F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

06.12.2016 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung zum 14.Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil und als Text

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Angstgegner in die Schranken gewiesen

Zehlendorfer treffen und punkten erstmals gegen Victoria Seelow / Debüt von Gärtner und Günther / Letztes Heimspiel für Schatte & Hinz

Zehlendorfs Stürmer Niclas Warwel hätte seine Mannschaftskameraden und die treuen Anhänger seines Teams schon einige Augenblicke früher erlösen können, ehe dies Schiedsrichterin Christine Weigelt aus Leipzig wenig später für ihn nachholte. Doch mitbekommen hätte es kaum jemand. Als sich Warwel den Ball am Elfmeterpunkt zurechtlegte (Reichelt hatte Faton Ademi regelwidrig gebremst), waren die Nebelschwaden im Ernst-Reuter-Stadion inzwischen so dicht geworden, dass ein Großteil der Anwesenden den folgenden Fehlschuss nur am (auch fehlenden) Geräusch wahrnehmen konnte. Zuerst vernahm man den klatschenden Ball an die Latte, dann registrierte man den fehlenden Torjubel. Doch zum Glück geriet diese Szene zur Randnotiz, die Zehlendorfer siegten trotzdem. 

Und bereiteten damit ihrem im Winter scheidenden Trainerteam einen erfolgreichen Heimabschluss in der Hinrunde. Mit einem 2:1-Erfolg über den Tabellenfünften aus Seelow nahmen Trainer Markus Schatte und sein Assistent Patrick Hinze Abschied vom Siebenendenweg. Beide sitzen in Rostock letztmalig auf der Bank der „kleinen Hertha“. Während Hinze den Verein wohl definitiv verlassen wird, liegt Schatte ein Angebot des Vereins vor, zukünftig als Leiter der Jugendabteilung zu fungieren. Auch wenn von Seiten des Trainers durchaus ein Interesse besteht, so bat er doch um Verständnis, „dass ich mir das noch überlegen muss.“ Zu gern hätte er seinen Vertrag bis Saisonende erfüllt. 

Doch aus Sicht des Vereins scheint dieser Schritt nachvollziehbar. Derzeit bevölkern die Zehlendorfer den Teil der Tabelle, der im Volksmund auch „Niemandsland“ genannt wird, „jenseits von Gut und Böse“, wie es die Fußball-Woche formulierte. Da zu vernehmen war, dass Schatte ohnehin seine Tätigkeit im Sommer beendet hätte, will der Klub die Zeit jetzt schon nutzen, um die Weichen für die kommende Spielzeit (und vielleicht auch darüber hinaus) zu stellen. Präsident Kamyar Niroumand, der vor 14 Tagen schon seine Enttäuschung über den bisherigen Saisonverlauf im Stadionheft verriet, verfolgt ehrgeizige Ziele: „Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir in die Regionalliga aufsteigen.“ Das neue Trainergespann stellte er namentlich auch gleich vor, und wieder ist es jemand aus dem „eigenen Stall“: Alexander Arsovic, derzeit Coach des zuletzt so erfolgreichen B-Junioren-Regionalligateams, wird die Funktion des Cheftrainers übernehmen, assistiert wird er dabei zukünftig von Robert Pocrnic, der bis zum Jahresende noch den Brandenburg-Ligisten SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen trainiert.

Die Zehlendorfer führen damit eine (beinahe langjährige) Tradition fort. Schon seit Jahren setzen sie auf junge, ehrgeizige Trainer, die sich im Verein bereits bewiesen haben und nun den nächsten Schritt in ihrer Karriere gehen wollen, wie Cem Efe (jetzt SV Babelsberg 03) oder auch David Krecidlo und Sebastian Hoeneß (beide RB Leipzig) vor ihnen. 

Bei einer Zusage Schattes hätten die Zehlendorfer vielleicht sogar „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, ist doch die Position des sportlichen Leiters seit dem Abschied Krecidlos Richtung Leipzig verwaist. Sie würde mit dem bisherigen Trainer des Männerteams eine hervorragende Besetzung erfahren, schließlich sind Schattes Qualitäten im Jugendbereich außerordentlich und unbestritten. Auch wäre eine lange Einarbeitung überflüssig, kennt sich der Lehrer der Poelchau-Schule doch im Verein bereits bestens aus. 

Ein Spiel fand am zweiten Adventssonntag bei widrigen Verhältnissen (Darius Niroumand: „Der Boden war an einigen Stellen hart gefroren“) auch noch statt. Die Zehlendorfer zeigten sich dabei wieder einmal von ihrer besseren Seite. Sie kombinierten flüssig und zielstrebig, ließen sich auch durch den schnellen Rückstand (0:1 durch Wolbaum, 9. Minute) nicht entmutigen und drehten das Blatt innerhalb von fünf Minuten durch Faton Ademis elften Saisontreffer (1:1, 20.) und Felix Robrechts 2:1 nach 25 Minuten. Robrecht krönte damit einen guten Auftritt, war er doch neben Robert Schröder und Burak Mentes einer der besten der „kleinen Hertha“.

