F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

07.03.2017 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung zum 18.Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil

Mit Ryberg kam die Wende

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Mit Ryberg kam die Wende

Nach der Halbzeit die richtige Einstellung gefunden / Siegesserie ausgebaut

Auch wenn sich Zehlendorfs Trainer Alexander Arsovic in der Pressekonferenz zierte, als er die besten Spieler seines Teams nennen sollte. Um einen Akteur kam man an diesem Sonntagnachmittag nicht herum: Mike Ryberg. Erst in der 53. Minute eingewechselt, war er mit seiner Dynamik und Athletik nicht nur sofort präsent, sondern verlieh seiner Mannschaft den nötigen Schub. Dass er auch den wichtigen Ausgleich zum 1:1 (62.) erzielte und wenig später sogar den Siegestreffer durch Faton Ademi per maßgerechtem Freistoß vorbereitete (69.), „setzte dem Ganzen die Krone auf“. So etwas nennt man folgerichtig „den Mann des Spiels“. Aber es war schon klar, worauf Arsovic' Weigerung („Ich möchte heute keinen meiner Jungs nennen“) nach dem Spiel abzielte.

Es war die Einstellung des gesamten Teams, die es den Zehlendorfern im ersten Abschnitt so schwer machte und die nach der Pause für die Wende verantwortlich war. Dieser Aspekt war dem Trainer wichtig. Einzelne Spieler hervorzuheben, hätte an diesem Nachmittag davon abgelenkt, dass man sich gemeinschaftlich vor dem Wechsel in eine knifflige Situation manövriert, aber anschließend auch daraus befreit hatte. Dabei muss er selbst die richtigen Worte nach Ablauf der ersten 45 Minuten gefunden haben.

Was wir vor Wochenfrist schon schrieben („Alle setzen einen Sieg voraus“), machte den Zehlendorfern in Frankfurt tatsächlich zu schaffen. Ein höchst motivierter Gastgeber, seine letzte Chance in der Flucht nach vorn suchend, trifft auf eine ihm spielerisch überlegene Mannschaft, die aber ihre kämpferischen Qualitäten zu Beginn nicht abruft. Das geht selten gut. „Dabei haben uns die Trainer die ganze Woche darauf hingewiesen, was uns hier erwartet“, konnte sich auch Darius Niroumand die erste Halbzeit nicht so recht erklären. Hinzu kam eine gewisse Fahrlässigkeit im Verteidigen bei Standardsituationen. Eine von rechts geschlagene Ecke von Zimmer köpfte Asani unhaltbar für Schlussmann Paul Gärtner zum 1:0 ins Zehlendorfer Gehäuse (9.).

Der Rückstand löste eher Verunsicherung aus statt als Weckruf zu wirken. Die Gastgeber erspielten sich in der Folge noch einige Möglichkeiten, so dass Trainer Arsovic mit seiner Aussage völlig richtig lag: „Mit dem 0:1 waren wir noch gut bedient.“ 

Nach dem Wechsel aber spürten auch die einheimischen Zuschauer sofort, dass nun eine völlig andere Zehlendorfer Mannschaft auf dem Rasen agierte. „Gut, dass es Halbzeitpausen gibt. Hier haben unsere Trainer eine wirklich sehr gute Ansprache gefunden“, gab Innenverteidiger Erdal Özdal das wieder, was hinterher viele bestätigten. Die „kleine Hertha“ machte sofort Druck und erspielte sich erste Möglichkeiten durch Zellner und Mentes. 

Ein glückliches Händchen bewies Arsovic mit seiner Einwechselung von Mike Ryberg (53.). Der dynamische Außenläufer, in der Vorwoche gegen Schwerin nicht ganz so stark wie gewohnt, brachte sofort Schwung und den Ausgleich. Einen wunderbaren Steilpass von Burak Mentes beförderte der schnelle Niclas Warwel punktgenau nach innen, so dass der mitgelaufene Ryberg zum 1:1 vollenden konnte (62.). Wenig später war Ryberg in seiner Funkion als Vorbereiter auch für das 2:1 zuständig. Seinen Freistoß von der rechten Seite köpfte Mittelstürmer Faton Ademi (14. Saisontreffer) unhaltbar für Frankfurts Torhüter Reschke in die Maschen (69.). Ryberg gab sich später (ehrlich) bescheiden: „Ich kann kein Spiel alleine gewinnen, aber ich habe dazu beigetragen, dass wir die Partie noch gedreht haben.“

