F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

28.10.2015 / 1. Herren

Westberliner Fußballschlager erlebt Renaissance

Blick in die neuere und ältere Historie / Oftmals ging es um den Titel

Tennis-Borussia gegen FC Hertha 03 Zehlendorf. Ein Westberliner Fußballklassiker erlebt am Freitag (19:00 Uhr, Mommsenstadion) eine Art Renaissance. Bevor es jedoch soweit ist, blicken wir vorher nocheinmal zurück in die ältere und neuere Historie dieses Schlagers, die durchaus einiges zu bieten hat:

Vor dem Spitzenspiel der Saison 1968/69 gegen die Veilchen aus Eichkamp ergab sich in der Regionalliga folgende Tabellensituation:

1. Tasmania 1900              24 17 6 1 66:25  40-8

2. Hertha 03 Zehlendorf    23 18 3 2 71:28  39-7

3. Wacker 04                     24 16 3 5 75:26  35-13

4. Spandauer SV               23 15 3 5 62:29  33-13

5. Tennis-Borussia            21 14 3 4 74:30  31-11

Für jüngere Jahrgänge noch der Hinweis: Die Regionalliga war damals die zweithöchste Spielklasse nach der Bundesliga. Sowohl der Berliner Meister als auch der Vizemeister hatten später in einer Aufstiegsrunde die Chance, einen Platz in der Bundesliga zu erkämpfen.

Hertha 03 – Tennis-Borussia 1:1 (0:0)

Hertha 03: Baake; Apel, Schimmöller, Kliemann, Hoodt; Gröger (ab 11. Plettau), Faeder; Koppe, Zocher, Sühnholz, Hecker

Tennis-Borussia: Kellner; Schulz, Wörmer, Eggert, Förster; Erdmann, Damjanoff; Steinert (ab 56. Foit), Krampitz (ab 76. Konieczka), Gersdorff, Schollbach

Die Tore: 0:1 Konieczka (82.), 1:1 Sühnholz (85.)

Zahlende Zuschauer: 5.227

“TeBe-Ansturm abgewehrt – Einen Hauch von Bundesligaaufstiegsrundenatmosphäre verspürten die Zuschauer in Zehlendorf”, schrieb die Fußball-Woche. 5.227 Zuschauer am Siebenendenweg bildeten eine eindrucksvolle Kulisse, und sie wurden Zeuge eines „knallharten Gefechts“. Das spielerische Element kam eindeutig zu kurz, aber dafür stand für beide Mannschaften auch zu viel auf dem Spiel. Die Borussen waren angesichts des Vier-Punkte-Rückstandes schon zum Siegen verpflichtet, die Zehlendorfer wollten in jedem Fall den Vorsprung wahren. Gewarnt waren sie durch eine beeindruckende Serie: Seit der Spielzeit 1963/64 gewann Tennis-Borussia alle Auswärtsspiele gegen die „kleine Hertha“.

„Eine derart haargenaue Manndeckung, so viele messerscharfe Zweikämpfe sahen wir schon seit Monaten nicht mehr im Berliner Regionalligafußball“, war die Fußball-Woche von der Intensität des Spiels beeindruckt. Das Remis entsprach am Ende durchaus dem Spielverlauf. Schließlich lobte man noch die Arbeit von Hertha 03-Trainer Gerhard Schulte und dessen Zusammenstellung des Teams: „Die richtige Mischung aus der Erfahrenheit der Alten, unbekümmerte Spontanität der Jungen, dazu Manneskraft fordernde Härte (Hoodt, Gröger, Kliemann) plus Inspirationen gefühlsfeiner Techniker wie Sühnholz und Faeder ergeben halt eine Mannschaft, die angereichert mit dem Lebenselexier „Begeisterung“ diesen Tabellenplatz zur Wirkung hat.“

