F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

14.11.2021 / 1. Herren

Obst per Kopf x 2

„Kleine“ Hertha siegt ungefährdet in Seelow

Die „kleine“ Hertha trat die Reise nach Seelow mit gemischten Gefühlen an. Zum einen spukten noch die beiden (verlustpunktreichen) Auswärtsspiele in Brandenburg und Schwerin in den Köpfen, zum anderen wussten die Verantwortlichen um die (magere) Bilanz in Seelow: Zwei deutliche Niederlagen und ein trostloses 0:0 waren die Ausbeute. Und wer weiß, welchen Verlauf die Partie auf dem engen Kunstrasenplatz (noch so ein Unwohl-Faktor) genommen hätte, wäre der Heber von Seelows Mirko Marulli über den herausstürzenden Zehlendorfer Schlussmann Paul Büchel ins Tor und nicht darüber geflogen (12.). 

So aber blieb die beste Chance der Gastgeber im gesamten Spiel ungenutzt. Stattdessen bestimmten die Berliner mit ihrer reiferen Spielanlage das Geschehen. Das Herzstück bildete dabei ihr Mittelfeld, in dem Arthur Langhammer, Maximilian Obst und Melih Hortum herausragten - stark im Vorwärtsdrang, geschickt in der Spielverlagerung. Beim Führungstreffer aber profitierten sie von einer Standardsituation: Nach einer Ecke Hortums sprang Obst am höchsten, seinen Kopfball konnte Panels Dorosevs noch an die Latte lenken, von dort sprang das Leder hinter die Linie: 0:1 (14.).

Die Zehlendorfer setzten nach: Ryberg Schuss aus der Distanz parierte Dorosevs (20.), Zulu Ernsts Kopfball strich über den Kasten (23.) und nach einer weiteren Ecke Hortums ging Lenny Steins Versuch am Pfosten vorbei (34.). Stattdessen fiel der zweite Treffer auf kuriose Weise: Ein langer Ball von Bruno Ott, vom eigenen Strafraum geschlagen, landete bei Seelows Ngoyou, der als letzter Mann unglücklich wegrutschte. Ernst nutzte den Fehler und traf aus 16 Metern zum 0:2 ins rechte Eck (35.).

Eine Kopie des ersten Treffers entschied die Partie schon im ersten Abschnitt: Ecke Hortum - Kopfball Obst in den linken Winkel: 0:3 (42.). Wer aber nun glaubt, tief in der persönlichen Fußball-Historie von „Maxi“ Obst suchen zu müssen, um auf zwei Kopfballtore zu stoßen, täuscht sich:„Tatsächlich habe ich bei Stern 1900 vor zwei oder drei Jahren gegen SD Croatia zwei Treffer per Kopf erzielt.“

Der schönste Angriff aber blieb erfolglos: Hortum schickte Igli Cami in die Gasse, dessen direkte Eingabe verzog Deniz Citlak freistehend.

Nach dem Wechsel beherrschten die Berliner das Spiel eindeutig. Einen weiteren Eckball Hortums eroberte Mushakir Razeek im Nachsetzen, seine Ablage nutzte Stein zum 0:4 aus fünf Metern (56.). Danach schlich sich Schlendrian bei der „kleinen“ Hertha ein, was den Gastgebern noch die Möglichkeit zum 1:4 durch Theo Hahns Kopfstoß gab (78.). „Wieder nicht zu Null“, ärgerte sich Zehlendorfs Schlussmann Büchel ein wenig - aber wirklich nur ein wenig.

Seelows Trainer Robert Fröhlich trauerte der großen Möglichkeit in der 12. Minute nach: „Wir hätten das 1:0 als Motivation gut gebrauchen können.“ Doch war der Zehlendorfer Sieg für ihn zweifellos verdient: „Hertha war spielerisch stark und ist aggressiv angelaufen. Da fanden wir einfach keine Mittel gegen.“ 03-Trainer Fabian Gerdts freute sich über den Auftritt seiner Schützlinge: „Wir waren in den ersten 60 Minuten die klar bessere Mannschaft. Schön, dass wir nach Standards zwei Tore gemacht haben.“ Doch er sah auch noch Potenzial in seinem Team: "Ich hätte gern nach den zahlreichen Durchbrüchen über die Außen ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt. Die letzten 20 Minuten haben wir zu sehr nachgelassen und auf Verwaltungsmodus umgeschaltet. Das tut selten gut. Der Sieg war nie gefährdet, aber der Schluss war unnötig. Da sind wir noch im Lernprozess.

Die „kleine“ Hertha scheint ihre Schwächephase mit vier Niederlagen in fünf Spielen überstanden zu haben. Der beeindruckende Auftritt bei der 1:2-Niederlage im Pokal am Mittwoch gegen die VSG Altglienicke, das 2:1 gegen Greifswald und der deutliche Sieg in Seelow erinnern an den so Mut machenden Saisonbeginn. „Ich wusste, dass unsere Mannschaft heute all ihre Qualitäten auf den Platz bringen wird. Genau das haben wir in Schwerin und Brandenburg nicht gemacht - nämlich Aggressivität und Gegenpressing zu zeigen“, fand Zehlendorfs Turbo Mike Ryberg vielleicht die entscheidenden Gründe für das Straucheln bei (vermeintlich) leichten Gegnern. Am kommenden Sonnabend wartet auf die Berliner ein anderes Kaliber. Die TSG Neustrelitz siegte vor Wochenfrist in Seelow ebenso deutlich mit 3:0. Da scheinen sich zwei Teams auf Augenhöhe zu begegnen. Für die Zehlendorfer genau der richtige Gradmesser, um zu schauen, wohin sie der Weg in dieser Saison noch führen könnte.

 

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