F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

09.08.2021 / 1. Herren

Routine und jugendliche Unbekümmertheit

Verdienter 2:0-Erfolg in Pampow – Am Freitag kommt Spitzenreiter MSV Neuruppin

Ginge es nach dem Stimmungsbarometer auf der abendlichen Heimfahrt, musste die „kleine“ Hertha Großes geleistet haben. Dabei war ihr „nur“ ein 2:0-Sieg beim MSV Pampow und damit der Saisonstart in die Spielzeit 2021/22 gelungen. Doch was heißt „nur“!? Berücksichtigt man die lange Verletztenliste, in die sich kurzfristig auch noch Mittelfeldantreiber Maximilian Obst mit einem Hexenschuss eintrug, boten die Zehlendorfer eine reife Leistung, zu der ausgerechnet jene Akteure einen wesentlichen Anteil besteuerten, denen die „Reife“ eigentlich noch fehlen müsste.

Wer die vergangenen Jahre im Hinterkopf hatte, blickte bei Spielbeginn doch etwas erstaunt auf die Ränge, die mit 110 Zuschauern nur spärlich besetzt waren. Was herrschte hier vor zwei Jahren beim Saisonauftakt noch für eine hitzige Atmosphäre, als 472 Zuschauer ihr Team unterstützten.

Für eine hitzige Atmosphäre hätte es jedoch auch wenig Anlass gegeben, denn die Berliner Gäste kontrollierten die Partie und gerieten lediglich bei Standards (hauptsächlich Ecken) in Bedrängnis. Wobei man erwähnen muss, dass eher der starke Wind die Eckbälle gefährlich machte, weniger waren es klare Chancen der Gastgeber.

Die beste Möglichkeit vor dem Wechsel besaß Zehlendorfs Neuzugang Romario Hartwig: Der von den Junioren kommende Zulu Ernst schickte Hartwig steil, so dass dieser freie Bahn Richtung Pampower Gehäuse hatte. Doch beim Versuch, Torhüter Maaske über die linke Seite auszuspielen, blieb er am Schlussmann hängen. 03-Trainer Fabian Gerdts ging später unter anderem auf diese Szene ein, als er bemerkte, dass „wir an unserer Chancenverwertung arbeiten müssen.“ Die anderen Berliner Möglichkeiten gehören eher in die Kategorie „Halbchancen“: Hartwigs Schuss aus zentraler Position nach Doppelpass mit Ernst (14.) und ein Schlenzer von Melih Hortum rechts vorbei (43.).

Besser und zielstrebiger wurde die „kleine“ Hertha nach dem Wechsel. Zehlendorfs bester Mann auf dem Platz, eben jener 19-jährige Ex-Junior Ernst, analysierte völlig richtig, als er bemerkte, „dass wir in der zweiten Halbzeit besser wurden. Und: Wir haben unsere Chancen genutzt.“

Doch bevor es soweit war, hätte das Pendel auch in die andere Richtung ausschlagen können: Nach einem blitzschnellen Konter über die linke Seite traf Pampows Degener eine scharfe Hereingabe nicht voll, das Leder strich weit am Kasten von Paul Büchel vorbei. Hier ein 0:1, wer weiß? Doch ansonsten blieb Büchel fast beschäftigungslos, was auch für seine Vorderleute spricht. „Wichtig war für uns, die Null zu halten. Es war die erwartet schwierige erste Partie, weil man 10 Monate keine Pflichtspiel hatte. Der Wind war schon eklig, aber das ging ja beiden Mannschaften so. Diese Bedingungen muss man im Fußball einfach so annehmen,“ sagte Zehlendorfs Schlussmann später dazu.

Wenig später nutzten die Zehlendorfer die erste klare Möglichkeit zur inzwischen verdienten Führung. Einen Steilpass von Jason Rupp nahm der schnelle Mike Ryberg auf der linken Seite mit, seine in höchstem Tempo geschlagene Hereingabe wuchtete Hartwig im Stile eines echten Torjägers in den linken oberen Winkel: 0:1 (63.). Der erste Pflichtspieltreffer nach zehn Monaten.

