F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

07.11.2016 / 1. Herren

Olli's Nachbetrachtung 11. Spieltag

Olli's Nachbetrachtung im Zeitungsstil und als Text

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Starker Auftritt – dennoch keine Punkte Zehlendorfer unterliegen erneut unglücklich – Umstrittener Handelfmeter „Ich habe die Mannschaft nach dem Spiel in der Kabine trotz der Niederlage gelobt“, gab Zehlendorfs Trainer Markus Schatte einen Einblick in die Minuten unmittelbar nach Ende einer aufregenden, aber doch unglücklich verloren gegangenen Partie am frühen Samstagnachmittag in Rathenow (2:3). So musste die „kleine Hertha“ nach dem Rückschlag vom vergangenen Sonntag gegen Spitzenreiter VSG Altglienicke (1:2) erneut ihrem Kontrahenten die volle Punktausbeute überlassen, ohne das schlechtere Team gewesen zu sein. 


Was es für die Zehlendorfer noch bitterer macht: Entgegen aller Erwartungen der Experten, scheint es (bisher) in dieser Spielzeit doch kein Überfliegerteam zu geben. Louis Stüwe verhinderte - erneut mit einem Treffer in letzter Minute - eine Niederlage seiner Altglienicker (1:1 gegen den SV Altlüdersdorf), Hertha 06 und Tennis-Borussia erleben in schöner Regelmäßigkeit Rückschlage, aber auch der SV Lichtenberg und Optik Rathenow waren zuletzt vor überraschenden Punktverlusten nicht gefeit. Doch anstatt Kapital daraus zu schlagen, wurden die Zehlendorfer von beispiellosem Verletzungspech gebeutelt. Hinzu kam, dass sie in der einen oder anderen Partie auch nicht das notwendige Quäntchen Glück auf ihrer Seite hatten. Wie schon am Sonntag vor einer Woche begannen sie in Rathenow stark und gingen folgerichtig in Führung.

Einen von Faton Ademi nach außen gespielten Pass erlief Niclas Warwel, der Felix Robrecht in der Mitte maßgerecht bediente. Robrecht hatte zwar noch einige Schwierigkeiten mit dem unebenen Geläuf, vollendete dann aber sicher zum 1:0 (18.). „Das war die beste Truppe, die bislang hier gespielt hat“, lobte Optik-Vorsitzender Mario Schmeling nachher die Berliner, die auch nach dem Führungstreffer nicht nachließen und bemüht waren, die deutlich spürbare Verunsicherung beim Gegner auszunutzen. Was ihnen zur absoluten Spitzenmannschaft (zurzeit) vielleicht fehlt: Die die Konzentration über volle 90 Minuten hochzuhalten. Verursachten sie vor Wochenfrist einen unglücklichen Foulelfmeter, der zum schnellen 1:1-Ausgleich führte, profitierte der Gastgeber diesmal von Abstimmungsproblemen in der Zehlendorfer Hintermannschaft. Ausgerechnet die in den vergangenen Wochen so konstant starken Schröder (trotzdem wieder einer der Besten) und Hinz verließen sich bei einem Flankenball von Ucar aufeinander – Nutznießer war Turhan, der nur noch einköpfen musste (33.). Die Partie war zwar damit nicht vollends auf den Kopf gestellt, doch hatten die Gäste aus Berlin, die bis dahin einen hohen läuferischen Aufwand betrieben und die Rathenower früh in dessen Hälfte attackiert hatten, die Gastgeber wieder zurück ins Spiel geholt. Hervorzuheben sind in dieser Phase der starke „Maxi“ Obst, der keinem Zweikampf aus dem Weg ging und immer wieder aus dem Mittelfeld heraus ankurbelte und erneut Jian Schleiff. 

Das Gegentor jedoch hinterließ Spuren, die Begegnung wurde ausgeglichener.  Nach dem Wechsel spürte man, dass der Pausengang den Gastgebern geholfen hatte. In den zweiten Abschnitt starteten die Rathenower zielstrebiger, oft waren sie den Gästen einen Schritt voraus. Insbesondere über die rechte Zehlendorfer Abwehrseite boten sich Räume und Burak Mentes hatte Schwerstarbeit zu verrichten. Trainer Schatte reagierte prompt und wechselte Samuel Yeboah und Carl Hopprich für Darius Niroumand und Efräim Gakpeto. Dass die „kleine Hertha“ eben auch nicht vom Glück verfolgt ist, zeigte sich beim Führungstreffer der Gastgeber. Vor knapp 14 Tagen wurde ihnen im Pokalspiel gegen Tasmania ein klarer Handelfmeter verweigert, als ein Tasmane in Volleyballmanier die Flugbahn des Leders veränderte. Am Samstag hatte der (eigentlich) gut postierte Schiedsrichter Gaunitz nach einem abgewehrten Flankenball durch Özdal zunächst auf Ecke entschieden. Erst auf Anweisung des 50 Meter entfernten Assistenten änderte er seine Meinung und gab Strafstoß – Turhan verwandelte zum 2:1 (54.). Nun wurde das Gefühl bestärkt, dass es (aus Zehlendorfer Sicht) wieder nichts wird, denn schon vor zwei Jahren (unmittelbar nach dem Aufstieg) gingen beiden Partien gegen Optik verloren (2:3, 0:2).

Als auch noch ein Knaller von Duljevic abgefälscht hinter Hinz zum 3:1 einschlug, schien die Entscheidung gefallen, die Moral der Gäste gebrochen. Doch das hinterließ Eindruck: Die Zehlendorfer gaben nicht auf, warfen noch einmal alles nach vorn und machten sich an, den Rückstand doch noch zu drehen. Schattes Einschätzung („Die Niederlage war unglücklich, aber nicht ganz unverdient, es gab mehr Aktionen von Optik“) bezog sich in erster Linie auf die Zeit nach dem Wechsel bis zur 70. Minute. Danach schnürten die Gäste den Tabellenzweiten, der gezwungen war, nun seine kämpferische Seite zu zeigen, in dessen Strafraum fest. Torhüter Rogall musste fantastisch gegen Warwel und Ademi klären und als er geschlagen war, wurden Ricci Bokake-Befongas und Yeboahs Kopfball im letzten Moment auf der Linie von Abwehrspielern geklärt. Hopprichs Kunstschuss zwei Minuten vor dem Ende kam zu spät. 

Natürlich, da wiederholen wir uns inzwischen: Als die junge Mannschaft zurücklag, wies sie nach, was in ihr steckt. Sie kämpft seit Saisonbeginn mit ihrer durch Verletzungen dünn gewordenen Personaldecke sowie den damit zwangsläufig notwendig gewordenen Umstellungen. Sie steckt aufs Neue individuelle Fehler weg, war einige Male vom (Schiedsrichter)-Glück verlassen (Brieselang, Tasmania, Rathenow) und dennoch in keiner Partie ohne Chance. Lässt sie sich in den kommenden Wochen durch die letzten (Resultats)-Rückschläge nicht entmutigen, ist sogar noch ein tabellarischer Aufschwung bis Weihnachten möglich. Die langfristigen Ziele berühren die beiden Niederlagen ohnehin nicht.

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