Zehlendorfs stärkste Akteure an diesem Nachmittag: Ademi, der seinen Torriecher bestätigte; Ryberg (siehe oben), Özdal, der erneut die Lufthoheit auf dem Feld hatte und seine Nebenleute lautstark aufmunterte sowie „Maxi“ Obst, der im neuen Jahr nicht wiederzuerkennen ist. Mit welcher gesunden Portion Aggressivität er die Zweikämpfe bestreitet, seine Mannschaft immer wieder antreibt und sich selbst dabei „pusht“, macht ihn derzeit für das Team unersetzlich. Zügelt er noch sein Temperament, es könnte „seine“ Rückrunde werden...

Vielleicht liegt Trainer Arsovic gar nicht so falsch (Kurzfassung: „Lieber 2:1 als 5:0“). Einer seiner Landsmänner (Basketballlegende Svetislav Pesic) hat einmal gesagt: „Es ist manchmal besser, ein Steinchen im Schuh zu haben. Es erhöht die Aufmerksamkeit.“ Arsovic' Zehlendorfer sind dank ihrer Moral im zweiten Abschnitt noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Schon am kommenden Sonntag stehen sie vor der gleichen Konstellation. Kontrahent Brieselang, Tabellenvorletzter, kommt mit einem 0:6-Rucksack (gegen Lichtenberg) an den Siebenendenweg. Die Truppe von Coach Patrick Schlüter hat nichts zu verlieren, wird auf Widergutmachung aus sein und um jeden Zähler kämpfen. Hat die „kleine Hertha“ die entsprechenden Lehren vom Sonntag gezogen und ist von Beginn an hellwach, kann die Tabellenspitze durchaus noch enger zusammenrücken. 

Wir haben heute Mentalität bewiesen“

Zehlendorfer Stimmen zum schwer erkämpften 2:1 in Frankfurt/Oder

Erdal Özdal: „Es war klar, dass es hier heute schwer werden würde, denn es geht für Frankfurt ja in jedem Spiel schon um die letzte Chance, noch im Rennen um den Klassenerhalt zu bleiben. Wir haben die erste Halbzeit komplett verpennt. Deswegen ist es auch ganz gut, dass es Halbzeitpausen gibt. Hier haben unsere Trainer wirklich eine sehr gute Ansprache gefunden. Das hat man in den ersten Minuten des zweiten Abschnitts sofort gemerkt.“

Darius Niroumand: „Wir haben die ganze Woche eigentlich darüber gesprochen und die Trainer haben uns eindringlich darauf hingewiesen, was uns hier erwartet. Aber dann passiert halt doch soetwas. Die ersten Bälle verspringen, es war auch unser erstes Spiel auf Rasen seit langer Zeit, und davon haben wir uns zu schnell aus der Ruhe bringen lassen. Und schließlich passiert uns nach einer Ecke genau das, was wir verhindern wollten, nämlich in Rückstand geraten und den Gegner aufbauen. In der Halbzeit sind wir dann aufgewacht.“

Mike Ryberg: „ Ich kann kein Spiel alleine gewinnen, aber ich konnte heute dazu beitragen, dass wir die Partie noch gedreht haben. Wir haben heute Mentalität bewiesen und deswegen auch verdient gewonnen, obwohl wir nicht unseren besten Tag erwischt haben. Zum Glück hat unser Trainer in der Pause die richtigen Worte gefunden.“

Alexander Arsovic: „In der ersten Halbzeit sind wir mit dem 0:1 noch gut bedient, denn wir können sogar sehr leicht noch das zweite oder dritte Gegentor bekommen. Obwohl wir im Vorfeld alles versucht haben, die Mannschaft entsprechend einzustellen - weil wir wussten, was uns hier erwartet - haben wir den Kampf zu Beginn nicht angenommen. In der zweiten Halbzeit haben wir aber eine klasse Moral gezeigt. Ich bin glücklicher mit einem knappen 2:1 als mit einem 5:0, weil es ein gutes Zeichen ist.“

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