F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

23.11.2016 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung 12.Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil und als Text

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Zehlendorfer ohne Motivationsprobleme

Starker Auftritt der „kleinen Hertha“ / Vorfreude auf TeBe und Top

Wohin man auch hörte, das Umfeld der „kleinen Hertha“ schien vor der Partie gegen den Malchower SV aufgrund der Tabellenkonstellation eher mit Motivationsproblemen zu kämpfen, als das Trainerteam und die Zehlendorfer Akteure, die ihren Gegner von der Müritz über die kompletten 90 Minuten klarer beherrschten, als man es dem Tabellenstand nach erwarten durfte. Von Beginn an waren die Gastgeber ihrem Kontrahenten derart überlegen, dass einzig ihre ungenügende Chancenverwertung beim 3:1-Erfolg als Kritikpunkt anzumerken war.

Gut gespielt – dennoch nicht gepunktet. Auf diese einfache Faustformel ließen sich die letzten beiden Auftritte der Zehlendorfer reduzieren. Sowohl beim heimischen 1:2 gegen die VSG Altglienicke als auch beim unglücklichen 2:3 in Rathenow waren die Zehlendorfer beileibe nicht das schlechtere Team, doch standen sie jeweils am Ende mit leeren Händen da. Das wollten sie am Sonntagnachmittag in jedem Fall vermeiden. „Wir wollten das nicht schon wieder hören, daher war der Sieg sehr, sehr wichtig“, gab Außenverteidiger Jian Schleiff hinterher zu Protokoll. Er selbst knüpfte übrigens dort an, wo er vor 14 Tagen aufgehört hatte: Er lieferte einen tadellosen Auftritt ab.

Für die Führung sorgte wieder einmal Faton Ademi. Einen wunderbaren Pass von Niclas Warwel nahm er perfekt mit und verwandelte anschließend mit einem derartigen Selbstverständnis, wie es nur ganz abgebrühten Torjägern zu eigen ist. Umso erstaunlicher, dass er im zweiten Abschnitt zwei „Riesen“ liegen ließ, von denen der erste an seine Möglichkeit (beim Stand von 1:1) gegen die VSG Altglienicke erinnerte. Zu diesem Zeitpunkt war die „Malchow-Partie“ noch nicht entschieden, wenn auch die Zehlendorfer Überlegenheit dies zu suggerieren schien.

Die Vorentscheidung zu erzwingen, war Niclas Warwel vorbehalten. Warwel zeigte am Sonntag eine deutliche Aufwärtstendenz, die ihm immerhin eine Nominierung für die „Elf des Tages“ in der Fußball-Woche einbrachte - wie übrigens Burak Mentes auch, der neben seinen reinen Abwehraufgaben noch viel für die Offensive tat. Doch zurück zu Warwel: Wenn er mit Tempo in die Dribblings ging, herrschte Alarmstufe Eins in der Abwehr der Gäste. Das 1:0 Ademis bereitete er mit einem Pass in die Tiefe mustergültig vor, den Strafstoß, der mit dem 2:0 die Vorentscheidung herbeiführte, erzielte er selbst. Man mag es kaum glauben: In Pflichtspielen brachten die Zehlendorfer sieben der letzten neun Elfmeter (!) nicht im gegnerischen Kasten unter. In dieser Spielzeit scheiterte Ademi gegen Wismar (Nachschusstreffer durch Mentes) und Frankfurt. Kein Wunder, dass hinterher mehr aus Erleichterung über den Treffer und den neuen Elfmeter-Schützen geflachst wurde.

Verursacht wurde der Strafstoß an „Maxi“ Obst, der auf der Sechs erneut eine gute Partie ablieferte. Er bestimmte, gemeinsam mit dem starken Carl Hopprich, den Rhythmus der Begegnung und war auch dafür verantwortlich, dass zu keiner Zeit das Gefühl aufkam, mangelnde Effektivität vor dem Malchower Gehäuse könne sich im Verlaufe des Spiels noch als Bumerang erweisen.