Als eigentlich alle schon mit einem torlosen Unentschieden gerechnet hatten, bekam die Partie in den Schlussminuten noch eine unerwartete Dramatik. Konieczka kam nach einem Freistoß „Huzzi“ Erdmanns völlig ungedeckt zum Kopfball und traf zur 1:0 Führung für die Gäste. Doch statt wegen des späten Rückstands zu verzweifeln, rafften sich die Zehlendorfer noch einmal auf und erreichten dass, was die Fußball-Woche in wunderbarer Art formulierte: „Sprotte Sühnholz, am Ball raffiniert wie ein arabischer Backschisch-Schnorrer, ließ einen Angreifer ins Leere stürzen, sein Spann traf voll die scheckige Kugel, die Kellners Netz im Dreiangel unter der Latte fast platzen ließ.“ Schließlich wäre Hecker wenige Sekunden vor dem Abpfiff beinahe dann noch der Siegtreffer gelungen. Doch das hätten die tapferen Borussen nicht verdient.

Tennis-Borussia – Hertha 03 1:4 (0:2)

Tennis-Borussia: Lange; Schulz, Wörmer, Eggert, Konopka; Konieczka, Damjanoff; Ferrin, Erdmann, Bauer, Göers.

Hertha 03: Jakubke (ab 65. Kosmowski); Apel, Engelmann (ab 80. Plettau), Kliemann, Hoodt; Steinert, Michalzik; Koppe, Faeder, Sühnholz, Hecker.

Zahlende Zuschauer: 7.182

Tore: 0:1 Koppe (23.), 0:2 Steinert (36.), 1:2 Konieczka (57.), 1:3 Hecker (78., Elfmeter), 1:4 Kliemann (80., Elfmeter)

„Kelle“ und Krampitz wieder daheim!“, hieß es vor der Spielzeit 1969/70. Nachdem die Zehlendorfer in der Bundesliga-Aufstiegsrunde 1968/69 eine respektable Figur abgegeben und viel dazugelernt hatten, verstärkten sie sich zur darauf folgenden Saison mit zwei Heimkehrern: Torhüter Michael Kellner und Stürmer Michael Krampitz. Beide in Zehlendorf groß geworden, kehrten nach Abstechern zu TeBe bzw. Hertha BSC an den Siebenendenweg zurück. Die Fußball-Woche tippte die Zehlendorfer auf Platz eins: „Sie gehören eindeutig zu den Favoriten. Die Stärke war bisher ihre großartige Kameradschaft.“ Am 5. Spieltag traf man als Tabellendritter im Mommsenstadion auf die verlustpunktfreien Veilchen aus Charlottenburg.

„Berlins Spitzenspiel ging dicht an einem Skandal vorbei – Drei Borussen des Feldes verwiesen“, hieß es in der Schlagzeile der Fußball-Woche nach einer überharten Partie mit drei Platzverweisen für die Borussen. Über 7.000 Zuschauer erlebten ab der 60. Minute eine Partie die „einem Wildwestfilm glich.“ Der Tennis-Borusse Schulz musste wegen einer Unbeherrschtheit den Platz verlassen, ihm folgten seine Mitspieler Bauer und Mannschaftskapitän Wörmer. Dabei war es vor der Pause eine erstklassige Partie mit technisch beschlagenen Zehlendorfern gegen konditionsstarke Borussen. Die 2:0-Pausenführung war nicht unverdient. Faeder verlängerte einen Eckball per Kopf zu Koppe, der die Kugel mit der Stirn zum 1:0 ins Netz drückte, zum 2:0 traf Steinert ebenfalls per Kopf nach einer Ecke von Hecker, beide Male hatte Torhüter Axel Lange keine Abwehrmöglichkeit. Nach der Pause jagte Konieczka einen Freistoß unhaltbar zum Anschlusstreffer in die Maschen der 03er. Doch kurz danach passierte es: Schulz schlug den am Boden liegenden Hecker in die Beine und wurde folgerichtig des Feldes verwiesen. Wenig später folgte ihm Bauer unter die Dusche, der Torwart Kosmowski ins Gesäß getreten haben soll. In der nun aufkommenden Hektik beleidigte noch TeBe-Kapitän Wörmer den Unparteiischen und musste ebenfalls den Platz verlassen. Nachdem Eggert Zehlendorfs Stürmer Koppe im Strafraum gefoult hatte, verhängte Schiedsrichter Schumann den fälligen Elfmeter. Zuschauer stürmten daraufhin auf das Spielfeld und konnten nur durch besonnene Borussen zurückgedrängt werden. Den anschließenden Strafstoß verwandelte Hecker zur Entscheidung (3:1), dem Kliemann mit einem weiteren Elfmeter (Ferrin an Koppe) sogar noch das 4:1 folgen ließ. Sowohl die Zehlendorfer als Berliner Meister als auch die Borussen erreichten am Ende der Spielzeit die Bundesliga-Aufstiegsrunde. Der „kleinen Hertha“ fehlte tatsächlich nur ein Sieg (in Offenbach) zum Aufstieg.

