F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

12.12.2016 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung zum 15.Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil und als Text

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Bedenken zerstreut

Erster Zehlendorfer Erfolg gegen Hansas „Zweite“ / Schattes gelungener Abschied

Nachdem die Zehlendorfer die knapp dreistündige Hinfahrt in strömendem Regen absolviert hatten, bot sich ihnen ein bemerkenswertes Bild: Der Rasen im Volksstadion präsentierte sich in einem erbärmlichen Zustand. Mit Pfützen übersät, auf den Außenbahnen teils tief und schmierig, an anderen Stellen dafür wieder mit festem Untergrund. Demjenigen, der die „kleine Hertha“ seit Jahren begleitet, kamen Zweifel, ob die technisch veranlagte Mannschaft umsetzen kann, was auf diesem Geläuf verlangt werden würde. 90 Minuten später waren alle Bedenken zerstreut. Sie bot einen vorbildlichen Auftritt und nahm mit 3:1 völlig verdient die Punkte mit nach Berlin.

Hinterher drängte sich der Eindruck auf, dass die Berliner besonders motiviert waren, nach dem erstmaligen Erfolg gegen Victoria Seelow in der Vorwoche, auch gegen Hansa Rostock II den „Bock“ umstoßen zu wollen, waren sie doch bisher gegen die Hanseaten ohne Punktgewinn geblieben. Das Team zerriss sich förmlich. Ganz sicherlich auch, um ihrem Trainer Markus Schatte einen versöhnlichen Abschied zu ermöglichen. Keiner steckte zurück, alle nahmen den Kampf mit widrigen Bodenverhältnissen und Gegner an. „Wir wollten alle noch einmal für den Trainer auf Sieg spielen“, gab Jian Schleiff Einblick in die Motivation der Zehlendorfer.

Dabei war Schatte erneut gezwungen, im Abwehrverbund Veränderungen vorzunehmen. Für die in Berlin gebliebenen Özdal und Hopprich (private Gründe/Erkrankung) bildeten Robert Schröder und Burak Mentes die Innenverteidigung, Jian Schleiff - ohnehin in dieser Spielzeit die Feuerwehr auf vielen Positionen - rückte wieder auf die rechte Seite, links ersetzte ihn Mike Ryberg. Erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihre Aufgaben lösten, schließlich fehlten ihnen am Ende nur wenige Sekunden zum „zu Null“. Anzumerken wäre dazu: Bis wenige Augenblicke vor Spielbeginn war unklar, ob wenigstens Schröder als einzig gelernter Innenverteidiger zur Verfügung stehen würde, hatte doch ein heftiger grippaler Infekt bei ihm seine Spuren hinterlassen. Es spricht für die Einstellung des Jungen, dass er für seine Farben dennoch auflief („Ich wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen“), und es verwundert keineswegs, dass er als Einziger die komplette Hinrunde absolviert hat – ohne eine einzige Minute zu versäumen. Fairerweise muss man sagen, dass dies Schlussmann Hinz auch gelungen wäre, hätte Schatte nicht in der letzten Woche Nachwuchsmann Paul Gärtner eine Chance gewährt.

In den ersten Minuten deutete zuänchst nichts auf ein gutes Ende hin. Die Partie begann so, wie viele andere Begegnungen gegen Hansa. Die Gastgeber legten los wie die Feuerwehr und schraubten das Eckenverhältnis schnell auf 5:0 (am Ende 6:4). Doch die Berliner überstanden diese Phase und befreiten sich nach und nach aus der Umklammerung, ohne jedoch wirkliche Torgefahr auszustrahlen.

