F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

12.05.2015 / 1. Herren

Team mit Entwicklungspotenzial

Offene Rechnung mit Greifswald – Zellners Näschen

 

Wer die Zehlendorfer am vergangenen Sonntag in Altlüdersdorf in den ersten 35 Minuten spielen sah, mochte kaum glauben, dass dieses Team einmal mitten im Abstiegssumpf steckte und in der Hinrunde gar einmal das Schlusslicht der Tabelle bildete. Wie schon in den letzten Wochen spielten sie befreit auf und stürzten die Gastgeber von einer Verlegenheit in die andere. Aber als es galt, den „Sack zuzumachen“, offenbarte sich eine alte Schwäche.

  • Die „kleine Hertha“ zeigte, wie auch die Partie selbst, zwei Gesichter: Ein spiel- und kombinationsfreudiges in der ersten Halbzeit, hier wurde Fußball gespielt, wie ihn sich Trainer Markus Schatte vorstellt, im zweiten Abschnitt dagegen geriet man immer heftiger unter Druck, der Ball lief kaum noch über mehrere Stationen. Dafür „wehrte“ man sich mit allem, was man in die Waagschale werfen konnte und verhinderte auf diese Weise Großchancen der Altlüdersdorfer.
  • Dass es am Ende überhaupt noch so brenzlig wurde, hing mit zwei Szenen zusammen, in dem die Zehlendorfer die endgültige Entscheidung verpassten: In der 29. Minute, nur eine Minute nach dem 2:0 durch Top, strebte Marc Zellner frei dem Altlüdersdorfer Kasten entgegen – und scheiterte am Schlussmann. „Vielleicht hätte ich einfach mit Tempo am Torhüter vorbeigehen müssen“, gab Zellner später zu Protokoll. Statt des 3:0 fiel im Gegenzug der Anschlusstreffer.  In der 40. Minute wiederholte sich die Konstellation: Die Zehlendorfer führten durch Melih Hortums 14. Treffer mittlerweile 3:1, als sich Cüneyt Top die Chance zum 4:1 bot. Doch Top zirkelte das Leder rechts am Kasten vorbei. In der Nachspielzeit des ersten Abschnitts gelang dann den Gastgebern wie aus dem Nichts das 2:3. So gingen die Zehlendorfer nur mit einer knappen Führung in die Kabinen, obwohl „wir die Begegnung da schon hätten entscheiden müssen“, wie „Maxi“ Obst hinterher zugab.
  • Dennoch: Sie sind stabiler geworden. Die Rückkehr von Kapitän Erdal Özdal hat darauf einen wesentlichen Einfluss. Während in den ersten 45 Minuten die Offensivkräfte Warwel, Top, Zellner und Hortum ihre Auftritte hatten, rückten in der zweiten Halbzeit Özdal und Dennis Dombrowe in den Blickpunkt. Sie hielten kompromisslos  „den Laden zusammen“, erstickten viele Situationen schon im Keim und sorgten dafür, dass sich Trifon Gioudas nicht großartig auszeichnen musste.
  • Nach dem Winter-Abgang von Rene Robben zum Tabellenführer aus Luckenwalde, befürchteten manche ein Vakuum im Sturmzentrum. Aber Timo Steinert gab schon zu Jahresanfang zu verstehen, dass andere nun die Lücke füllen müssten und man insbesondere Marc Zellner vertraut. Sicherlich: Zellner hätte mit 3:0 den „Sack zumachen“ müssen und damit gerade den älteren Zuschauern viele Nerven erspart. Aber die nackten Zahlen sagen folgendes: Das 1:0 selbst erzielt, das 2:0 mustergültig vorbereitet und den Elfmeter „herausgeholt“. Mehr geht nicht. Dass Zellner nicht Robben ist, verrät schon ein Blick auf seine Statur, aber er hat in den vergangenen Wochen ein Näschen entwickelt, um dort zu stehen, wo es notwendig ist. Da muss man nicht zwangsläufig ein „Brecher“ sein.
  • Wir haben es schon vor Wochenfrist  geschrieben: Gelingt es Timo Steinert, die wichtigen Bausteine für die nächste Saison zu halten, scheinen nur geringfügige Ergänzungen notwendig. Das Team hat  Entwicklungspotenzial, denn beinahe alle Spieler des Kaders stehen erst am Anfang ihrer Karriere, das engagierte Trainerteam hat ein Händchen für junge Spieler: So scheint ab dem Sommer vielleicht mehr als eine gesicherte Saison möglich. Auch die Akteure sollten dies im Auge haben, wenn ihnen vermeintlich lukrative Offerten vorgelegt werden. Oft ist es sinnvoller, in vertrauter Umgebung den nächsten Schritt zu machen.

Nun wartet am kommenden Samstag (13:30 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) erneut ein Luckenwalde-Bezwinger auf die in Schwung geratenen Zehlendorfer. Dem FC Pommern Greifswald gelang am Wochenende dasselbe Kunststück wie 14 Tage zuvor dem SV Waren 09. Kann die „kleine Hertha“ erneut siegreich bleiben, sie dürfte sich mit Recht „Luckenwalde-Bezwinger-Bezwinger“ nennen. Außerdem haben die Berliner noch eine Rechnung offen: Im Hinspiel setzte es eine 1:3-Niederlage, wobei im Vorfeld eine Posse über den Spielort ablief. Da nach 14 Tagen Sonnenschein das Stadion in Greifswald nicht bespielbar erschien, verlegte man die Ansetzung auf den von den Zehlendorfern ungeliebten Kunstrasen.

Unsere Partner