Hertha 03 – Tennis-Borussia 2:2 (2:1)

Hertha 03: Steinert – Schmidt – Brauer, Sprey, Ziesche – Hornig, Stark, Waldner, Miethig (ab 62. Vogel) – Schure, Wimmer.

Tennis-Borussia: Bucher – Schulz – Hansich (ab 60. Hinze), Kleinfeldt, Marczewski – Fraßmann, Schäfer, Malura, Stolzenburg – Grunenberg, Müller (ab 86. Ressel).

Zahlende Zuschauer: 1.401

Tore: 1:0 Wimmer (22.), 2:0 Schure (43.), 2:1 Grunenberg (44.), 2:2 Müller (59.)

In ihrer Oberliga-Saisonvorschau zur Saison 1981/82 hob die Fußball-Woche Tennis-Borussia auf das Favoritenschild - „TeBe noch klarer Favorit“ titelte das Fachmagazin. Das kam nicht von ungefähr, hatten doch die Veilchen nach dem Abstieg ihren Zweitligakader weitestgehend zusammen gehalten und von Verstärkungen abgesehen. Die Zehlendorfer wurden trotz prominenter Abgänge (u. a. Thomas Herbst zu Bayern München) ebenfalls zu den Meisterschaftsanwärtern gezählt, doch glaubte niemand ernsthaft daran, die Veilchen vom Meisterthron stürzen zu können. So versprach das Duell der kleinen Hertha mit dem Zweitligaabsteiger zum Saisonauftakt einen Fußballleckerbissen. Die 1.401 zahlenden Zuschauer wurden auch nicht enttäuscht. „In einem Spiel von bemerkenswerten Schwung und viel Rasse musste sich TeBe mit einem Punkt begnügen“, schrieb Rudi Rosenzweig in der Fußball-Woche.

Die Zehlendorfer gingen durch einen Kopfball Dieter Wimmer's in Führung, ehe sich unmittelbar vor der Pause die Ereignisse überschlugen. Der von NSF gekommene Torjäger Schure erhöhte in der 43. Minute auf 2:0 und die Gastgeber wähnten sich schon in der Kabine, als unmittelbar vor der Halbzeit Thomas Grunenberg mit einem Kopfballtorpedo - waagerecht in der Luft liegend – der Anschluss für die Borussen gelang. Nach der Pause behielten die 03er um Peter Stark einen kühlen Kopf, mussten aber dennoch das nicht unverdiente 2:2 durch Müller hinnehmen. Nach einem Freistoß von Stark zwei Minuten vor Schluss traf Brauer zwar mit einem Kopfball noch die Latte, doch blieb es letztlich beim Remis. In einer Partie mit Klassemerkmalen „erhielten die Borussen einen Begriff von der Atmosphäre, die sie in der Oberliga erwartet“ (FuWo).

