F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

09.09.2016 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung Pokal-Spiel

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„Kleine Hertha“ nicht zu bremsen

Faton Ademi fünffacher Torschütze / Berlin-Ligist TSV Rudow beim 2:8 ohne Chance

Es war wie so häufig, wenn im Pokal der Außenseiter auf den Klassenhöheren trifft. Der Favorit ist gewarnt, auch fehlt es ihm nicht an der richtigen Einstellung, dennoch lässt er die letzte Konzentration vermissen. Ein frühes Gegentor führt schließlich zur Verunsicherung, und am Ende hilft nicht einmal des Trainers letzte Option – ein dreifacher Wechsel. Die Begegnung geht unweigerlich mit 1:2 verloren. So geschehen am Mittwochabend an der Rudower Stubenrauchstraße. Aus Sicht des gastgebenden Berlin-Ligisten TSV Rudow störte nur, das sich das oben Geschilderte ausschließlich auf die zweite Hälfte bezog. Jedoch hatte der Oberligist, die „kleine Hertha“ aus Zehlendorf, die Partie zu diesem Zeitpunkt längst zu seinen Gunsten entschieden – er führte sage und schreibe 7:0!

Schon seit 14 Tagen beschlich die Zehlendorfer Verantwortlichen ein mulmiges Gefühl. Lieber hätte man sich zum Auftakt des Berliner-Pilsner-Pokal ein leichteres Los gewünscht, als mit dem TSV Rudow auf die beste Rückrundenmannschaft der vergangenen Berlin-Liga-Saison zu treffen. Und auch das Spielgeläuf ließ ungute Erinnerungen wach werden, schieden die Herthaner doch im letzten Viertelfinale auf Kunstrasen gegen den späteren Pokalsieger BFC Preußen unglücklich im Elfmeterschießen aus. Es gab also durchaus einfachere Aufgaben.

Doch nach einer guten Viertelstunde hatte sich die Anspannung im Umfeld gelegt. Die Zehlendorfer erwischten einen Start nach Maß: Zweimal Faton Ademi und der wieder bärenstarke Mike Ryberg hatten mit dem 3:0 die Fronten frühzeitig geklärt und die Partie faktisch entschieden. Einmal so richtig in Fahrt, ließ sich der Gast nicht mehr bremsen. Marc Zellner mit einem wunderschönen Heber und erneut Faton Ademi, dieses Mal mit einem lupenreinen Hattrick, legten nach und schraubten das Ergebnis auf ein schwindelerregendes 7:0 zur Pause.

Die Spieler selbst wirkten hinterher beinahe überrascht, mit welcher Leichtigkeit sie diese Hürde übersprungen hatten. Niclas Warwel gab hinterher zu Protokoll, dass er „eher einen echten Pokalfight“ erwartet hatte. Und auch Burak Mentes gestand ein, gehörigen Respekt vor dem Gegner gehabt zu haben, „zumal es in der Berlin-Liga immer enge Spiele gegen Rudow waren.“ Sogar Elfmeterschießen hatten die Zehlendorfer trainiert.

Trainer Markus Schatte machte anschließend das einzig Richtige, wechselte schon zur Pause Marco Antonio Fortino für Burak Mentes und Efräim Gakpeto für den „Mann des Tages“, den fünffachen Torschützen Ademi („Fünf Tore in einem Spiel gelang mir zuletzt in der C-Jugend“), ein. Naturgemäß ließ sich das Feuerwerk des ersten Abschnitts nicht auf die zweite Hälfte übertragen. Angesichts des bevorstehenden Punktspiels (auswärts bei Grün-Weiß Brieselang, Samstag, 14:00 Uhr) schalteten die Zehlendorfer einige Gänge herunter, ohne jedoch die Kontrolle zu verlieren. Dafür hatte auch Schatte Verständnis, obwohl er verriet, „dass wir uns eigentlich vorgenommen hatten, die zweite Halbzeit zu Null zu spielen.“

Die Zehlendorfer können durchaus Selbstbewusstsein aus dieser Partie ziehen. Wer eine derart knifflige Aufgabe auf solch beeindruckende Art und Weise löst, dem muss vor den kommenden Wochen nicht bange sein. Ademi bestätigte erneut seine starke Form. Es reift der Gedanke, dass die Zehlendorfer hier einen absoluten Glücksgriff getätigt haben. Außerdem zeigt sich, dass er gerade im Verbund mit Marc Zellner und Niclas Warwel seine Stärken voll ausspielen kann. Warwel glänzte nicht nur als Vorbereiter, sondern auch als sicherer Elfmeterschütze, was durchaus erwähnenswert ist, blickt man auf die jüngste Historie geschossener Elfmeter der „kleinen Hertha“ zurück. Zellner kann man nur wünschen, einmal über einen längeren Zeitraum von Verletzungen verschont zu bleiben, deutete er (nach Schwerin und Frankfurt) doch erneut an, eine wunderbare Ergänzung zu Ademi zu sein.