So fiel der Führungstreffer wie aus dem Nichts. Ein präzisen Pass Zellners nahm Ademi auf und vollstrecke aus halblinker Position sicher ins rechte Eck (17.). Der erste Treffer, den die Zehlendorfer seit dem Aufstieg in Rostock erzielten. Die Führung verlieh ihnen Sicherheit, sie gewannen Zutrauen in ihre Kombinationen. Ademi war nicht nur wegen seines Tors einer der Stärksten an diesem Nachmittag. Wie geschickt er seinen Körper einsetzte und seine Mitspieler in Szene brachte, hatte schon gehobenes Oberligaformat. Nebenbei schraubte er sein Torkonto auf beachtliche 13 Treffer, was ihn inzwischen auf Platz drei der Torjägerliste führte. Schade, dass er den Zehlendorfern zum Rückrundenauftakt in Strausberg wegen seiner fünften gelben Karte fehlen wird. Ademi selbst machte nicht viel Aufhebens um seine Leistung, sondern bemerkte nur trocken: „Ein guter Hinrundenabschluss für uns.“

Wenige Minuten vor dem Pausenpfiff gelang Marc Zellner mit seinem 2:0 schon die Vorentscheidung (41.). Schleiff hatte sich auf der rechten Seite offensiv eingeschaltet und war nur unfair zu bremsen. Den anschließenden Freistoß des wiedererstarkten Ryberg konnte Rostocks Schlussmann Aubele nur unzureichend abwehren, Zellner staubte ab. Eine fast optimale Chancenverwertung, wie auch Felix Robrecht später feststellte: „Ich wusste gar nicht so recht, wieso wir 2:0 zur Halbzeit führten.“

Nach dem Wechsel versuchten die Gastgeber den Druck zu erhöhen, doch die Zehlendorfer verstanden es, sich immer wieder geschickt zu befreien. Erwähnenswert blieb folgendes: Als der Anschlusstreffer durch „Zehlendorf-Schreck“ Ülker unvermeidlich schien, konnte Mentes mit einem fantastischen Tackling den Einschlag verhindern (80.). Die Szene stand sinnbildlich für die Einstellung, die die gesamte Mannschaft an den Tag legt. Beeindruckend auch, dass die „kleine Hertha“ genau die richtige Mischung fand zwischen langen Bällen und flachem Kurzpassspiel. Mike Ryberg schilderte es hinterher so: „Wir haben uns einfach besser auf den Boden eingestellt und nicht „klein-klein“ gespielt wie Rostock.“ Eine treffende Analyse.

Als sich die Räume boten, war es mitunter schon gut anzusehen, wie die Kugel zwischen Warwel, Zellner und Ademi hin und her flipperte. Es verwunderte nicht, dass sie auch für die endgültige Entscheidung sorgten: Zellner bediente Ademi, der zum 3:0 vollstreckte (86.). Warwel, mit vier gelben Karten belastet, war zu diesem Zeitpunkt von Trainer Schatte zur Sicherheit schon ausgewechselt worden. Auf Warwel und (!) Ademi zu verzichten, wäre schon ein herber Verlust gewesen.

Den Zehlendorfer gelang somit zum Hinrundenende nicht nur, ihrem Trainerteam zum Abschied zwei Siege zu schenken, sie bezwangen mit Victoria Seelow und dem FC Hansa auch zwei Angstgegner der letzten Jahre. Und sie zeigten noch einmal deutlich, welche Qualitäten sie besitzen, rufen sie alle ihr volles Leistungspotenzial ab. Trainer Schatte hinterlässt seinem Nachfolger Alexander Arsovic ein intaktes Team, dass eine bessere Platzierung (nahe des Aufstiegsplatzes) wohl in den ersten Saisonspielen verspielte. Angesichts der finanziellen Kraftanstrengungen so mancher Konkurrenten ist die Punktausbeute dennoch beachtlich. Findet die „kleine Hertha“ mit dem nahenden Frühling schnell in die Spur, muss die Wiederholung des Vorjahresplatzes kein Wunschtraum bleiben.

