F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

19.09.2016 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung 5.Spieltag

Defensiv verbessert

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Dritter Platzverweis für „kleine Hertha“ / Nun gegen SV Altlüdersdorf

 

 

 

Von Oliver Kellner


Blickte man nur in die Gesichter der Zehlendorfer Verantwortlichen und ihrer Spieler, könnte man nach der samstäglichen 0:1-Niederlage beim SV Lichtenberg 47 eine Krise ausmachen. „Natürlich ist die Stimmung nicht gut“, bekannte Trainer Markus Schatte hinterher. Und auch: „Natürlich haben wir uns den Start in die Saison anders vorgestellt.“ Aber jeder bekam auch zu hören, die Nerven würden nicht blank liegen. Das müssen sie auch nicht, denn zum einen ist es viel zu früh, schon unruhig zu werden, zum anderen präsentierten sich die Zehlendorfer zumindest eine Halbzeit lang geschlossen, in der Defensive stark verbessert und durchaus stabilisiert.

Es verwunderte kaum, dass Trainer Schatte seiner „kleinen Hertha“ eine neue taktische Grundausrichtung verpasste. Die Abwehr hatte sich im bisherigen Verlauf als wenig stabil erwiesen, es hagelte Gegentore zuhauf: 9 Stück in vier Partien, da waren Veränderungen zwangsläufig. Und die führten dazu, dass die Zehlendorfer die Tormaschine der Liga (Lichtenberg erzielte bis zum Samstag 18 Treffer) über weite Strecken im ersten Abschnitt vom eigenen Kasten fern halten konnten. So sah es auch Felix Robrecht, der fand, „dass wir es nicht schlecht gemacht haben gegen die beste Offensive der Liga“. Was doch den Weg aufs Tor fand, wurde eine Beute des wieder sicheren Hinz. Freude machten die stabile Leistung von Lukas Binting, der nimmermüde Einsatz des Turms in der Schlacht, Robert Schröder, und der wieder auf seine gewohnte rechte Seite zurückkehrende Burak Mentes, der sich so manches Sprintduell an der Außenbahn lieferte.

Wie so häufig aber, geht eine verstärkte Defensive auf Kosten der Offensive. All dies wäre vermutlich kein Thema geworden, hätte der bisher so treffsichere Faton Ademi („Na klar, den muss ich machen!“) in der 14. Minute den Ball im Lichtenberger Kasten versenkt. „Wenn wir da in Führung gehen, können wir was mitnehmen“, war sich auch Schatte nachher sicher. So aber blieb es beim 0:0, bis schließlich die Lichtenberger ab der 30. Minute die Initiative übernahmen.

Der zweite Abschnitt gehörte überwiegend den Lichtenbergern, die nun einen deutlichen „Zahn“ zulegten, natürlich auch mit gestärktem Selbstbewusstsein ausgerüstet, gewannen sie doch ihre letzten beiden Begegnungen mit 6:0. Das war bis auf die nur spärlich besetzten Ränge zu spüren. Die Zehlendorfer fanden nur noch sporadisch den Weg über die Mittellinie (Zellner: „In der zweiten Halbzeit waren wir zu passiv“), boten hier aber die vielleicht schönste Kombination der gesamten Begegnung: Ein hoher Ball, von „Maxi“ Obst per Kopf auf Darius Niroumand abgelegt, wurde vom diesem direkt auf Ademi weitegeleitet. Doch dessen Schuss verfehlte das Gehäuse von Vincentin. Auch hier war ein 1:0 und somit noch alles möglich.

Als dann doch der verdiente Lichtenberger Führungstreffer durch den starken Brechler fiel (63.), zeigte der grenzenlose Jubel der Gastgeber, welche Steine von ihnen abfielen. Die Zehlendorfer hatten ihnen schwer zugesetzt. Dass diese anschließend nicht mehr zurückschlagen konnten (Özdal: „Nach dem Wechsel hatten wir keine großen Möglichkeiten mehr“), mag ganz sicher auch darin begründet sein, dass ihnen die Sicherheit und Lockerheit mangels eigener Erfolge etwas abhanden gekommen ist. Der Willen war ihnen in keiner Phase abzusprechen.

Kritik müssen sie sich dennoch in einem Punkt gefallen lassen: In der 88. Minute (!) kassierte Darius Niroumand eine rote Karte, die nicht nur vom Zeitpunkt her überflüssig war. Damit „fingen“ sich die Zehlendorfer bereits den dritten Platzverweis im fünften Spiel ein. Da mag es nur ein schwacher Trost sein, dass diese nicht durch überflüssige Aktionen (wie Meckern oder Ball wegschlagen) zustande kamen. Auch Niclas Warwel steht inzwischen bei vier gelben Karten und muss bereits aufpassen, nicht in Kürze die erste Sperre zu kassieren.

Dabei wird die Disziplin in den kommenden Wochen eine noch größere Bedeutung erlangen, nicht nur aufgrund der sportlichen Situation, sondern auch wegen der personellen Engpässe. Denn nach Dennis Dombrowes Verletzung und dem Abgang von Berkan Taz (zum 1. FC Union Berlin) wird auch Nachwuchsmann Marco-Antonio Fortino aufgrund anhaltender Kniebeschwerden den Zehlendorfern in dieser Spielzeit wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. Somit wird jeder Einzelne immer wichtiger, dessen sollten sie sich bewusst sein.

Für Trainer Schatte und seinen Stab wird es zukünftig darum gehen, den richtigen Mittelweg zwischen defensiver Stabilität und gleichzeitig ausreichender offensiver Kreativität zu finden. Kein leichtes Unterfangen, haben sie sich den Start am Siebenendenweg doch sicherlich alle ein wenig anders vorgestellt. Doch um den Kopf in den Sand zu stecken (siehe oben), ist es noch viel zu früh. Aber die Mannschaft muss sich auch ein wenig an die Grundtugenden des Fußballs erinnern: Zusammenstehen (gerade in Momenten, in denen es nicht rund läuft) und über Einsatz und Kampf zum Spiel finden. Die Zehlendorfer sollten damit möglichst schon gegen den SV Altlüdersdorf ein Zeichen setzen, ansonsten kann es ihnen passieren, dass sie sich in Regionen wiederfinden, aus denen sie bei ungünstigem Verlauf nur schwer wieder herausfinden.

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