Über Mike Rybergs Schnelligkeit und Dynamik noch Worte zu verlieren, erübrigt sich fast von alleine. Der Junge spielt seit Monaten auf einem beinahe konstant hohen Niveau, dass er längst zu einem der absoluten Leistungsträger gereift ist.

Insgesamt lieferten die Zehlendorfer eine geschlossene Mannschaftsleistung ab, die Laufwege stimmten und die Abwehr stand dem Sturm in nichts nach: Sie erledigte ihre Arbeit souverän. Erdal Özdal und Robert Schröder ließen als Innenverteidiger nichts anbrennen, und Lukas Binting hat sich vorerst in der Stammformation festgebissen. Präsident Niroumand behauptete hinterher sogar: „Wenn sich unsere Mannschaft 90 Minuten nur auf Fußball konzentriert, wird sie auch in der Oberliga schwer zu schlagen sein.“

Wüsste man es nicht besser, könnte man die Prognose wagen, dass die Zehlendorfer (angesichts der Leistung vom Mittwoch) in der Oberliga-Tabelle in den kommenden Wochen noch ein ganzes Stück klettern werden. Aber die abgedroschen klingende Herberger-Formel („Das nächste Spiel ist immer das schwerste“) hat auch heute noch ihre Berechtigung. Fahren die Zehlendorfer zum Aufsteiger nach Brieselang in dem Bewusstsein, nur noch die Punkte abholen zu müssen, kann es ein böses Erwachen geben. Bleiben sie auf dem Boden der Tatsachen, können sie dort durchaus bestehen.

Wir hatten einen Sahnetag!“

 

Stimmen zum überraschend deutlichen Pokalerfolg in Rudow

Kamyar Niroumand (Präsident): "Wenn sich unsere Mannschaft – so wie heute - nur auf Fußball konzentrieren würde und mit der entsprechenden Spannung in jedes Spiel rein geht, dann ist sie auch in der Oberliga fast unschlagbar. Leider ist es aber so, dass die Konzentration nicht immer über 90 Minuten anhält. Das ist wahrscheinlich eines unserer größten Probleme, und das haben wir ja auch schon im letzten Jahr gesehen. Können wir das abstellen, wird es schwer, uns zu schlagen."

Markus Schatte (Trainer): Das habe ich mir schon schwerer vorgestellt. Wenn man gegen einen Berlin-Ligisten spielt, erwartet man nicht, dass man zur Halbzeit mit 7:0 führt. Es lag sicherlich zum einen daran, dass wir einen „Sahnetag“ hatten, die Mannschaft hat auch wirklich sehr diszipliniert gespielt, zum anderen muss ich aber auch ehrlich sagen, dass wir über die Rudower Abwehrleistung schon überrascht waren. Ich hätte nicht erwartet, dass man uns das Tore schießen so einfach macht. Wir hatten uns dann vorgenommen, in der zweiten Halbzeit zu „Null“ zu spielen, was uns leider nicht gelungen ist. Die Mannschaft hat bei dem Spielstand etwas Spannung verloren, was auch im Hinblick auf das Punktspiel am Samstag verständlich ist.

Niclas Warwel: „Ich hatte es mir deutlich schwerer vorgestellt und gedacht, dass es ein richtiger Pokalfight wird. In der Berlin-Liga waren es immer enge Spiele gegen Rudow, deswegen hatten wir im Training sogar noch einige Elfmeter geschossen.“

Faton Ademi: „Fünf Tore in einem Spiel ist mir tatsächlich schon mal gelungen – in der 1. C-Junioren. Mittwoch war so ein Tag, an dem einfach alles geklappt hat. Im Moment legen mir alle die Bälle ganz gut vor, so dass ich nur noch reinschieben muss.“

Burak Mentes: „Unser letztes Spiel gegen Rudow in der Berlin-Liga war absolut eng, daher dachte ich, dass es ein sehr schwieriges Spiel wird. Aber wir haben es auch sehr gut gemacht, früh zwei Tore erzielt und dadurch wie befreit. Ob wir erst im Viertelfinale oder jetzt schon auf die großen Mannschaften treffen, ist mir eigentlich egal. Von mir aus kann schon in der nächsten Runde ein attraktiver Gegner kommen.“

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