauen wir in der Zukunft schon einiges zu.  Jian Schleiff ist von allen zurzeit wohl am weitesten, er hat bei seinen Einsätzen meist überzeugt und konnte dann unserem Spiel auch Impulse geben.  „Samu“ (Yeboah) hat sehr gut angefangen, hat jetzt aber ein kleines Leistungstief. Das ist in seinem Alter aber normal, er trainiert sehr gut und wird sicher bald wieder an die Leistungen aus den ersten Spielen anknüpfen. Dennis Voigt war zuletzt leider verletzt, hat aber davor durchaus gute Ansätze gezeigt.  Dass, was wir ihnen jetzt an Spielzeit gegeben haben, ist – denke ich - normal. Durch die guten Leistungen der Mannschaft sind die Erwartungen gestiegen. Wir wollen bis zum Winter möglichst oben dran bleiben, da ist es schon ein gewisses Risiko, die jungen Spieler immer zu bringen, vor allem dann, wenn sie nicht in der Form sind, die sie sich vielleicht selbst wünschen. Insgesamt sind wir aber mit den Jungs zufrieden, ihre Beteiligung am und ihre Einstellung im Training sind sehr gut und auch die Integration in die Mannschaft ist problemlos gelungen. Für mich ist es schade, dass besonders Matej (Husajina) nur wenig Einsatzzeiten bekommen kann, weil auf den Positionen, auf denen er spielt, die engen Spiele entschieden werden und dort mit Erdal Özdal, Robert Schröder und Dennis Dombrowe spielen, die in ihrem Leistungsvermögen doch weiter sind.“ 

Timo: „Ich bin mit den jungen Spielern auch sehr zufrieden. Ich schätze besonders an ihnen, dass sie sich selbst gut einschätzen können. Ich habe da noch das Interview mit Jian im Kopf, in welchem er sagte, dass er eine gute Vorbereitung gespielt hat und dann in ein „Loch“ gefallen ist. Und noch wichtiger: Dass er durch gute Trainingsleistungen da wieder rauskommen will.“ 

Markus: „Am meisten hatten wir von Carl Hopprich erwartet, den wir alle weit vorn gesehen haben. Und dann verletzt er sich in der Vorbereitung so schwer, dass er bis heute keine einzige Trainingseinheit machen konnte. Das ist wirklich schade, und ich hoffe, dass er uns zur Rückrunde wieder zur Verfügung steht und dann wird er eine echte Alternative sein. Denn er hatte wirklich die größten Erwartungen geweckt.“ 

Timo: „Das stimmt, Carl ist vielleicht der kompletteste von den A-Junioren.“

Welche Spieler haben Euch positiv überrascht?

Markus: „Mich hat Mike Ryberg am meisten überrascht. Ich weiß nicht, ob ihr da mit mir einer Meinung seid, aber er kam aus der Berlin-Liga und wir dachten eigentlich, dass er sich in der Oberliga erst mal akklimatisieren muss. Das hat er relativ schnell geschafft. Er ist recht schnell zum Leistungsträger geworden, und als er dann gegen Malchow wegen seiner gelb-roten Karte gesperrt war, mussten wir uns schon Gedanken machen, wie wir seinen Ausfall kompensieren sollten. Ich denke, dass wir da einen besonders guten Griff gemacht haben.“

Timo: „Das sehe ich auch so. Ich will aber auch Dennis (Dombrowe) erwähnen – nicht nur wegen seines überragenden Spiels gegen Malchow. Er ist mit einer relativ schwierigen Situation in die Saison gestartet, weil er gemerkt hat, dass wir auf seiner angestammten Position als Innenverteidiger mit Robert Schröder einen Spieler geholt haben, der natürlich die Qualität mitbringt, hier spielen zu müssen. Und Dennis hat sich ohne zu murren damit abgefunden und dann sowohl als rechter als auch als linker Verteidiger konstant seine Leistungen gebracht. Und das ist nicht unbedingt selbstverständlich für jemanden, der flexibel eingesetzt wird, weil es für den Spieler immer wieder eine Umstellung bedeutet.“ 