Apropos Chancenverwertung: Die Zehlendorfer hätten ihr Torverhältnis beträchtlich verbessern können. Was Ademi, Felix Robrecht und auch Rici Bokake-Befonga noch „liegen ließen“, hätte in anderen Begegnungen schmerzhaft enden können. Doch Robrecht und Bokake-Befonga entschädigten Fans und Trainerteam mit dem herrlich herausgespielten Treffer zum 3:0: Robrecht, über die Außenbahn durchgebrochen, legt maßgerecht Bokake-Befonga in den Lauf, Direktabnahme – 3:0. Schöner geht’s nicht.

Danach war sich Trainer Schatte sicher, die Punkte eingefahren zu haben und wechselte noch drei Mal aus, wobei insbesondere der Wechsel Mike Rybergs zu erwähnen wäre: Fünf Wochen nach seinem Nasenbeinbruch gegen CFC Hertha 06 (5:1) betrat er für die letzten zehn Minuten erstmals wieder das Spielfeld für ein Punktspiel und war anschließend froh, dass er nur ein Kurzeinsatz wurde: „Ich muss konditionell noch zulegen. Die drei Wochen Pause komplett ohne Fußball haben mich echt zurückgeworfen.“

 Bemerkenswert, dass es nicht einen einzigen Ausfall im Zehlendorfer Ensemble gab. Die Abwehrroutiniers Schröder („Ich freue mich über die überzeugende Leistung der Mannschaft“) und Özdal ließen ihren Gegenspielern keinen Stich, Hinz hatte einen geruhsamen Nachmittag, Robrecht kurbelte unermüdlich, ließ sich auch durch seine vergebenen Möglichkeiten im ersten Abschnitt nicht entmutigen und belohnte sich mit der Vorbereitung von Rici Bokake-Befongas 3:0, der mit dem Treffer seine couragierte Leistung krönte.

Für etwas Aufregung sorgte ein Interview von Präsident Niroumand, der im Stadionheft erklärte, mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht einverstanden zu sein. Die Mannschaft sieht es scheinbar ähnlich, denn Burak Mentes verriet, dass „wir unmöglich mit dem derzeitigen Tabellenplatz zufrieden sein können. Wenn man im Vorjahr so lange um den Aufstieg mitgespielt hat, muss es das Ziel sein, mindestens noch Sechster zu werden.“ Auch die Tatsache, zurzeit noch das schlechteste Berliner Team der Oberliga zu sein, wäre für die kommenden Wochen Motivation genug. So brauchen sich die Zehlendorfer Fußballfreunde diesbezüglich keine Sorgen zu machen.

Während für Außenverteidiger Jian Schleiff, gewissermaßen die Entdeckung der letzten Wochen, am kommenden Freitag schon allein das Derby gegen Tennis-Borussia ein Anreiz ist („Mit einem Sieg können wir an den Veilchen vorbeiziehen und das noch an einem Freitag unter Flutlicht“), ist Stürmer Warwel auf ein Wiedersehen mit seinem alten Kumpel Cüneyt Top gespannt: „Da freuen wir uns wohl alle drauf“, gab er einen Einblick in seine Vorfreude. Da auch die Väter der beiden Stürmer befreundet sind, dürfte es ein großes „Hallo“ geben.

Die Zehlendorfer Mannschaft hat ihren Anhängern in den letzten Jahren viel Freude bereitet – auch am vergangenen Sonntag wieder. Sie hat zuletzt gegen erfahrene Mannschaften (VSG Altglienicke, FSV Optik Rathenow) ein wenig unglücklich agiert, nicht das nötige Glück auf ihrer Seite gehabt und Lehrgeld bezahlt. Doch es steckt zweifelsohne Potenzial in ihr. Kann sie ihre „Malchow-Form“ konservieren, reist sie nicht chancenlos zu einem der großen Aufstiegskandidaten ins Mommsenstadion.

