F.C. Hertha 03 Zehlendorf

Es grenzt an Dekadenz. Der Oberligaspitzenreiter hat einen neuen Tiefpunkt während der Vorbereitungsphase zur Rückrunde der NOFV-Oberliga Nordost. Nach dem 0:6 gegen den SV Tasmania wurde der Herbstmeister nun durch den Berlinligisten S.D. Croatia mit einem peinlichen 1:7 vom Hof gefegt. Während der neunzig Minuten hat der Oberligist alle bisherigen positiven Tugenden vermissen lassen. Konsterniert – bestürzt und fassungslos mussten die Verantwortlichen und die wenigen Fans das Debakel zur Kenntnis nehmen. Selbst dem Berichterstatter fehlt die nötige Kreativität, das Gesehene positiv und in schillernden Farben darzustellen.

Bereits in der vierten Spielminute musste der junge Torwart Gärtner einen ersten Warnschuss durch die Gastgeber parieren. Zehn Minuten später hatte Gakpeto für Zehlendorf eine vielversprechende Möglichkeit. Nach gutem Zuspiel durch Darius Niroumand standen sich im Strafraum Gakpeto und der ehemalige Zehlendorfer Torwart Cem Kagitci gegenüber. Herthas Toptorjäger brachte zwar den Ball am Keeper vorbei, aber auch am Tor. In der 14. Minute gingen die Hausherren durch einen Schuss von Ohadi, der von Özdal unhaltbar abgefälscht wurde, in Führung und nur fünf Minuten danach erhöhte Schrödter durch einen phantastischen Heber aus 16 Metern auf 2:0. In den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit ergaben sich für die Gäste noch mehrere Möglichkeiten, den Verlauf des Spiels in die gewünschten Bahnen zu lenken. Nach einem Freistoß von Dombrowe in den Strafraum, kam Schröder einen Schritt zu spät (28.). Ein Gewaltschuss durch Ryberg in der 37. Minute rauschte knapp am Torgiebel vorbei. Auch Robrecht verpasste eine scharfe Eingabe durch Top, der sich zuvor energisch auf der linken Seite durchgesetzt hatte (39.) und schließlich konnte auch ein strammer Schuss durch Mentes eine Minute später durch Kagitci zur Ecke gelenkt werden.

Der Wille auf Widergutmachung wurde kurz nach dem Pausentee, eingeleitet durch einen peinlichen Abspielfehler, mit dem 3:0 von Drmac jäh im Keim erstickt. Auch der Anschlusstreffer durch einen Abstauber von Kim in der 64. Minute weckte zwar noch einmal neue Hoffnung, doch postwendend konnte Vincentic einen weiteren krassen Fehler in der Zehlendorfer Hintermannschaft nutzen und den alten Abstand wiederherstellen. Es war in der Folgezeit erschreckend, mit ansehen zu müssen, wie das momentane fragile Gebilde des Oberligaherbstmeisters nun in seine Einzelteile zerlegt wurde. Ohne erkennbare Gegenwehr durfte in der 75. Minute Zovko auf 5:1 erhöhen und auch in der 85. Minute bestrafte Zovko einen weiteren Zehlendorfer Ballverlust mit dem sechsten Treffer. Den Schlusspunkt setzte Vukadin durch einen Foulelfmeter in der 90. Minute.

Die letzten beiden peinlichen Auftritte sind nun nicht mehr durch eine eventuelle Karnevalsmaskerade zu erklären. Es ist an der Zeit zum Nachdenken, eine Wendung um 180 Grad erscheint zwingend erforderlich. Es bleibt allerdings nur noch eine Woche Zeit zur Besinnung, denn dann wird man vom Berliner Athletik Klub, dem Vierten der Regionalliga Nordost, im Achtelfinale um den Berliner Pilsner-Pokal gefordert. „Schaun mer mal!“ sagte einst der Kaiser (und nicht nur der).

Hertha 03 spielte mit: Gärtner - Thokomeni Siewe (66. Binting), Schröder, Özdal (54. Paul), Ryberg (66. Aagaard)- Mentes (54. Kim), Dombrowe, Niroumand, Top (46. Voigt) - Robrecht (46. Warwel), Gakpeto

Torfolge: 1:0 (18.) Özdal ET, 2:0 (23.) Schrödter, 3:0 (47.) Drmac, 3:1 (65.) Kim, 4:1 (66.) Vincetic, 5:1 (77.) Zovko, 6:1 (85.) Zovko, 7:1 (90.) Vukadin FE