Markus: „Ja, für mich ist Dennis auch ein ganz wichtiger Spieler, vor allem weil er sein gelegentlich leichtfertiges Spiel aus der letzten Saison weitgehend abgelegt hat. Und dann kommen Leistungen wie am vergangenen Freitag, wo er für mich der herausragende Mann in der Defensive war. Er hat eine richtig gute Entwicklung gemacht.“

Timo: „Man muss auch noch beachten, dass es für Dennis erst das dritte Jahr im Männerbereich ist. Ich finde es  überhaupt extrem positiv, wenn man eine Weiterentwicklung von Jahr zu Jahr erkennt. Da sind bei uns einige Beispiele zu nennen, aber bei Dennis fällt dies besonders auf.“

Gab es eine Partie, in der Ihr mit der Leistung der Mannschaft überhaupt nicht zufrieden ward?

Markus: „Ich war mit dem ersten Spiel in Seelow nicht zufrieden. Das war zum Beginn der Saison, aber ich glaube, dass wir heute in ähnlichen Spielen, in denen der Gegner tief steht, geduldiger geworden sind und diese nun auch gewinnen können. Damals waren wir noch zu ungeduldig, wollten immer zügig nach vorne spielen und haben dadurch die Bälle schnell wieder verloren. Ich denke, dass da ein Lernprozess eingetreten ist. Wobei ich aber zugeben muss, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass Victoria Seelow so eine gute Rolle spielen würde. Wenn Du mich nach einer Mannschaft gefragt hättest, die mich besonders überrascht hat, wäre das Victoria Seelow gewesen.“

Timo: „Mich hat bei Seelow besonders geärgert, dass wir trotz dessen wir nicht so gut drauf waren, uns nicht so verhalten haben, dass wir wenigstens einen Punkt mitnehmen. Nach dem Spiel hatte ich jedoch auch angenommen, dass wir noch ein paar Schritte mehr benötigen, um einen Reifeprozess zu durchlaufen. Diesen hat die Mannschaft schneller gemacht als erwartet.“ 

Markus: „Mit dem Spiel in Rostock kann man natürlich auch nicht zufrieden sein, wobei uns dort im Gegensatz zu Seelow individuelle Fehler auf die Verliererstraße gebracht haben. Da sind wir durch unnötige Tore in Rückstand geraten. Ohne diese Fehler hätten wir sicherlich besser ausgesehen. Vielleicht hätten wir trotzdem verloren, aber nicht 0:3. Das ist mir doch etwas zu hoch dafür, dass wir dort als Tabellenzweiter angereist sind.“  

Wie erklärt Ihr Euch, dass ausgerechnet die beiden Begegnungen außerhalb Berlins verloren gingen? War es nur die Stärke des Gegners, oder hängt es tatsächlich mit der Reise zum Spielort zusammen?

Timo: „Wir sollten uns nicht einreden, dass es mit den Reisen zusammenhängt. In der Oberliga gehört es nun mal dazu, längere Fahrten machen zu müssen. Das müssen wir tunlichst vermeiden, Niederlagen mit einer längeren Anfahrt zu entschuldigen. Die Belastung ist zwar schon eine andere, denn wenn man dort aus dem Bus steigt, sind die Beine natürlich nicht so locker, als wenn man zuhause spielt. Das darf aber nicht die Ausrede für die zwei verlorenen Spiele sein.“ 

Kamyar Niroumands in Abständen immer wieder geäußerten Bestrebungen Richtung Regionalliga sind ja bekannt. Ist es eher Belastung für Euch oder Motivation, dass in diesem Verein mit diesem Präsidenten doch sportlich noch einiges möglich sein kann?

