F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

28.02.2017 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung zum 17. Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil und als Text

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„Kleine Hertha“ mit frischem Schwung

Positiver Einstand von Arsovic/Pocrnic / „Kleine Hertha“ siegt trotz Personalnot

Von Oliver Kellner

Als am Sonntagnachmittag elf erschöpfte Zehlendorfer nach dem Schlusspfiff des Eisenhüttenstädter Schiedsrichters Riemer die Arme vor Freude in die Luft rissen, war ihnen  deutlich die Erleichterung über den gelungenen Rückrundenauftakt anzusehen. Dass sie ihrem neuen Übungsleiter Alexander Arsovic damit gleichzeitig ein verspätetes Geburtstagspräsent nachreichten, kam als erfreuliche Begleiterscheinung noch hinzu. Hatte man nicht Ende Oktober (nach verlorenen Partien gegen Altglienicke und Rathenow) ein Motivationsproblem ausgemacht? Stattdessen startete die „kleine Hertha“ mit frischem Schwung in den zweiten Saisonabschnitt.

Schon in den letzten Begegnungen des Vorjahres bewies die Mannschaft Charakter - selbst als feststand, dass ihr Coach Markus Schatte nach der Winterpause eine andere Funktion im Verein (Sportlicher Leiter) übernehmen würde. Anstatt jedoch den Schlendrian einkehren lassen, beschenkte sie ihn wie auch Co-Trainer Patrick Hinze mit zwei Siegen kurz vor Weihnachten. Und dennoch wirkten alle irgendwie erleichtert, als der Jahreswechsel ein paar freie Tage bescherte.

Wer nach den spannenden 90 Minuten gegen den starken FC Mecklenburg-Schwerin nun aber in die Berliner Gesichter blickte, erkannte, je nach Naturell, Entschlossenheit, Begeisterung und pure Freude. Das neue Tandem Arsovic/Pocrnic hat neuen Schwung ausgelöst und sich kaum einen besseren Einstand wünschen können – von den letzten 30 Minuten abgesehen, als nach dem Schweriner Anschlusstreffer alle Zehlendorfer noch einmal kräftig bangen mussten.

Auffällig war, wie fit und (positiv) aggressiv die Berliner wirkten. Am offensichtlichsten war die Wandlung bei Zehlendorfs Regisseur „Maxi“ Obst auszumachen. „Er hat heute als überragender Fußballer sein Ego total in den Dienst der Mannschaft gestellt“, fand Pocrnic nur lobende Worte. „Er wusste, dass er heute nicht spielerisch glänzen kann und hat dafür die Drecksarbeit erledigt.“ Obst war tatsächlich überall da, wo ihn das Team gebraucht hat. Der so Gelobte gab die Komplimente aber gleich weiter: „Heute haben wir sehr gut als Mannschaft funktioniert.“

Obst wurde nur von einem übertroffen, und da waren sich alle einig, der am Sonntag (vermutlich) wohl jedes Luftduell für sich entschieden hat: Erdal Özdal. Wie er als erfahrenster Zehlendorfer Spieler die Zweikämpfe bestritt, den „Laden zusammen hielt“ und in der Schlussphase, als die Schweriner bedenklich aufkamen, den verbalen Leader gab, machen ihm nur ganz wenige nach.

An Özdals Seite richteten sich auch seine Nebenleute auf, die, trotz erfolgreicher Resultate in den Testspielen, im Defensivverhalten zuletzt doch auch Anlass zur Sorge gaben (19 Gegentore in sechs Spielen). Burak Mentes fand nicht zu unrecht die Aufnahme in die Mannschaft des Tages in der „Fußball-Woche“. Stark im Tackling, schaltete er sich insbesondere im ersten Abschnitt immer wieder in das Angriffsspiel seines Teams ein. „Wir sind in der Vorbereitung sehr viel gelaufen und sind deutlich fitter. Das hat man auch gemerkt“, fand Mentes die Erklärung für die Steigerung. Carl Hopprich stärkste Szene wirkte wenig spektakulär, war aber eminent wichtig: In der 82. Minute lief er neben Schwerins Stürmer Folarin beinahe nur nebenher, um den auf das Berliner Gehäuse Zustrebenden in letzter Sekunde doch noch so zu stören, dass der heraus eilende Torhüter Paul Gärtner den Ball aufnehmen konnte.

