F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

26.02.2023 / 1. Herren

Versäumt nachzulegen

„Kleine“ Hertha verpasst nach dem 1:0 die frühzeitige Entscheidung

Der Samstagnachmittag begann für die Zehlendorfer so recht nach ihrem Geschmack. Ein frühes 1:0 durch Marius Ihbe spielte dem Favoriten aus Berlin gegen die abstiegsgefährdeten Schweriner in die Karten, doch ausgerechnet in der Phase, als der Ball wie am Schnürchen lief, verpassten sie es, die frühzeitige Entscheidung zu erzwingen. Leichtfertig gingen sie mit ihren Möglichkeiten um, am Ende standen sie nach dem 2:2 auf dem Kunstrasenplatz neben dem Stadion etwas ratlos da. Es war eine Spiegelung der Partien zu Beginn des Jahres – Schwächen, die man hoffte abgestellt zu haben.

Gleich die erste Chance brachte die Führung. Igli Cami passte maßgerecht in die Schnittstelle zu Ihbe, der frei dem Schweriner Gehäuse zustrebte und dem heraus geeilten Torhüter Aphrem die Kugel mit der Fußspitze durch die Beine spitzelte (3.). Fortan rollte Angriff auf Angriff der Zehlendorfer, die den Ball schnell über ihre Außen Mushakir Razeek und „Mo“ Sow Sow passten. Cami versuchte es aus 18 Metern mit einem Hochschuss, Aphrem klärte fliegend zur Ecke (5.), Ihbe bediente Cami, der freistehend am mit dem Fuß abwehrenden Schweriner Torsteher scheiterte und schließlich setzte sich Sow Sow geschickt am linken Flügel durch, flanke zentimetergenau auf den Kopf von „Maxi“ Obst, der das Leder aber aus fünf Metern an die Oberkante der Latte setzte (19.). Es schien eine Frage der Zeit, wann der zweite Treffer der Berliner fallen würde. So sah es auch Trainer Robert Schröder: „Wir sind gut ins Spiel reingekommen mit dem frühen Treffer durch Marius (Ihbe), danach hatten wir vier bis fünf hundertprozentige Möglichkeiten, wo wir auf 2:0 oder sogar 3:0 stellen müssen. Dann geschieht leider das, was oft passiert im Fußball: Der Gegner trifft mit der ersten Chance nach einem abgewehrten Standard.“

Tatsächlich wendete sich wie aus dem Nichts das Blatt. Nach einer von den Zehlendorfern abgewehrten Ecke gelangte das Leder Richtung rechtes Strafraumeck, Mamadou wollte den Ball direkt wieder in den Strafraum flanken, doch wurde der Schuss immer länger und landete schließlich im hinteren Tor-Winkel des völlig überraschten Schlussmanns Paul Büchel (24.). Der Schrecken war noch nicht ganz verwunden, da liefen die Berliner in einen Konter. Seki führte den Ball schnell durchs Mittelfeld, zog als halblinker Position nach rechts und setzte die Kugel von der Strafraumgrenze zum 2:1 ins linke Eck (26.). „Das zweite Tor fällt nach einem individuellen Fehler, was wir eigentlich die ganze Woche besprochen haben. Das ärgert mich maßlos. Damit haben wir uns eine hohe Hürde selbst aufgestellt, über die wir dann springen mussten“, erklärte Schröder. In der Folge war der spielerische Faden bei der „kleinen“ Hertha gerissen, die noch Glück hatte, dass eine etwas missglückte Kopfballrückgabe von Oskar Praus gerade noch von Büchel zur Ecke geklärt werden konnte (44.).

Im zweiten Abschnitt waren klaren Möglichkeiten Mangelware. Die Zehlendorfer warfen alles nach vorn, Kapitän Lenny Stein rückte ins Mittelfeld vor, doch zunächst benötigten sie das Können von Büchel, der einen Schuss von Mandela Mbouhom aus dem Gewühl aus 8 Metern mit dem Oberschenkel abwehren konnte (58.). Doch eine knappe Viertelstunde vor Schluss wurden ihre Mühen doch belohnt: Eine Sow Sowe-Ecke von rechts köpfte der hochsteigende Eric Stiller perfekt flach ins rechte Eck, 2:2 (77.).

Zu viele unnötige und hektische Ballverluste in der Vorwärtsbewegung verhinderten aber, dass die Zehlendorfer noch zum entscheidenden Schlag ausholen konnten. Schröder fasste es so zusammen: „In der zweiten Halbzeit waren wir dann nicht mehr so klar in unserer Spielweise, aber die Mannschaft hat nie aufgesteckt. Der Ausgleich war zwar hochverdient, aber wir waren im letzten Drittel nicht mehr konsequent genug, um uns gute Torchancen herauszuspielen, um doch noch den letzten Punch zu setzen.“ Die Gastgeber verdienten sich den Punktgewinn im Abstiegskampf durch eine beherzte und engagierte Leistung. 

Im Vergleich zur Vorwoche war Trainer Robert Schröder hinterher richtig verärgert: „Ich bin sauer über die zwei verlorenen Punkte, weil dieser Punktverlust absolut unnötig war. Letzte Woche war es ziemlich klar, da haben wir es auch fast nüchtern hingenommen. Aber heute haben wir das Spiel einfach verschenkt und es verpasst, einen deutlichen Sieg zu erzielen.“ In der Tat scheint der Meisterschaftszug zwar weiter Richtung Saisonende zu fahren, die Zehlendorfer bleiben jedoch an der Bahnsteigkante zurück. Das erscheint zum einen ärgerlich, weil viele der Punktverluste (Staaken, Neuruppin, Pampow, Fürstenwalde und nun Schwerin) durchaus vermeidbar waren – es geht immerhin um 12 Punkte – zum anderen aber hatte das gesamte Trainerteam mit unfassbarem Verletzungspech und den unerwarteten Abgängen der Leistungsträger Stüwe und Ernst zu kämpfen. Das konnte auf Dauer nicht gutgehen. Umso bemerkenswerter, was immer wieder aus dem Team herausgeholt wird. Und nicht zu vergessen, die „kleine“ Hertha stellt das beste Berliner Team der Oberliga. Das wird zwar nicht über die Enttäuschung des angewachsenen Rückstands auf die Tabellenspitze hinwegtrösten, aber vergessen werden sollte es auch nicht. Was tun? Die Flinte ins Korn werfen? Sicherlich nicht. Schröder wird seine Jungs bis zum Hertha-Derby gegen Hertha 06 am kommenden Sonntag (14:00 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) wieder aufrichten. Und dann gilt es erst einmal von Spiel zu Spiel zu denken. 

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