Markus: „Wenn sich der Verein das Ziel steckt, die Regionalliga anzugreifen, ist das durchaus in meinem Sinn. Wir betreiben Leistungssport und wenn ein solches Ziel da ist, ist das okay. Man muss sich nur fragen, wie realistisch ist diese Zielsetzung zum derzeitigen Zeitpunkt und wir müssen überlegen, wie geht es weiter, wenn das Ziel erreicht ist? Ist die Mannschaft für die Regionalliga gerüstet? Mit der Mannschaft, die wir zurzeit haben, können wir vormittags nicht trainieren – ich durch meinen Beruf sowieso nicht. Mit nur vier Trainingseinheiten wie bisher wird es in der Regionalliga schwer. Wenn man wirklich Regionalliga spielen will, sollte man schon Strukturen schaffen – sowohl was die Mannschaft angeht, als auch das Umfeld – die es ermöglichen in der Liga zu bleiben. Nur eine Fahrstuhlmannschaft zu sein, die mal aufsteigt, dann sofort wieder absteigt, macht doch keinen Sinn.“ 

Timo: „Das kann wirklich nicht das Ziel sein. Wenn man es mal wirklich geschafft haben sollte, dann müssen hier natürlich Umstrukturierungen stattfinden. Sicherlich muss man schauen, wie man sich dann personell aufstellt. Man muss infrastrukturell prüfen, ob die Voraussetzungen schon vorhanden sind, um Regionalliga spielen zu können. Aber da bin ich schon der Meinung von Markus: Wenn man aufsteigt, muss die Bestrebung sein, dass man dort nicht mit „Hängen und Würgen“ drin bleibt. Als reine Fahrstuhlmannschaft tut man sich mit der Regionalliga keinen Gefallen, dafür wäre der Aufwand dann auch zu groß.“

Wie beurteilt Ihr die derzeitige Tabellensituation? Ziel war ja ein Platz unter den ersten sechs Teams. Nun scheint mehr möglich. Ist das sportlich überhaupt realistisch?

Timo: „Wir als Verein, aber natürlich auch die Mannschaft und das Funktionsteam haben nun „Lunte gerochen“. Bisher haben wir einen sehr guten Saisonverlauf, dabei mehr als zwei Punkte durchschnittlich pro Partie erzielt. Damit zählt man definitiv zu den Mannschaften, die sich oben festsetzen können. Da wollen wir auch so lange wie möglich dabei bleiben. Aber wir bauen uns deswegen keine Luftschlösser. Wir genießen den Moment und noch ist auch eine gewisse Unbeschwertheit dabei, weil wir schon ein Polster zu den schlechter platzierten Mannschaften haben. Wir können also entspannt in die Rückrunde gehen und planen. Sollten wir uns auch in den letzten vier Spielen der Hinrunde beweisen und zeigen, dass wir da oben hingehören, müssen wir uns in der Winterpause vielleicht nochmal separat zusammensetzen und uns über die eine oder andere Position Gedanken machen.“

Markus: „Eigentlich ist dazu alles gesagt. Hinrunde abwarten - gucken, wo wir stehen – dann zusammensetzen und prüfen, ob es Sinn macht, die Mannschaft nochmal zu verstärken.“   

Was glaubt Ihr, wer wird am Ende das Rennen machen bzw. welche Teams werden lange um den Aufstieg streiten?

Timo: „Neben den Mannschaften, die sich jetzt schon herauskristallisiert haben, insbesondere Tennis-Borussia und Union Fürstenwalde – auch unter dem Aspekt, dass Fürstenwalde mehr trainiert als andere Mannschaften in der Oberliga, was sich insbesondere in der Rückrunde auswirken kann – zähle ich weiter Lichtenberg 47, die sich jetzt auch gefangen und wieder herangetastet haben, zu dem Favoritenkreis. Diese drei werden die Hauptanwärter auf den Titel in der Oberliga sein.“ 

Markus: „Auch ich denke, dass diese drei Teams den Aufsteiger stellen werden. Am Anfang dachte ich noch, dass Anker Wismar vielleicht dazu stößt, aber jetzt haben sie seit einigen Partien nicht gewonnen. Hoffen wir mal, dass diese Serie gegen uns nicht reißt.“ 

Unsere Partner