F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

28.02.2016 / 1. Herren

Tore im rechten Moment gemacht

Traumtor durch Top / Hinz hielt die Punkte fest

Es war ganz sicher kein Rasen-Schach. Eher ein Puzzle mit vielen Fehlern. „Wir haben heute unser kämpferisches Gesicht gezeigt“, konstatierte Zehlendorfs Innenverteidiger Robert Schröder hinterher und lieferte damit schon die Erklärung für den aus Sicht der „kleinen Hertha“ so wichtigen Erfolg. Das passt: Gewonnen hat am Samstagnachmittag die kämpferisch entschlossenere Mannschaft. Sicherlich auch die mit mehr Glück.

Vor dem Anpfiff verriet die finstere Miene Präsident Niroumands einerseits seine Anspannung, zum anderen konnte man an ihr die Personalmisere ablesen, die den Tabellenzweiten belastete. Dass Niclas Warwel gelbgesperrt fehlen würde, war lange bekannt, dass die Südberliner aber auch auf ihren etatmäßigen Kapitän Erdal Özdal und Mike Ryberg (beide Erkältung) verzichten mussten, machte ihre ohnehin schon schwierige Aufgabe in Lichtenberg nicht einfacher. Zumal ihnen vor dieser Begegnung auch die Alternativen ausgingen. Miguel Unger, gerade zum Ende der Hinrunde gut in Schwung gekommen und beim Regio-Cup zurecht zum besten Spieler des Turniers gewählt, wird den Zehlendorfern wohl noch Monate mit einer Schambeinentzündung nicht zur Verfügung stehen, ebenso fehlten die schon länger Verletzten Schleiff und Hopprich, Binting weilte außerhalb Berlins.

Dabei hatten die Zehlendorfer schon einen ausreichend schweren (psychologischen) Rucksack mit sich herumzuschleppen. Eine mäßige Vorbereitung und ein verpatzter Auftakt (0:1-Heimniederlage gegen Victoria Seelow) ließen sie nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen. Das merkte man ihnen an. „Womöglich machen sich einige bei uns zu sehr Druck“, betrieb Robert Schröder hinterher Ursachenforschung. „Wenn wir aber wieder Siege einfahren, kommt auch das Selbstvertrauen zurück.“ Da sind sie seit Samstag zumindest wieder auf einem guten Weg.

Geebnet hat ihnen diesen Sieg jemand, der zwar schon im Vorjahr durch vielerlei Vorzüge aufgefallen war, seine Treffsicherheit gehörte da noch nicht dazu. Cüneyt Top traf nach 26 Minuten so bildschön zum 1:0 in den Winkel (nach Maßflanke Thokomenis), dass es die Bank von den Sitzen riss. Es war nicht nur die Art des Treffers, die ihn so wichtig machte, sondern der Zeitpunkt: Die Zehlendorfer hatten in den ersten 15 Minuten nur schwer ins Spiel gefunden. „Da war ich mit meiner Mannschadt gar nicht zufrieden. Wir hatten zuviele Ballverluste, zum Teil schon in der eigenen Hälfte“, bemängelte Trainer Markus Schatte in der anschließenden Pressekonferenz. Nach Tops Treffer wurde es besser.

„Maxi“ Obst rackerte wie immer vorbildlich, Sven Aagaard fügte sich nahtlos ein, Burak Mentes versuchte für Entlastung zu sorgen, Thokomeni bestach durch Ruhe am Ball und eine Traumvorlage zum 1:0, Felix Robrecht und Darius Niroumand beackerten die gesamte Spielfläche und „Effi“ Gakpeto zeigte in Ansätzen, was ihn in der Hinrunde so stark machte: Seine Schnellig- und Unberechenbarkeit. Wie oben schon geschrieben: Vor Selbstvertrauen strotzte keiner, verausgabt haben sich alle.

Rätselhaft, wie sich die „kleine Hertha“ nach dem Wechsel präsentierte. „Da waren wir ganz schön am Wackeln“, bekannte Burak Mentes und auch Top sah seine Mannschaft „ganz schön unter Druck“. Trainer Schatte fiel auf, „dass uns dann etwas passierte, was uns auch schon in der Hinrunde passiert ist. Nach einer Führung lassen wir uns zu weit hinten reindrängen.“ So folgten die großen Auftritte von Dennis Dombrowe und Robert Schröder, die hinten „mächtig aufräumten.“ Schlussmann Nico Hinz erwies sich nicht nur in dieser Phase als Meister seines Fachs: Er fing, faustete, hechtete und hielt somit die drei Punkte fest. War er dennoch einmal machtlos, stand ihm etwas zur Seite, was gemeinhin als „Glück des Tüchtigen“ bezeichnet wird: Lichtenbergs Reiniger traf mit voller Wucht nur die Unterkante der Latte (30.).

Als der Druck der Lichtenberger in der Schlussphase noch zunahm, konterten die Zehlendorfer mustergültig über Gakpeto und Top, der nur regelwidrig gestoppt werden konnte. Nach Mentes' verschossenen Elfmeter zum Hinrundenabschluss gegen Altlüdersdorf hat sich Schröder als neuer Schütze etabliert. Er ließ Wollert keine Chance und traf zum 0:2. Danach war für die Gastgeber kein Aufholen mehr möglich. „Wir haben heute die Tore genau zum richtigen Zeitpunkt gemacht“, lautete das Fazit von Team-Manager Timo Steinert.

Die Freudenszenen bei Hertha nach dem Schlusspfiff kann man sich gut vorstellen. Es war schon eine gehörige Last, die da von den Zehlendorfer Schultern gefallen ist. Wir haben es schon einmal bei ähnlichem Anlass geschrieben: So, wie Hertha in Lichtenberg siegte, machen es Spitzenmannschaften: Auch mal als die schwächere Elf die nötigen Tore zur rechten Zeit machen. Und zwei Aussagen Robert Schröders kann man getrost für den Rest der Saison zum Maßstab nehmen: „Wenn wir immer solche Leidenschaft an den Tag legen, sind wir nur schwer zu schlagen“ und „Bei uns müssen aber immer alle 100% geben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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