„Wir wollen den Zehlendorfer Weg weiter gehen“

Stimmen zum 3:1-Heimerfolg gegen den Malchower SV 90

Niclas Warwel: „Ich freue mich schon auf das Spiel gegen TeBe und auf Cüneyt (Top), der seit seiner Genesung dort jetzt von Beginn an spielt. Ich glaube, da freuen wir uns alle drauf.“

Mike Ryberg (auf seinen Nasenbeinbruch angesprochen): „Der Heilungsprozess ist bis jetzt sehr gut verlaufen. Ich werde aber als Vorsichtsmaßnahme noch sechs Wochen mit der Maske spielen müssen. Seit anderthalb Wochen bin ich wieder im Training, davor war ich zwei Tage nur laufen. Ich muss aber konditionell noch zulegen, denn ich merke schon, dass mich die drei Wochen Pause echt zurückgeworfen haben. Aber ich denke, dass mich die Spielpraxis weiter voranbringt und hoffe, dass ich natürlich demnächst mehr Spielanteile erhalte. Doch ich bin zuversichtlich, dass ich so schnell wie möglich meine alte Form wieder erreiche.“

„Maxi“ Obst: „Der Unterschied zu den letzten Spielen war, dass wir den Gegner von Beginn an dominiert haben und nicht ins Spiel kommen ließen. Wir hätten natürlich noch mehr Tore machen können, sind aber dennoch sehr zufrieden mit dem Spiel.“

Robert Schröder: „Neben den drei Punkten freue ich mich am meisten über die überzeugende Leistung der Mannschaft. Bis auf die letzten zwei, drei Minuten, wo es noch etwas hektisch wurde, hatten wir das Spiel komplett unter Kontrolle und hätten eigentlich noch weit höher gewinnen müssen.Die ganze Mannschaft hat sich belohnt für den Aufwand der letzten Wochen. Gerade Spieler wie Rici (Bokake-Befonga) oder Felix (Robrecht), die zuletzt nicht so viel zum Zug kamen, haben ein super Spiel gemacht. Das Spiel hat auch gezeigt, dass wir den Zehlendorfer Weg weiter gehen wollen, nämlich mutig nach vorn zu spielen. Wir haben uns auch durch die letzten Resultatet nicht unterkriegen lassen und wollen uns langsam aus dieser Ergebniskrise herausarbeiten.“

Burak Mentes: „Wir haben in den letzten zwei Spielen zwar guten Fußball gespielt, sind auch immer in Führung gegangen und haben dann doch die Punkte abgegeben. Deswegen war es heute wichtig, auf jeden Fall zu gewinnen, auch weil wir dadurch nächste Woche die Chance haben, mit TeBe gleich zu ziehen. Dieser Sieg ermöglicht es uns, in Kürze wieder unter die ersten sechs Teams zu kommen. Wenn Du im letzten Jahr um den Aufstieg gespielt hast, muss es auf jeden Fall das Ziel sein, unter die ersten sechs Mannschaften zu kommen. Am Freitag steht das Derby gegen TeBe an, ein echtes Spitzenspiel, zu dem wir nun mit breiter Brust fahren können.“

Jian Schleiff: „Der Sieg war sehr, sehr wichtig heute. Der Trainer hat es vor der Partie auch angesprochen, dass wir endlich mal wieder die Punkte brauchen. Das klingt hinterher immer komisch, wenn man sagt: „Ja, wir haben zuletzt doch gut gespielt, aber aus diesen oder jenen Gründen wieder nicht gewonnen“. Das wollten wir nicht schon wieder hören, und wir wollten auch die „Variablen“, wie z. B. Schiedsrichter, einfach ausblenden und die drei Punkte holen – egal wie. Jetzt kommt TeBe am Freitagabend: Topspiel unter Flutlicht. Das wird spannend, denn die Tabellenkonstellation ist ja so, dass wir mit drei Punkten an denen wieder dran sind. Wir sind jetzt noch die schlechteste Berliner Mannschaft in der Oberliga, das wollen wir auf jeden Fall noch verbessern.“

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