F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

28.09.2015 / 1. Herren

„Von Melih Hortum emanzipiert“

Zehlendorfer profitieren von ihrer Ausgeglichenheit / Traumhafte Freistoßtreffer

Sind die Zehlendorfer tatsächlich schon im Feld der Titelaspiranten angekommen? Ein Blick auf Tabelle scheint das zu bestätigen. Doch die wahren Brocken kommen noch. Während Tabellenführer Tennis-Borussia mit Anker Wismar, FSV Union Fürstenwalde und dem FC Hansa Rostock II schon drei Partien gegen die ersten Sechs absolviert hat, traf die „kleine Hertha“ nur auf den derzeitigen Fünften aus Neubrandenburg. Und dennoch: Die Richtung stimmt, und es spricht einiges dafür, dass man sich oben festsetzen kann.

Vor Wochenfrist wiesen wir noch auf den Verlust an individueller Klasse im Mittelfeld hin. Dass ein Melih Hortum den Zehlendorfern natürlich weiterhin gut zu Gesicht stehen würde, steht außer Frage. Aber es geht auch ohne ihn. Stellvertretend hierfür stehen zwei Szenen vom Sonntag, die zu den Höhepunkten zählten. Mitte der ersten Hälfte bekamen die Zehlendorfer einen Freistoß in zentraler Position vor dem gegnerischen Tor zugesprochen und manch einer ihrer Anhänger wünschte sich Hortum, der die Partie von den Stehrängen aus verfolgte, aufs Feld zurück. Doch dann hob „Maxi“ Obst die Kugel mit viel Gefühl wunderschön über die Mauer zum 2:0 in den Winkel. Ein Bilderbuchtor. Und als wäre das nicht schon genug Bestätigung der Emanzipation, wuchtete Robert Schröder mit seinem ersten Saisontreffer den Ball aus 30 Metern brachial in den Dreiangel. Das 3:0 war die Entscheidung, herbeigeführt ebenfalls durch einen Freistoß.

Markus Schatte scheint seine Stammformation gefunden zu haben. Doch von der Bank kommen immer wieder die Impulse, die den Zehlendorfern im letzten Jahr gefehlt haben, trotz eines beeindruckenden Schlussspurts zum Saisonende. Entschied gegen Hertha 06 der eingewechselte Efraim Gakpeto die Partie mit seinem 3:0, so traf Cünyet Top in den gut dreißig Minuten nach seiner Einwechslung sogar zweimal. Wohl dem, der solch Alternativen in der Hinterhand hat. Zu denen gehören auch die ehemaligen A-Junioren Dennis Voigt und Jian Schleiff. Beide kamen zu Einsatzminuten. Markus Schatte scheint ein gutes Gespür dafür zu haben, den Jungen ein Gefühl zu vermitteln, wie wichtig sie für das Team sind.

Dass Mike Ryberg erneut traf, ist nur ein nummerischer Ausdruck dafür, in welch starker Form sich der Außenbahnspieler befindet. Dank seiner Entwicklung verfügen die Zehlendorfer inzwischen über eine Waffe, mit der vor Saisonbeginn nicht unbedingt zu rechnen war. „Maxi“ Obst nur auf sein Traumtor zu reduzieren, man täte ihm unrecht. Er ist in den letzten Wochen zur „Lunge“ im Berliner Mittelfeld geworden. Mit seiner Einstellung an Kampfbereitschaft, steht er Kapitän Erdal Özdal in nichts nach. Auch profitiert er inzwischen davon, dass es im Aufbauspiel der Berliner insgesamt deutlich flüssiger läuft als noch vor einigen Wochen.

Was die Zehlendorfer auszeichnet, und sich noch im Verlauf der Spielzeit als hilfreich erweisen kann, ist ihre Ausgeglichenheit – nicht nur, was die Auswahl an Torschützen betrifft. So wurden mit Dennis Dombrowe (starke Partie!), „Maxi“ Obst und Cüneyt Top nicht durch Zufall drei Spieler in die Elf des Tages der Fußball-Woche gewählt. Vor Wochenfrist waren es Niclas Warwel und Burak Mentes, davor Erdal Özdal und Samuel Agyei-Yeboah. Variabler geht es nicht.

Kommenden Freitag erwartet Hertha 03 nun den SV Germania Schöneiche (Ernst-Reuter-Stadion, 19:45 Uhr). Die Devise der letzten Wochen bleibt die gleiche: Den Schwung mitnehmen, zuhause darf kein Punkt abgegeben werden. Bleiben die Zehlendorfer fokussiert auf das nächste Spiel, und kreisen die Gedanken nicht schon verfüht um die Partie gegen Tennis-Borussia am 30. Oktober, wird man sie irgendwann den Titelkandidaten hinzurechnen müssen. 

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