F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

04.04.2016 / 1. Herren

Wahrsager im April

Das "Kleeblatt" trifft sechs Mal / Union Fürstenwalde weiter stabil

Hinterher war vielmehr von der Moral der deutlich unterlegenen Gäste die Rede, als vom 9:1-Kantersieg der „kleinen Hertha“ gegen das abgeschlagene Schlusslicht BSV Hürtürkel. Robert Schröder gestand gar ein, nicht zu wissen, „wie ich reagieren würde, wenn ich jede Woche so deutlich unterlegen wäre. Und trotzdem haben die immer weiter nach vorn gespielt.“ Auch die Fairness war ein Thema, denn „oftmals eskaliert so ein Spiel, wenn eine Mannschaft schon so früh klar im Rückstand liegt“, erkannte Mittelfeldspieler Sven Aagaard. Mit dem eigenen Erfolg beschäftigten sie sich in Zehlendorf am gestrigen Nachmittag weniger.

Präsident Kamyar Niroumand wirkte sogar ein wenig enttäuscht: „Ich hatte schon mit einem Punktverlust der Fürstenwalder gegen Tennis-Borussia gerechnet.“ Nun, diesen Gefallen taten ihm die Verfolger der Zehlendorfer nicht. Tatsächlich haben sie sogar die beiden vermeintlich dicksten Brocken mit Hansa Rostock II (6:1) und TeBe (2:0) schon erfolgreich beiseite geräumt, während die Zehlendorfer in den nächsten Wochen erst noch in so genannten Wahrsagern auf beide Teams treffen. Schon aus diesem Grund kommt dem April eine vorentscheidende Bedeutung zu. Bleibt die „kleine Hertha“ aber am Ende des Monats noch in der gleichen Schlagdistanz, kann es zum ganz großen Wurf reichen.

Welche Erkenntnisse aus einer derartig einseitigen Partie überhaupt zu gewinnen sind? Auf jeden Fall, dass die Zehlendorfer ein Problem haben, einen verlässlichen Elfmeterschützen zu finden. Von den Rängen fiel zwar die Bemerkung, dass es respektlos dem Kontrahenten gegenüber wäre, einen Torwart antreten zu lassen. Aber hier sei zur Erinnerung erwähnt: Nico Hinz war der einzige, der bei der so enttäuschenden Pokalniederlage gegen den BFC Preußen vom Punkt aus getroffen hatte. Insofern entsprach es schon einer gewissen Logik, auf ihn zu setzen. Nur scheiterte er dieses Mal – wie vor ihm auch schon Burak Mentes (auch gegen Altlüdersdorf), Robert Schröder, Felix Robrecht und Efräim Gakpeto im Elfmeterschießen. In sechs der letzten acht Versuche versagten den Zehlendorfern die Nerven. Nicht auszudenken, sollte der „kleinen Hertha“ beim Spielstand von 0:0 in der 88. Minute in Fürstenwalde ein Strafstoß zugesprochen werden, und eine verzweifelte Suche nach einem Schützen einsetzen.

Ansonsten lief das Spiel der Zehlendorfer und ihre Angriffsmaschine wie geschmiert. Im Programmheft wurde auf das Kleeblatt mit Torgarantie hingewiesen. Am Sonntag zeichneten Top, Warwel & Gakpeto für sechs der neun Treffer verantwortlich. Sicherlich verbietet es sich, angesichts der Harmlosigkeit des Gegners tiefer greifende Rückschlüsse zu ziehen. Dennoch war es auffällig, welche Spielfreude der Tabellenführer versprühte und dass auch bei der hohen Führung kein Nachlassen zu erkennen war. Ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft nicht nur ihr Tief vom Winter überwunden zu haben scheint, sondern sich auch der Tatsache bewusst ist, dass es bei der Endabrechnung im Juni auf jeden Treffer ankommen kann. Hier scheinen Markus Schatte und Clemens Riewe im Vorfeld psychologisch ganze Arbeit geleistet zu haben. Es spricht aber auch für die fußballerische Intelligenz des Teams.

Natürlich war der frühe Führungstreffer von Cüneyt Top hilfreich. Der Gegner kam erst gar nicht dazu, sich hinten zu „verbarrikadieren“. Das kam der Zehlendorfer Spielweise entgegen. Wie aber immer wieder schnell kombiniert wurde, die starken Außen Fabien Thokomeni-Siewe und insbesondere Mike Ryberg mit einbezogen wurden, bereitete den Gästen aus Neukölln so manches Kopfzerbrechen. Hier machten sich insbesondere die Schnelligkeitsvorteile – auch gedanklich - der Stürmer, aber auch von Burak Mentes und „Maxi“ Obst bemerkbar, die immer wieder ankurbelten.

Nicht ganz unwichtig: Die Zehlendorfer blieben von weiteren gelben Karten verschont. So sind weiterhin aktuell nur Kapitän Erdal Özdal und Stürmer Efräim Gakpeto von einer Sperre bedroht. Darius Niroumands wurde für seine rote Karte beim 1. FC Frankfurt für zwei Partien gesperrt und fehlt daher nur noch am kommenden Samstag in Schöneiche.

Auch wenn Präsident Niroumand gestern ein wenig den Kopf hängen ließ, weil der FSV Union Fürstenwalde das vermeintlich leichtere Restprogramm und den Heimvorteil gegen die Zehlendorfer genießt: Vielleicht ist das aber gar kein Problem angesichts der wiedergefundenen Stärke des eigenen Teams. Die Mannschaft scheint es tatsächlich so zu halten, wie Sven Aagaard nach Spielende verriet: „Wir machen uns selbst wirklich keinen Druck, denn wer hätte gedacht, dass wir so lange oben dabei bleiben.“ Diese Unbekümmertheit zu bewahren, kann ein wesentlicher Faktor werden, wenn die Entscheidungen nahen.

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