F.C. Hertha 03 Zehlendorf

Anfang März, nach dem Oberliga Sieg gegen Optik Rathenow,  war die Welt noch in Ordnung  am Siebenendenweg. Auch keimte ein Fünckchen Hoffnung im Aufstiegskampf auf. Nur acht Wochen später herrscht gefühltes Chaos bei Hertha 03 Zehlendorf. Nach zuletzt vier sieglosen Spielen und der Trainerentlassung von Alexander Arsovic scheint es keinen Plan B beim Berliner Traditionsverein zu geben. FuPa Berlin hat beim  Hertha 03 Präsidenten Kamyar Niroumand nachgefragt.

Note Sechs für das Krisenmanagement Herr Niroumand ?

Viele Ziele haben wir in der aktuellen Saison leider nicht erreicht. Wir sind aus dem Pokal ausgeschieden, und der Abstand zum Tabellenführer Optik Rathenow ist viel zu groß. Von einer Krise oder chaotischem Zustand sind wir aber meilenweit entfernt.  Auch in der Hinrunde hatten wir eine Schwächeperiode zu überstehen. Die Stimmung ist sehr gut in unserer sehr jungen Mannschaft, die nächsten Spiele wollen wir perspektivisch angehen, uns Eindrücke für die Planung der nächsten Saison verschaffen.

Würden Sie Sie die  Aussagen die Sie nach der hohen Niederlage gegen den Abstiegskandidaten Malchower SV auf der anschließenden PK getätigt haben (Ich wünsche mir, dass der Verein in der Oberliga bleibt und hoffe wir konnten ein bißchen dazu beitragen) als unsensibel gegenüber anderen abstiegsbedrohten Vereinen bezeichnen ?

Wir schätzen alle Abstiegskandidaten, die Aussage galt als Höflichkeit gegenüber den weit angereisten Malchower Gästen, und hatte nichts mit Parteinahme im Abstiegskampf zu tun. Wir freuen uns genauso, wenn Hertha 06 als Berliner Verein in der Oberliga verbleiben würde.

Ist Alexander Arsovic entlassen worden, weil er mit ihrem Sohn Darius für die nächste Saison nicht mehr geplant hat ?

Alexander Arsovic wußte schon seit Monaten, dass Darius für die kommende Saison aus beruflichen Gründen nicht mehr für die Oberliga Mannschaft zur Verfügung stehen würde. Das hatten er und ich Ihm kommuniziert. Alexander hat sogar versucht Ihn zu überreden. Beide haben immer sehr gut zusammen gearbeitet und Darius sollte auch in der nächsten eine wichtige Rolle im Team übernehmen. Führungsspieler war er sowieso schon, nicht nur durch seine Rolle im Mannschaftsrat, zu den Kapitänen zählte er auch.

Umso merkwürdiger die plötzliche Entlassung ihres Wunschtrainers und Ziehkindes Arsovic. Der galt als hundertprozentig geeignet den Hertha 03 Weg, hoffnungsvolle Talente in den Oberliga Kader zu integrieren, mitzugehen ?

Zur Vertragsverlängerung im Februar kam es, weil wir davon ausgegangen sind daß in der Kaderplanung Einigkeit herrrschen würde. In den letzten Wochen hat sich dann aber eine Eigendynamik entwickelt, die so nicht vorausgeahnt werden konnte. Bei sechs bis acht Spielern hakte es. Das waren einfach zu viele. Alle Spieler wollen wir nicht aufzählen, aber auch nicht oberflächlich bleiben. Von Warwel wollte sich Alexander trennen, wir hatten eine andere Vorstellung. Eine Personalie von acht. Das hatte sich über Wochen hochgeschaukelt. Die Vorstellungen lagen am Ende einfach zu weit auseinander. Es hat dann nicht mehr gepaßt.

Sie haben den Verein Hertha 03 Zehlendorf sportlich und finanziell auf gesunde Beine gestellt,  und wollen 2020 in der Regionalliga spielen. Viele Kritiker werfen Ihnen, angesichts der Vorkommnisse der letzten Wochen, vor dass Ihr Einfluss zu groß geworden sei. Im Aufsichtsrat säßen nur Niroumand-Marionetten. Was entgegnen Sie diesen ?

Der Verein ist strukturell und finanziell völlig selbständig. Ich könnte morgen aufhören, nichts würde passieren. Die Automatismen würden greifen. Da haben wir in den letzten Jahren sehr drauf geachtet. Mit Stolz können wir sagen, daß es keinen Alleinherrscher bei Hertha 03 braucht. Damit ist die Frage beantwortet.

Welches Profil muss der neue Hertha 03 Trainer erfüllen ?

Zunächst einmal setzen wir uns in der Trainerfrage nicht unter Druck. Ideal wäre ein Trainer, der schon erfolgreich in der Jugend und Herren gearbeitet hat. Aber auch interne Lösungen kommen für uns in Frage. Da verfügt Hertha 03 über ein hervorragendes Portfolio an sehr guten und qualifizierten, auch ehemaligen, Trainern. Idealerweise muß er sich mit dem Verein identifizieren können, das familiäre Umfeld schätzen,  und die Rahmenbedingungen akzeptieren. Wir schütten keine unnötigen Gelder für Spieler aus, sondern bauen auf Spieler die zu uns passen (siehe Huke und Paritos) und natürlich auf die Jugend.

Was läßt Sie, angesichts der Aufrüstungsorgien anderer Oberligavereine,  in der nächsten Saison noch hoffen in 2020 in der Regionalliga zu spielen ?

Wenn wir unseren Weg mit der Jugend so konsequent weiter gehen, können wir so eine Art Hertha BSC U23 werden. Dann kann das Ziel durchaus realisiert werden. Vereine die kurzfristig viel Geld von Sponsoren erhalten sind abhängig, geraten dann in Schieflage wenn der Geldgeber mal kürzer tritt. Diesen Risiken wollen wir uns nicht aussetzen.