Tennis-Borussia – Hertha 03 3:1 (1:1)

Tennis-Borussia: Stieler – Schulz – Hinze (ab 56.Grunenberg), Greiser, Marczewski – Fraßmann, Kürger, Malura, Schlumberger – Schilling, Stolzenburg (ab 76. Müller)

Hertha 03: Steinert – Schmidt (ab 20. Miethig) – Ziesche, Sprey, Brauer – Stark, Hebenstreit(ab 68. Kollmannsperger), Hornig, Wimmer – Schure, Käpernick

Tore: 0:1 Käpernick (16.), 1:1 Schlumberger (37.), 2:1 Marczewski (65.), 3:1 Schlumberger (88.)

Zahlende Zuschauer: 4.416

Bis zum Rückspiel hatten die Zehlendorfer eine beeindruckende Spielzeit 1981/82 hingelegt. Seit Saisonbeginn waren sie in allen 20 Partien ungeschlagen geblieben, hatten 17 Spiele gewonnen, 9 Mal sogar in Folge. Als ungeschlagener Tabellenführer fuhren sie am 21. Spieltag mit „breiter Brust“ ins Mommsenstadion. Die Tabelle verdeutlicht, dass keine andere Mannschaft mehr ins Titelrennen würde eingreifen können:

  1. Hertha 03 Zehlendorf    20 17 3 0 65:18 37-3

  2. Tennis-Borussia             20 17 2 1 69:16 36-4

  3. SC Charlottenburg         21 15 2 4 61:24 32-10

  4. BFC Preußen                 20 13 4 3 51:23 30-10

„Hertha 03 gestürzt – TeBe überzeugt vor Rekordkulisse“, lautete die aus Zehlendorfer Sicht enttäuschende Überschrift in der Fußball-Woche. 4.500 Zuschauer bildeten einen beeindruckenden Rahmen für ein Oberligaspiel, den es so schon seit Jahren nicht mehr gegeben hatte. Die Gastgeber hatten sich im Vorfeld auch ins Zeug gelegt und ein umfangreiches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Auch in sportlicher Hinsicht wurden die Erwartungen erfüllt, weil taktische Zwänge in den Hintergrund traten. In vielen Fällen halten die sogenannten Spitzenspiele nicht das, was sie versprechen. Hier jedoch entwickelte sich ohne langes Abtasten eine „abwechslungsreiche, mit vielen Torszenen gespickte Auseinandersetzung, der man Zweitliganiveau bescheinigte. Den Zehlendorfern gelang nach einigen Möglichkeiten für die Borussen völlig überraschend der Führungstreffer. Torjäger Harald Käpernick traf nach einem Steilpass von Hornig mit einem Flachschuss (16.), sein 20. Saisontreffer! Nun begann die stärkste Phase der „kleinen Hertha“, die sofort nachlegen wollte. Doch just in diesem Augenblick zog sich Libero Schmidt ohne Fremdeinwirkung eine Zerrung zu und musste ausscheiden (20.). Zweifellos eine Schwächung der Zehlendorfer. Der einsatzfreudige Schlumberger, sorgte vor der Pause mit einem Kopfball nach Freistoß von Fraßmann für den Ausgleich (37.). Nach der Pause begannen die Borussen einen Sturmlauf, dem sich die Zehlendorfer machtvoll entgegenstemmten. Doch gegen den 30-Meter-Knaller von Frank Marczewski war schließlich auch Torhüter Michael Steinert machtlos. Die Gäste warfen in der Folge alles nach vorn, die Borussen verlagerten sich nun auf Konter, von denen einer durch Schlumberger in der 88. Minute die Entscheidung brachte: 3:1Die Borussen übernahmen damit neun Spieltage vor Saisonende die Tabellenführung und wurden am Ende der Spielzeit Berliner Meister.

Tennis-Borussia – Hertha 03 2:2 (1:0)

Tennis-Borussia: Stieler – Greiser – Hinze, Karadzic, Fraßmann – Miethig, Liedtke, Schilling – Malura, Müller, Bieder (ab 46. F. Schröder)

Hertha 03: Steinert – Schmidt – Ziesche, Jebing, Sprey – Schröder (ab 46. Konrad), Stark, Hornig, Zimmer (ab 75. Schure) – Käpernick, Wimmer

Zahlende Zuschauer: 2.022

Tore: 1:0 Müller (45.), 1:1 Käpernick (54.), 1:2 Käpernick (63.), 2:2 Müller (65.)