Eindruck machte auch Darius Niroumand durch ein umglaubliches Laufpensum. Wie so viele Zehlendorfer an diesem Nachmittag glänzte er nicht durch auffällige Aktionen, sondern Fleiß und Disziplin. „Wenn man gesehen hat, wie Nicky Warwel einen gegnerischen Schuss blockt, der dadurch lediglich als Kullerball Richtung Tor trudelt, dann ist das auch ein Zeichen, dass ein Spieler von sich aussendet“, stellte Pocrnic die Qualitäten in den Vordergrund, die am Sonntag gefragt waren. „Nebenbei“ erzielte Warwel auch noch ein wunderbares Tor aus beinahe 25 Metern und brachte sein Team so auf die Siegerstraße (33.).

Da ging beinahe ein wenig unter, dass die Zehlendorfer arg gehandicapt angetreten waren. Neben den wohl noch eine Weile fehlenden Dennis Dombrowe (Kreuzbandriss), Robert Schröder (Adduktorenprobleme), Nico Hinz (Schulterverletzung) mussten sie auf ihren Torjäger Faton Ademi (13 Treffer) gelbgesperrt verzichten. Umso höher ist der Erfolg zu bewerten.

Wunderbar herausgespielt war der zweite Zehlendorfer Treffer: Jian Schleiff schickte Marc Zellner auf der linken Seite steil, der robust in den Strafraum bis auf die Grundlinie eindrang und die Übersicht behielt. Den von ihm zurück gepassten Ball wuchtete Felix Robrecht zur 2:0-Pausenführung unter die Latte (44.). Ein Beleg für die Uneigennützigkeit Zellners, den Ball aus spitzem Winkel nicht einfach aufs Tor zu bringen, sondern den besser postierten Nebenmann zu bedienen.

Nach dem Schweriner Anschlusstreffer per Kopf durch Schilling (60.) wurde es dann doch noch eine Zitterpartie. „So ein Tor verändert alles. Nach dem 2:1 waren wir schon sehr nervös“, bekannte Trainer Arsovic hinterher ganz ehrlich. Die Zehlendorfer verloren kurzzeitig die Ordnung, ohne aber dem Gegner eine nennenswerte Torchance zu gestatten.

Trainerdebut geglückt, Rückrundenstart erfolgreich, die Mannschaft höchst motiviert. Was will das Zehlendorfer Fußballherz mehr? „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ lautet ein altes Sprichwort. Schon am kommenden Sonntag können die Berliner beim abgeschlagenen Schlusslicht in Frankfurt eigentlich nur verlieren, setzen doch alle einen Sieg voraus. Halten Arsovic/Pocrnic ihr Team aber in den kommenden Tagen auf dem Teppich, kann die kleine Siegesserie (Seelow, Rostock, Schwerin) durchaus fortgesetzt werden.

„Wir haben sehr gut als Mannschaft funktioniert“

Stimmen zum gelungenen Rückrundenauftakt gegen FC Mecklenburg Schwerin

Timo Steinert: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel auf dem Kunstrasen geboten und hatten die Partie auch unter Kontrolle. Wir gehen durch eine Art Sonntagsschuss in Führung, erhöhen nach einer strittigen Szene, wobei ich ebenso wie der Schiedsrichter nicht abgepfiffen hätte, auf 2:0 und gehen so auch verdient in die Halbzeit. Wir kommen eigentlich gut in die zweite Halbzeit, fangen uns aber durch eine Standardsituation ein Gegentor und verlieren dann den Faden. Im Enddefekt haben wir uns den Sieg durch unsere erfolgreiche Defensivarbeit verdient. Wir sind mit dem Start daher sehr zufrieden und freuen uns auf die Rückrunde.“

Paul Gärtner: „Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt und keine Tormöglichkeiten zugelassen. Im zweiten Abschnitt war es dann nur noch ein reines Kampfspiel. Die Mannschaft hat es aber sehr gut gemacht. Wir müssen vielleicht in den nächsten Wochen versuchen die Ruhe, die wir in den ersten 45 Minuten ausgestrahlt haben, in die zweite Hälfte mitzunehmen.“

Burak Mentes: „In der Hinrunde haben wir schon viele Tore kassiert, daher ist es nun unser Ziel, dass wir defensiv stärker sein müssen. Das haben wir heute auch sehr gut gemacht, es war auch wieder einmal einer für den anderen da. Wenn einer den Ball verloren hat, waren gleich zwei, drei andere Spieler zur Stelle, um zu helfen. So hat uns auch der Trainer vorbereitet. Wir sind in der Vorbereitung sehr viel gelaufen, und ich glaube, das hat man auch heute gemerkt. Wir sind deutlich fitter.“

Maxi“ Obst: „Man hat deutlich gesehen, dass wir sehr gut ins Spiel gekommen sind. Es gab keinen Spieler auf unserer Seite, der nicht zu 100% da war von Beginn an. Heute haben wir sehr gut als Mannschaft funktioniert.“

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