F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

05.03.2022 / 1. Herren

Wie aus einem Guss

„Kleine“ Hertha überrollt Spitzenreiter Blau-Weiß 90 mit 6:0

Hertha 03: Büchel; Dombrowe, Stein, Stüwe; Cami, Langhammer (78. Ott), Obst (78. Citlak), Heimur (46. Rupp), Ryberg; Ismaili (68. Grabow), Ernst (68. Hortum)

Die Tore: 1:0 Ernst (4.), 2:0 Ismaili (12.), 3:0 Stein (66.) , 4:0 Ryberg (72.), 5:0 Ryberg (82.), 6:0 Grabow (90.)

ZU: 253

Gelbe Karten für Hertha 03: Ryberg

 

Selbst älteren Zehlendorfer Zuschauern fiel es hinterher ausgenommen schwer, sich an einen ähnlich furiosen Auftritt ihrer Lieblinge zu erinnern. Auch lange nach Spielschluss war aus der Kabine der „kleinen“ Hertha zu vernehmen, dass Außergewöhnliches geschehen sein muss - die freudige Stimmung war nicht zu überhören. Und tatsächlich: Mit 6:0 überrollten die von der ersten Sekunde an aggressiven und hellwachen Zehlendorfer den Spitzenreiter Blau-Weiß 90.

Schon der Beginn ließ erahnen, was die Gastgeber vorhatten. Anstatt nach dem Anstoß den Ball zirkulieren zu lassen und jedem die Möglichkeit zu geben, Sicherheit durch Ballkontakte zu gewinnen, ging es schnurstracks nach vorn. Und wie schon vor Wochenfrist in Stendal langten die Zehlendorfer sofort zu: Egzon Ismaili schickte Mike Ryberg, der sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und nach innen passte. Über kurze Umwege gelangte das Leder zum dem am hinteren Pfosten lauernden Zulu Ernst, der es nur noch über die Linie drücken musste (4.). Ein Auftakt nach Maß.

Wer aber glaubte, die Gastgeber würden nun einen Gang zurückschalten, um den Tabellenführer zu locken, täuschte sich erneut, denn es wurde weiter aufs Tempo gedrückt. Igli Cami, einer der herausragenden Akteure an diesem Abend, legte ab auf Maximilian Obst, dessen präzise Flanke Ismaili mit einem Kopfball aus dem Lehrbuch zum 2:0 vollendete (12.). Obst, enorm fleißig und zweikampfstark, ragte in dieser Phase derart heraus, dass man schon fürchten musste, die Kräfte könnten bei diesem Aufwand nicht über die volle Distanz reichen. Man wurde auch in diesem Punkt eines besseren belehrt.

Blau-Weiß 90 besaß in der ganzen Partie nur zwei Gelegenheiten, ins Spiel zurückzufinden. In der 17. Minute kam Banze freistehend zum Schuss, Paul Büchel konnte den Versuch über die Latte lenken, kurz vor dem Pausenpfiff klatschte Akyols Freistoß an den rechten Außenpfosten (45.). Und doch waren die Hausherren jederzeit Herr des Geschehens. Lenny Stein, Dennis Dombrowe und Louis Nathan Stüwe räumten in der Luft derart ab, dass man sich schon fragen musste, warum der ehemalige Bundesligist sein Glück immer wieder mit langen hohen Bällen in die Spitze versuchte. Die Zehlendorfer, mit der gleichen Taktik (wie schon in Stendal), waren da wesentlicher erfolgreicher.

Die große Möglichkeit zur Vorentscheidung besaß nach dem Wechsel Obst, der einen Gegenspieler geschickt versetzte, aber letztendlich an Hinz scheiterte, der stark hielt (52.).

Nach einer Stunde schienen die Blau-Weißen die Partie in den Griff zu bekommen, während die „kleine“ Hertha zu schnell die Bälle verlor. Doch hier zeigte sich das Team geschlossen, arbeitete gemeinsam in der Defensive und ließ nicht viel zu, bis ein kurioses Tor die Begegnung endgültig in Richtung der Gerdts/Schröder-Schützlinge lenkte: Nach einem Zehlendorfer Eckball, klärte der Spitzenreiter nur unzureichend und Stein probierte es mit einem artistischen Rückzieher von der Strafraumgrenze. Der (eigentlich) harmlose Ball fiel fast senkrecht herunter, den Hinz mühelos in der Luft fing, bei der Landung jedoch mit dem Ball hinter der Torlinie aufkam: 3:0 (66.). Der gut postierte Linienrichter entschied ohne Zögern auf Tor. Die heftigen Proteste der Gäste blieben erfolglos.

Anschließend wurde es besonders bitter für Blau-Weiß: Erst traf Ryberg im Strafraum die Kugel nicht voll, aber unglücklich für Hinz kullerte der Ball über die Linie (72.).  Wenig später aber krönte Ryberg den schönsten Angriff des Spiels über Melih Hortum und Tim Grabow. Er wuchtete den Ball förmlich in die lange Ecke (82.). Noch in der Schlussminute schickte Bruno Ott nach einem Konter Grabow steil, der fast aus derselben Position wie Ryberg vollendete und das Leder aus 14 Metern zum 6:0 in die rechte Ecke „hämmerte“. 

„Ein geiler Tag für uns, an dem alles super gelaufen ist. Da war kein Glück dabei, sondern der Erfolg war hochverdient. Unser Plan war von außen offensiv und defensiv klar zu erkennen“, strahlte Trainer Fabian Gerdts über alle Maße. „Es ist schwer, nach so einer Teamleistung jemanden herauszuheben. Alle waren top, aber ein zusätzliches Sternchen verdienten sich Obst und Cami - und unsere komplette Abwehr - aber auch Paul (Büchel) war sehr sicher.“ Bei aller Euphorie hob er zugleich den warnenden Finger: „Diesen Sieg müssen wir nächste Woche aber erst noch vergolden, denn gegen Spitzenteams sind alle immer  hoch motiviert. Aber wenn wir nächste Woche nachlassen und denken, dass wir schon gewonnen haben, wäre das genau der falsche Schritt“, blickte er auf den kommenden Sonntag voraus. Dort treffen die Zehlendorfer zum Auftakt der Rückrunde auf den MSV Pampow. Auch wenn wir uns gebetsmühlenartig wiederholen: Wollen die Zehlendorfer tatsächlich noch einmal in den Titelkampf eingreifen, dürfen sie sich keine weiteren Ausrutscher mehr leisten. Das wird die schwerste Aufgabe des Trainerteams in den nächsten Tagen: In die Köpfe der Spieler zu kommen. Die Qualität ist unbestritten.

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