In der Spielzeit 1982/83 hatten die Zehlendorfer bis zum 12. Spieltag einen imposanten Lauf hingelegt: Das Punktekonto war auf 21-1 angewachsen. Nur der SCC konnte Schritt halten (19-3), während die Tennis-Borussen als Tabellenvierter bereits einen beträchtlichen Abstand hatten (16-6 Punkte) und vor ihrem Heimspiel gegen Hertha 03 schon zum Siegen verdammt waren.

„Hertha 03 wehrte den TeBe-Ansturm ab“, lautet die Überschrift der Fußball-Woche. Die Zehlendorfer konnten den 5-Punkte-Vorsprung auf die Veilchen wahren, gleichzeitig blieben sie als einzige Mannschaft der Oberliga weiterhin ohne Niederlage. Das Spitzenspiel hatte über 2.000 Zuschauer angelockt, Rekordbesuch in der Oberliga, die jedoch in der ersten Halbzeit von beiden Mannschaften enttäuscht wurden. Der unmittelbar vor dem Pausenpfiff durch Müller erzielte Führungstreffer der Borussen fiel „aus dem Nichts“. Der Tabellenführer war nach dem Wechsel nun gezwungen, deutlich mehr zu tun, die Partie wurde farbiger. Der Schläfrigkeit der Borussen-Abwehr hatten die Gäste es zu verdanken, dass sie wieder ins Spiel fanden. Nach einem schnell ausgeführten Freistoss von Hornig war Käpernick mit einem Roller erfolgreich (54.). Auch der zweite Treffer basierte auf einer Kombination Hornig-Käpernick. Der Zehlendorfer Torjäger profitierte beim Freistoßzuspiel von Hornig von einer Unachtsamkeit der TeBe-Deckung und traf mit seinem 15. Saisontreffer zum 2:1 (63.). Doch die Freude währte nur kurz. Müller traf mit einem 17-m-Flachschuss zum 2:2 (65.). Insgesamt gesehen ein gerechtes Remis. Zum Saisonabschluss schauten beide „in die Röhre“, denn den Meistertitel holte sich der SCC, der anschließend auch in die Zweite Bundesliga aufstieg.

Hertha 03 – Tennis-Borussia 1:0 (1:0)

Hertha 03: Stieler – Schulz – Wolfram, Sallinger – Brandenburger, Hohner (ab 81. Podkowik), Ziemdorf (ab 72. Mittelstädt), Gatti, Ziege – Schmedding, Herbst.

Tennis-Borussia: Oster – Henklein – Rehnisch, Rohnke – Kühlhorn, Lutosch (ab 46. Müller), Knobel, Gentsch – H. Brandt (ab 46. Schoerbach), Sandstoe, M. Brandt.

Zahlende Zuschauer: 531

Tor: 1:0 Herbst (41.)

Der Einlauftipp der zwölf Fußballexperten, unter anderem Otto Höhne, „Pelle“ Yayla, Uwe Hammer und Rudi Rosenzweig, vor der Saison 1989/90 war eindeutig. Bis auf den damaligen Trainer der Reinickendorfer Füchse, Gerd Achterberg, setzten alle die Zehlendorfer auf Platz 1. Es fiel diesmal auch ungewohnt leicht, die Favoriten zu benennen, zu hochkarätig waren die Verstärkungen, die die „kleine Hertha“ „an Land gezogen“ hatte: Bernd Stieler und Jürgen Schulz kamen von TeBe, Michael Hohner aus Mönchengladbach sowie Peter Stark und Jörg Gaedke von Zweitligist Blau-Weiß 90. Als ärgste Verfolger wurden Titelverteidiger Reinickendorfer Füchse und Tennis-Borussia gehandelt. Schon am zweiten Spieltag stand eine richtungsweisende Partie auf dem Spielplan.

