F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

14.03.2017 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung zum 19.Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil

und als Text

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Auf den Kopf gestellt

Doppelter Platzverweis für Zehlendorfer / Schwere Aufgabe für Arsovic/Pocrnic

Von Oliver Kellner

Es gibt Tage, da hätte man besser das Bett nicht verlassen. Und es gibt ausreichend Redewendungen zu diesem Thema. Den Zehlendorfern wären beim anschließenden Essen im Klubhaus sicher genügend eingefallen, nur hatte niemand Lust darauf. Zu enttäuscht saßen die Spieler vor ihren Tellern. Ihr Regisseur „Maxi“ Obst wollte später nicht einmal die Heimreise antreten, am liebsten hätte er gleich weitergespielt, um die kurz zuvor erlittene Niederlage vergessen zu machen. Aber wahrscheinlich hätte es nichts genutzt, wie Stürmer Niclas Warwel bestätigte: „Heute hätten wir noch Stunden spielen können, ohne einen Treffer zu erzielen.“

Dabei sprach so vieles vor der Begegnung für die „kleine Hertha“, die immerhin vier Partien in Folge siegreich bestritten hatte und unter ihrem neuen Trainer-Duo Arsovic/Pocrnic so erfolgreich ins neue Jahr gestartet war. Der Gast aus Brieselang, vor der Partie Vorletzter der NOFV-Oberliga Nord, hatte dagegen in der Vorwoche eine 0:6-Packung gegen den SV Lichtenberg 47 bezogen und reiste wohl kaum voller Selbstbewusstsein an den Siebenendenweg. 

Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit mit wenig Höhepunkten auf beiden Seiten, zogen die Zehlendorfer nach dem Wechsel die Zügel an. Doch bevor es für Brieselang so richtig gefährlich wurde, schwächten sich die Berliner selbst. Was Mike Ryberg „geritten“ hat, den Ball nach einem gegen ihn gegebenen Freistoß einfach wegzuschlagen, bleibt sein Geheimnis, der Platzverweis berechtigt (51.). Doch nun wiederholte sich das, was es häufig zu beobachten gibt, agiert eine Mannschaft in Unterzahl: Ein Unterschied war nicht auszumachen, im Gegenteil: Die Zehlendorfer agierten druckvoller und erspielten sich Chancen.

Erst scheiterte Warwel am Pfosten (67.), anschließend vergaben Faton Ademi (69.) und Efräim Gakpeto (72.) gute Möglichkeiten. Als es trotz Unterzahl nur eine Frage der Zeit schien, bis der Führungstreffer der Gastgeber fallen würde, folgte mit dem (berechtigten) Platzverweis für Erdal Özdal der nächste Nackenschlag (77.). Da ihm jedoch zwei Minuten später Brieselangs Charlie Graf mit gelb-rot folgte (79.), schöpften die Berliner wieder Hoffnung.

Doch siehe oben: Es gibt Tage... Als spät ein Eckball der Gäste in den Zehlendorfer Strafraum flog, beschlich die um die Trainerbank Umherstehenden schon ein ungutes Gefühl. Paul Ramlow war es schließlich, der die Befürchtungen bestätigte, zur 1:0-Führung der Brieselanger traf und die Partie damit auf den Kopf stellte (87.). Dass Carl Hopprich sich dabei noch am Knie verletzte und Ausscheiden musste, machte die Szene doppelt bitter. Das 0:2 durch Tatli in der Nachspielzeit fiel da nicht mehr ins Gewicht.

Trotz der Enttäuschung, die in Zehlendorf nach dem Spiel verständlich herrschte: Es gibt keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Arsovic' sportliche Einstellung („Niederlagen gehören zum Fußball“) trifft es auf den Kopf, zumal der Mannschaft bezüglich ihrer Einstellung kein Vorwurf gemacht werden kann. Dass die Berliner auf der Höhe der körperlichen Fitness sind, bewiesen sie in Unterzahl, als sie den Gegner dennoch dominierten.

Der Ursache kamen Jian Schleiff („Wir haben dem Gegner nicht das Gefühl gegeben, dass hier nichts zu holen ist“) und „Maxi“ Obst am nächsten, der feststellte, dass „es uns auch schon in Frankfurt nicht gelungen ist, einen Abstiegskandidaten eindeutig zu dominieren.“

Vor Alexander Arsovic und Robert Pocrnic liegt eine anstrengende Woche. Zunächst steht die schwierige und reizvolle Freundschaftsaufgabe gegen den Bundes-ligaaspiranten 1.FC Union Berlin auf dem Programm. Anschließend müssen Lösungen gefunden werden, stehen doch am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Lichtenberg 47 Ryberg, Özdal (gelb-rot gesperrt) und wohl auch Hopprich nicht zur Verfügung.

Das Rechnen können die Zehlendorfer nun getrost anderen überlassen. So manch einer gewann dem sogar etwas positives ab. Selbst Team-Manager Timo Steinert gestand hinterher: „Natürlich bin ich enttäuscht, dass wir heute verloren haben. Aber auf der anderen Seite hört nun vielleicht die Rechnerei auf. Ich habe mich ja selbst dabei erwischt. Gerade beim Zurückblicken auf unseren Saisonstart, ging mir immer wieder durch den Kopf: Was wäre gewesen, wenn...“ Da hat der Timo nicht ganz unrecht, zumal es ihm andere gleichtaten. Erinnert sei dabei aber an die Zielsetzung vor der Rückserie: Anlauf nehmen für die kommende Saison, Heranführen der Eigengewächse an Oberliganiveau. Aus dieser Sicht gesehen, ist noch nichts verloren.

 

 

In Unterzahl hatten wir unsere beste Phase“

Stimmen zum un-glücklichen 0:2 gegen GW Brieselang

Jian Schleiff: „Wir wussten schon, dass es ein ähnlich unangenehmes Spiel wie letzte Woche werden wird. Zu Beginn waren wir nicht so präsent und haben so dem Gegner nicht das Gefühl gegeben, dass bei uns nichts zu holen ist. In Unterzahl hatten wir unsere beste Phase. Gegen Lichtenberg muss unser Ziel zuerst einmal sein, stabiler zu stehen.“

Maxi“ Obst: „Es ist echt schwierig, heute die richtigen Worte zu finden. Wir haben uns so viel vorgenommen, und am Ende stehen wir mit null Punkten da. Das ist wirklich ein kleiner Rückschlag für uns.“

Darius Niroumand: „Brieselang hat natürlich sehr tief gestanden. Entscheidend aber war, dass wir uns nach der Halbzeit durch die unnötige gelb-rote Karte von Mike (Ryberg) selber schwächen. Trotzdem hatten wir selbst in zweifacher Unterzahl enorm viele gute Chancen. Aber selbst mit zwei Mann mehr stand Brieselang immer noch sehr tief, und am Ende geht deren Matchplan tatsächlich auf.“

Niclas Warwel: „Es gibt so Tage, da geht einfach gar nichts. Heute hätten wir noch stundenlang spielen können, ohne zu treffen. Ich bin schon sehr enttäuscht.“

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