Es begann jene Phase, in der die Gäste zwar nachsetzten, „aber auch vergaßen, das 2:0 zu machen“, wie Trainer Gerdts später feststellte, „da waren wir zu schlampig.“ „Wir sind nach dem 1:0 etwas unsicher geworden sind. Da hätten wir es uns einfacher machen können“, fand auch Arthur Langhammer, der sich anschickt, vielleicht einmal der Taktgeber im Mittelfeld zu werden. Seine Leistung sowie auch die von Rupp auf der Doppel-Sechs bewertete Gerdts mit der „Note Eins. Wie die beiden die verletzten Carl Hopprich und Maximilian Obst vertreten haben, war schon eindrucksvoll. Sie haben sicher gestanden.“

Eine Eins mit Sternchen (O-Ton Gerdts), verdiente sich Zulu Ernst, „weil er für die Mannschaft geackert und viele Bälle festgemacht hat. Dazu war er im Strafraum brandgefährlich.“ Für Ernst war es „ein geiles Spiel. Ich finde, wir haben verdient gewonnen. Ich fand unser letztes Testspiel gegen den Oberligisten Blau-Weiß 90 wichtig, da konnte ich mich schon auf das Niveau der Liga einstellen. Ich habe mich gut gefühlt und echt Spaß gehabt.“ Das konnte man bis zu den Zuschauern spüren.

Dazu kam: Das glückliche Händchen des Gespanns Robert Schröder/Fabian Gerdts. Die eingewechselten Mushakir Razeek und Anton Sirén (noch für die A-Junioren eingeplant) entschieden die Begegnung endgültig. Die Eingabe Razeeks von der rechten Seite drückte Sirén zur 0:2-Entscheidung über die Linie (90.).

Was in der Freude über Junioren und Einwechselspieler nicht vergessen werden darf, brachte Team-Manager „Zippo“ Stüwe-Zimmer auf den Punkt: „Für mich hat es die gesamte Mannschaft nach den vielen Monaten richtig gut gemacht. „Man of the match“ war für mich, neben allen anderen guten Spielern, Zulu Ernst. Ich habe immer gesagt, dass wir auf diese Mannschaft aufbauen können. Das war ein guter erster Schritt, um in Ruhe weiterarbeiten zu können.“

Für Gerdts war es ebenfalls „ein verdienter Sieg. Weil wir die bessere Mannschaft waren, ohne das komplette Spiel beherrscht zu haben.“ Die Abwehrreihe um Dombrowe, Stüwe und Stein stand bis auf wenige Ausnahmen sicher, Cami und Ryberg ließen außen wenig anbrennen, Hortum leistet ein großes Laufpensum und Langhammer, Rupp, Hartwig und Ernst – na, siehe oben!

Von der Qualität war der Gegner nicht viel stärker als die Gegner in unseren Testspielen“, zeigte sich Langhammer etwas überrascht. Doch gemach: Die Pampower werden gewiss nicht zur Beletage der Liga gezählt und am Ende froh sein, genügend Zähler gegen den Abstieg gesammelt zu haben. Schon am kommenden Freitag kann es ungemütlicher werden: Der MSV Neuruppin kommt nicht nur mit der Aufstiegseuphorie im Rücken, sondern nach einem 4:0 gegen Victoria Seelow als erster Tabellenführer auch mit breiter Brust an den Siebenendeweg (Anpfiff: 19:30 Uhr). Doch wer sich noch erinnert: Das letzte Heimspiel vor dem Corona-Abbruch absolvierten die Zehlendorfer auch gegen einen Spitzenreiter – ebenso an einem Freitagabend. 3:2 wurde der jetzige Regionalligist SV Tasmania bezwungen. Doch nur auf ein gutes Omen werden sich die Schützlinge von Schröder/Gerdts nicht verlassen wollen, eher auf ihr spielerisches Können und ihren Mix aus Routine und jugendlicher Unbekümmertheit. Für die Zuschauer die erste Gelegenheit, sich von der neuen Zehlendorfer Mannschaft selbst ein Bild zu machen.

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