„Es war nicht alles Gold was glänzte“, bemerkte Klaus Trapp von der Fußball-Woche, aber „Hertha 03 wies TeBe-Ansturm ab“, lautete die Schlagzeile des Spieltages. Da das Ernst-Reuter-Stadion gesperrt war, musste die Begegnung auf dem ungeliebten Sportplatz an der Sachtlebenstraße ausgetragen werden. Es entwickelte sich zwar eine temporeiche Partie, der es aber an Torchancen mangelte. Kurz vor der Pause nutzte Thomas Herbst nach flacher Eingabe von Schmedding eine der wenigen Möglichkeiten zum entscheidenden Treffer. Eine Drangphase unmittelbar nach der Pause überstanden die Zehlendorfer zunächst mit etwas Glück und Stielers Hilfe, um anschließend selbst zahlreiche Chancen zum entscheidenden 2:0 auszulassen. Trainer Stefan Sprey bezeichnete nachher den Erfolg „letztlich als verdient.“ Die Zehlendorfer konnten in dieser Spielzeit ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden und mussten den Reinickendorfer Füchsen den Vortritt lassen, die Borussen besaßen zu keiner Zeit die Chance, in das Titelrennen einzugreifen.

F.C. Hertha 03 - Tennis Borussia 3:0 (1:0)

Hertha 03: Zwick – Aagaard, Özdal, Zoppke, Kindt - Niroumand, Shuleta - Mentes, Hortum (53. Groschk), Wedemann (69. Schedlinski) - Warwel (75. Scholz)

Tore: 1:0 Shuleta (32.), 2:0 Warwel (50.), 3:0 Groschk (79.)

Zahlende Zuschauer: 621

Besonderes: Rote Karte Raychouni (80.)

Man musste am 19. Spieltag der Saison 2013/14 lange zurückdenken, wann einem Spiel der Zehlendorfer so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der äußere Rahmen war eines Spitzenspiels würdig: Das Wetter stimmte, und auch die stattliche Kulisse von über 700 Zuschauern (621 Zahlende) im Ernst-Reuter-Stadion ließ die Herzen der Verantwortlichen höher schlagen. Die Zehlendorfer führten die Tabelle der Berlin-Liga an, für die Tennis-Borussen war es die letzte Gelegenheit, noch ins Titelrennen einzugreifen.

Die Gastgeber entwickelten zunächst wenig Torgefahr. Da jedoch auch die Borussen wenig Druck ausübten, begann Luis-Maria Zwicks Nachmittag ohne große Aufregung. Wie aus dem Nichts fiel der Führungstreffer der „kleinen Hertha“. Ein Freistoß Shuletas aus halbrechter Position aufs kurze Eck überraschte Freund und Feind und schlug flach im Gehäuse der Gäste ein. Torhüter Pruschke, der keine glückliche Figur abgab, war sichtlich überrascht. Mit Tempo ging es in den zweiten Abschnitt. Einen Kopfball von Scholl konnte Mentes auf der Linie ebenfalls per Kopfstoß klären (49.), bevor im Gegenzug die Vorentscheidung fiel. Einen weiten Freistoß Shuletas köpfte Warwel von der rechten Seite zur Mitte des Tores, wo Scholl vergebens zu klären versuchte und dem Leder den letzten „Kick“ gab. Das 2:0 gab dem Tabellenführer nun die nötige Sicherheit und auch die Räume. In der 78. Minute folgte der schönste Treffer des Tages und damit die Entscheidung. Und wieder war Shuleta beteiligt. Seinen Freistoß auf Niroumand legt dieser uneigennützig und mit viel Übersicht auf Groschk. Dieser vollendet sicher zum 3:0. Der Platzverweis für den Borussen Raychouni (80.) war nicht mehr von Bedeutung, die mit großem Anhang angereisten Gäste ließen längst die Köpfe hängen. Hertha 03 stieg wenige Monate später in die Oberliga auf, die Borussen folgten ihnen nur ein Jahr später.

Unsere Partner