F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

26.08.2023 / 1. Herren

Tabellenspitze verteidigt 

„Kleine“ Hertha bezwingt starke Gäste aus Stahnsdorf mit 3:2

Am Ende rissen elf erschöpfte Zehlendorfer ihre Arme nach oben. Schiedsrichter Dirk Meißner hatte sie und die Berliner Fans unter den 325 Zuschauern kurz zuvor mit seinem Schlusspfiff erlöst. Die „kleine“ Hertha hatte ihre Tabellenführung mit einem 3:2-Sieg im Derby gegen den RSV Eintracht aus Stahnsdorf verteidigt, dabei aber mehr Mühe gehabt, als ihr lieb war. Und wer weiß , welchen Spielverlauf die Partie genommen hätte, wäre Kruskas Schuss nach kaum einer Minute nicht an den Innenpfosten geklatscht, sondern ins Tor geflogen. 

„Wenn wir da 1:0 in Führung gehen, läuft das Spiel sicherlich anders“, sagte RSV-Trainer Patrick Hinze später nicht ganz zu unrecht. So blieb den Zehlendorfer anstatt einem Rückstand hinterherzulaufen erst einmal nur die Luft weg. Das wurde in der Anfangsviertelstunde auch nicht viel besser, weil die Stahnsdorfer früh störten und immer wieder gefährlich über ihre Außenpositionen kamen. Umso überraschender, dass dafür auf der Gegenseite die Elfmeterserie der „kleinen“ Hertha ihre Fortsetzung fand. Sven Reimann hatte Serhat Polat steil geschickt, der im Strafraum nicht sofort abschloss, sondern noch einen Haken um seinen Gegenspieler schlagen wollte, dabei aber nur unsanft gebremst werden konnte. Kapitän Stein verlud den Ex-Zehlendorfer Lehmann im Tor, und traf zum 1:0 ins rechte Eck (14.). Doch die Freude währte nicht lange. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld sah sich Stein drei Angreifern gegenüber, Kruska bediente Neumann, der hoch in den Winkel traf, 1:1 (23.). 

Es zeigte sich, dass die offensive Ausrichtung der Berliner zwar Risiken in sich birgt, aufgrund der individuellen Klasse der Akteure aber auch genügend Potenzial vorhanden ist, um Rückschläge wegzustecken. So vergingen nur sieben Minuten, als eine Ballstafette „Lenny Stein-Reimann- George Didoss“ Polat freispielte, der Lehmann mit einem gefühlvollen Heber zum 2:1 überwand (30.). „Das war herausragend herausgespielt“, freute sich Zehlendorfs Trainer Robert Schröder. Ruhe kam dennoch nicht ins Spiel der Berliner. So traf Rauch nach Kruska-Vorlage die Kugel aus 20 Metern zwar nicht voll, dennoch schlug sie zum (nicht mehr ganz überraschenden) 2:2 ein (45.+2). „In der ersten Halbzeit waren wir viel zu sorglos, wie wir die Gegentore bekommen war schon naiv“ bemängelte Trainer Robert Schröder die defensiven Umschaltmomente seines Teams. 

„In der zweiten Halbzeit wollten wir die Zweikämpfe besser annehmen“ verriet Ex-Junior und Pausen-Einwechsler Marc Enke hinterher die Marschroute für den zweiten Abschnitt. Für ihn keine einfache Situation, „das Spiel war sehr hitzig als ich reinkam, daran musste ich mich erst gewöhnen.“ Tatsächlich gab es nach der Pause weniger Chancen. Enke selbst verpasste mit dem Knie (?) noch das sichere 3:2 (53.), was dann Didoss nach Vorlage von Polat aus 14 Metern in zentraler Position gelang (64.). Der Torschütze fand, dass „unsere Ballbesitzphasen nicht so sauber waren. Wir standen auch nicht so kompakt wie zuletzt.“ In der letzten halben Stunde warfen die Gäste alles nach vorn, drängten die Zehlendorfer in deren Hälfte, doch bis auf einen Kopfball von Mustapha (76.) blieben klare Gelegenheiten aus. So sah es auch Schröder: „Sie hatten viele Standards, viele zweite Bälle und zahlreiche Flanken, aber keine klare Chance.“

So hielt das Derby hielt alles, was man sich erhofft hatte: Tore, Tempo und Spannung bis zum Schlusspfiff. Für Schröder war es „ein ganz heißer Tanz. Der RSV spielt gegen uns immer 50% besser. Man hat gesehen, warum sie im letzten Jahr die zweitwenigsten Niederlagen hatten. Dafür stand meine Mannschaft füreinander ein, aber wir müssen die Umschaltmomente einfach besser ausspielen.“ Für Enke war es ein Mentalitätsspiel.“ Albert Millgramm, der nicht so zum Zuge kam wie zuletzt, meinte: „Wir haben uns zu sehr auf das Spiel des Gegners eingelassen und zu viele lange Bälle gespielt. Wir hätten unser Spiel mit Ball besser durchziehen müssen.“ Ins gleiche Horn stieß Marius Ihbe: „Wir haben uns dem Gegner angepasst. Uns hat die Kompaktheit gefehlt, dadurch haben wir zwei dumme Gegentore gefressen. Beim zweiten Treffer waren wir nicht wach im Rückraum.“

So hatte der Spitzenreiter viele kleine Steinchen im Schuh, die ihn hemmten, dazu einen Gegner, der im Vergleich zur Vorwoche (1:4 gegen Pokalsieger TuS Makkabi) nicht wiederzuerkennen war. Doch entschuldigen müssen sich die Schröder-Schützlinge für ihren Sieg keinesfalls. Wer geglaubt hatte, die junge Elf würde mit Hurra-Fußball durch die Liga eilen, vergisst, wie hoch die Leistungsdichte der Teams in dieser Saison ist. Fallobst scheint nicht darunter zu sein. So hat zum Beispiel der von der Fußball-Woche als Abstiegskandidat eingestufte Rostocker FC nach 8 Abgängen (+ Trainer) bereits 6 Zähler auf dem Konto. So war die Schwere des gestern Abend erkämpften Sieges vielleicht genau der richtige Wachmacher, der zugleich aber auch Selbstvertrauen geben sollte: Man kann die Punkte auch erringen, wenn einmal nicht alles wie am Schnürchen läuft. So kann die junge Mannschaft erst einmal das Wochenende genießen, bevor die nächste Aufgabe angegangen wird. 

 

FC Hertha 03 – RSV Eintracht Stahnsdorf 3:2 (2:2)

FC HERTHA 03: Kühn; Zeidler (76. Burda), Stein, Praus, Yoldas (46. Enke); Reimann, Polat, Didoss, Ihbe (67. Langhammer); A. Millgramm (63. Yildirim), Zille (76. Ceesay)

z.Z.: 325

TORE: 1:0 Stein (14., Foulelfmeter), 1:1 Neumann (23.), 2:1 Polat (30.), 2:2 Rauch (45.+2), 3:2 Didoss (65.)

GELBE KARTEN: Yoldas, Didoss, Praus, Kühn 

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