Im zweiten Abschnitt konnten die Berliner nicht mehr an ihre gute Vorstellung vor dem Wechsel anknüpfen. „Es war sehr zerfahren, weil wir die entscheidenden Zweikämpfe nicht mehr gewonnen haben“, fand Marc Zellner hinterher die Erklärung. So trotzte man den Bedingungen und gab noch einmal alles, auch „weil wir uns für das Trainerteam noch einmal voll reinhängen wollten“, so Zellner. 

Dabei gingen zwei Dinge beinahe etwas unter: Erstmalig traf man gegen Victoria Seelow nicht nur in den Kasten (vorher 0:2 und 0:1 gegen den letztjährigen Aufsteiger), die beiden Treffer sorgten auch dafür, dass man gleich die volle Punktzahl einheimsen konnte. Zudem bedeutete dies einen erfolgreichen Einstand für den jungen Schlussmann Paul Gärtner, der erstmalig das Zehlendorfer Gehäuse hütete und dabei seine Sache sehr ordentlich machte. Kein Wunder, dass Gärtner hinterher strahlte, dabei aber nicht seine Teamkollegen vergaß: „Sie haben alles dafür getan, damit ich gut reinkomme.“  Dass ein weiterer Torhüter der Zehlendorfer am Spieltag im Einsatz war, haben viele gar nicht so recht mitbekommen. Schuld daran war in diesem Fall jedoch einmal nicht der Nebel. Eric Günther, im Sommer von den A-Junioren in den Oberliga-Kader aufgerückt, verdiente sich seine ersten Sporen als Stadionsprecher. Er half dem Verein nicht nur „aus der Patsche“, sondern hinterließ auch noch einen hervorragenden Eindruck.

Bevor es endlich in die lang ersehnte Winterpause geht, steht für die „kleine Hertha“ noch die weite Reise nach Rostock auf dem Programm. Gegen den „zweiten Hieb“ der Hansa-Profis lief es in den ersten beiden Oberliga-Jahren der Zehlendorfer nicht wirklich rund: 0:1, 0:2, 0:3 und 1:3 lautet die trübe Bilanz. Nachdem es den Berlinern am Sonntag erstmals gelungen ist, Angstgegner Victoria Seelow in die Schranken zu weisen, wäre ein erstes Erfolgserlebnis gegen die Hanseaten genau die richtige Motivation für eine gelungene Weihnachtsfeier in der folgenden Woche.

 

Für das Trainerteam voll rein gehauen“

Stimmen zum ersten Zehlendorfer Erfolg über den SV Victoria Seelow

Marc Zellner: „In der ersten Halbzeit haben wir in einigen Phasen ganz gut und nach vorne sehr schnell gespielt, dabei aber wieder ein, zwei Chancen liegen gelassen. Aus dem „Nichts“ geraten wir wieder unglücklich in Rückstand - wie gefühlt fast immer. Wir haben uns dabei aber nicht aus dem Konzept bringen lassen. Der zweite Abschnitt war sehr zerfahren, wir haben die entscheidenden Zweikämpfe auch nicht gewonnen, um die komplette Dominanz zu besitzen, daher wurde es knapper, als es eigentlich war. Der Einsatz hat bei den widrigen Bedingungen aber gestimmt und so haben wir uns für das Trainerteam noch einmal voll rein gehauen.“

Darius Niroumand: „Der Trainerwechsel kam schon überraschend für uns, daher war es eine komische Situation. Beeinflusst hat es uns jedoch nicht negativ. Ich denke auch, dass die Art und Weise, wie es am Freitag kommuniziert wurde – auch vom Trainer selber – sehr professionell war. Da der Trainer selbst gesagt hat, dass es für einen Coach schwierig ist, die Spannung einer Mannschaft über den Zeitraum von drei Jahren zu halten, hat es nicht so sehr auf die Stimmung gedrückt. Natürlich war es für uns eine besondere Motivation, im letzten Heimspiel des Jahres für die Trainer nochmal zu gewinnen. Außerdem sahen wir ja im letzten Jahr nicht so gut aus gegen Victoria Seelow. Auch war das Spiel gegen TeBe ein herber Rückschlag für uns, den wir ausbügeln wollten. Heute war es insgesamt ein verdienter Sieg für uns, gerade bei den schwierigen Bedingungen, denn der Boden war an einigen Stellen schon hart gefroren. Es war fast schon ein versöhnlicher Abschluss der Hinrunde.“

Felix Robrecht: „Es war ein sehr ekliger Boden heute. Wir haben es zu Beginn sehr gut gemacht und uns auch durch das 0:1 nicht schocken lassen. Dass das Spiel zum Ende hin etwas fahrig wurde, ist einfach den Bedingungen geschuldet. Der Sieg war aber völlig verdient. In Rostock wollen wir für einen versöhnlichen Abschluss der beiden Trainer sorgen, damit alle einigermaßen glücklich ins Weihnachtsfest gehen können.“

Paul Gärtner: „Ich habe zum Ende der Woche beim Abschlusstraining erfahren, dass ich spielen werde. Darüber war ich natürlich sehr glücklich und habe mich entsprechend vorbereitet. Es war eine super Erfahrung, mal wieder hinten drin zu stehen und der Mannschaft zu helfen. Das Team hat auch alles dafür getan, dass ich gut reinkomme.“

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