Wir haben die Bedingungen für uns ausgenutzt“

Zehlendorfer Stimmen zum erfolgreichen Hinrundenabschluss

Mike Ryberg: „Es war eine starke Mannschaftsleistung von uns auf einem schlimmen Platz. Wir haben die Bedingungen für uns ausgenutzt, uns besser auf den Boden eingestellt und nicht „klein-klein“ gespielt wie die Rostocker, sondern mehr mit langen Bällen operiert.“

Faton Ademi: „Es war ein guter Hinrundenabschluss für uns!“

Marc Zellner: „Ich hatte vor dem Spiel auch Bedenken, ob wir mit dem Boden zurechtkommen. Als ich aber gesehen habe, dass die andere Mannschaft noch jünger ist als wir, was schon selten genug vorkommt, und auch eher technisch veranlagt und keine Kampftruppe ist, wusste ich schon, dass wir – wenn wir gut reinkommen und die ersten Zweikämpfe gewinnen – auch das Spiel für uns entscheiden.“

Jian Schleiff: „Ich habe heute wieder auf der rechten Seite gespielt und mit Nicky (Warwel) ganz gut harmoniert. Wir sind mit dem Boden überraschend besser klargekommen als Rostock. Ich hatte das, ganz ehrlich, nicht so erwartet. Wir wollten aber alle noch einmal für den Trainer auf Sieg spielen und außerdem ist das bei so einer weiten Reise auch ganz gut für die Stimmung auf der Rückfahrt.“

Felix Robrecht: „Wir haben die Bedingungen sehr gut angenommen. Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass man nicht so genau wusste, weshalb wir 2:0 zur Pause geführt haben. Aber wir haben diesmal clever unsere Chancen genutzt. Letzten Endes haben wir uns auf dem Boden besser zurechtgefunden und daher auch verdient gewonnen. Jetzt können wir erst einmal Weihnachten feiern.“

Robert Schröder: „Ich wollte trotz der Erkältung die Mannschaft einfach nicht im Stich lassen und natürlich auch dem Trainer zu Ehren. Das war auch das Ziel der ganzen Mannschaft, hier noch mal alles zu geben. Für mich waren es sehr schöne anderthalb Jahre mit dem Trainer, und ich glaube, das gilt auch für den Rest der Mannschaft. Das wollten wir einfach nochmal mit einem Auswärtssieg würdigen. Ein sehr kampfbetontes Spiel, in dem wir zeigen konnten, was wirklich in uns steckt.“

Markus Schatte: „Ich denke, dass es sehr schön war, dass wir die letzten beiden Spiele nochmal gewinnen konnten. Ich muss der Mannschaft ein sehr großes Kompliment machen, dass sie sich weder in den beiden letzten Spielen noch im Training hat hängen lassen, nachdem die Entscheidung zum Trainerwechsel bekannt gegeben wurde. Sie haben weiter alle voll mitgezogen. Der Erfolg heute ist umso schöner, weil wir hier in Rostock in den letzten beiden Jahren nie etwas mitgenommen haben. Heute konnten wir das Spiel souverän gestalten. Es waren enorm schwierige Platzverhältnisse, auf die wir uns aber besser eingestellt haben als der Gegner. 

Zur Hinrunde insgesamt: Wir haben gerade in der Anfangsphase sicher den einen oder anderen Punkt liegen gelassen, als wir auch noch taktisch experimentiert haben. Das hat dann alles nicht so gefruchtet, wie ich es mir vorgestellt habe. Wir wollten eigentlich unser Spiel weiter nach vorn schieben und den Gegner früher unter Druck setzen. Dabei haben wir aber dem Gegner aber so viele Räume gelassen, dass wir gegen Kontrahenten, die jetzt in der Tabelle weit hinter uns stehen, Punkte lassen mussten. Die fehlen uns jetzt natürlich, um vielleicht noch weiter vorn zu stehen. Ich denke aber, dass wir mit 24 Punkten und der Hinrunde einigermaßen zufrieden sein können. Die erhofften 30 Punkte waren doch ein sehr hohes Ziel, wenn man sieht, dass Altglienicke bei 33 und Rathenow bei 31 Punkten stehen.“

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