F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

06.03.2023 / 1. Herren

Ndubueze erlöste „kleine“ Hertha

Später Ausgleich hält Hertha 06 auf Distanz

Manchmal braucht es gar keiner überragenden Schusstechnik, manchmal reicht auch einfach nur etwas Instinkt und die Fußspitze, im Fußballer-Jargon „Pike“ genannt. So geschehen gestern in der 90. Minute im Ernst-Reuter-Stadion. Der Namensvetter der „kleinen“ Hertha aus Zehlendorf, der CFC Hertha 06 aus Charlottenburg, führte wenige Augenblicke vor dem Schlusspfiff mit 1:0, bis sich Mushakir Razeek Rechtsaußen ein Herz nahm, den Ball scharf nach innen brachte und der eingewechselte James Ndubueze im Fünfmeterraum seinen Fuß gerade noch so an den Ball brachte: 1:1. Es war im Enddefekt ein gerechtes Remis zwischen dem Tabellendritten Hertha 03 und seinem Verfolger auf Platz 4.

Auf Zehlendorfer Personalmiseren einzugehen – Pardon, auch wenn es langsam ermüdend wird – bringt tatsächlich immer noch Steigerungspotenzial. Lassen wir einfach die 6 berufs- und verletzungsbedingten Langzeitausfälle außen vor, gesellten sich im Vergleich zur Vorwoche noch Carl Hopprich, „Mo“ Sow Sow, Dennis Dombrowe, Tim Grabow (Leiste) und der gesperrte Oskar Praus hinzu. Das ergibt schon mal ein gesamtes Team, welches in der Liga eine gute Rolle würde spielen können. So saßen zwei am Vortag bereits aktive Junioren, der ein 3/4-Jahr ausgefallene Arthur Langhammer ohne Spielpraxis und Lennard Quanz neben den etablierten David Kinner und James Ndubueze auf der Bank. Ach ja, Quanz war das erste Mal im Kader – fast 12 Monate Pause nach einem Kreuzbandriss lagen hinter ihm!

Die erste große Zehlendorfer Möglichkeit besaß Kapitän Lenny Stein, doch sein Kopfball nach einem perfekt getretenen Freistoß von Jason Rupp landete neben dem Tor (10.). Anschließend waren die Gäste an der Reihe: Ein Volleyschuss von El-Ahmar flog über den Kasten (13.), wenig später parierte 03-Schlussmann Paul Büchel reaktionsschnell gegen Donner, der aus spitzem Winkel rund fünf Meter vor dem Tor abgezogen hatte. Büchel lenkte die Kugel noch über die Latte (15.). Die letzten Chancen vor der Pause besaßen auf dem durch das heftig einsetzende Schneetreiben noch schwerer bespielbaren Rasen die Gastgeber. Cenker Yoldas Versuch aus 12 Metern entschärfte 06-Torhüter Aktas (30.), Rupps Direktabnahme flog rechts am Winkel vorbei (43.).

Im zweiten Abschnitt blieben Torchancen Mangelware. Viele Ungenauigkeiten, die auch den Platzverhältnissen geschuldet waren, sorgten dafür, dass kein rechter Spielfluss aufkam. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das Spiel von außen nicht schön ausgesehen hat, und es hat sich auch für mich blöd angefühlt. Mir selbst ist ein dummer Schnitzer passiert, auch wegen des Platzes. Man schießt dann einfach den Ball in Kniehöhe anstatt flach oder man rutscht etwas weg. Das ging allen so“, fand Verteidiger Bruno Ott die passende Erklärung. An Einstellung und Einsatz mangelte es jedoch beiden Teams nicht. Etwas überraschend kam der Charlottenburger Führungstreffer zustande: Ausgerechnet der Ex-Zehlendorfer Vassiliadis traf fast von der Strafraumkante aus der Drehung den linken Innenpfosten, von dort sprang das Leder zum 0:1 hinter Büchel ins Netz (72.).

Die „kleine“ Hertha hatte fortan nichts mehr zu verlieren und warf alles nach vorn. Die Verteidiger Bruno Ott und Eric Stiller bildeten die einzige Absicherung in der eigenen Hälfte, der Rest tummelte sich im und um den Strafraum der Charlottenburger. „Ich glaube, es lag zum einen an den Wechseln und auch daran, dass, wenn man gefordert wird, noch einmal zulegen kann. Vielleicht aber auch, dass wir nach dem 0:1 ohnehin alles nach vorn werfen mussten. Blöd nur, dass man auf der Anzeigentafel nicht sehen konnte, wieviel Nachspielzeit auf der Uhr schon abgelaufen war. Dadurch dachte man bei jedem Angriff, es könnte die letzte Aktion sein“, sah Ott die Gründe für die Zehlendorfer Schlussoffensive. Ndubueze stimmte ihm zu: „Die Auswechslungen haben nochmal frischen Wind gebracht und plötzlich sind wir auch hinter deren „Kette“ gekommen.“ Klare Gelegenheiten blieben dennoch rar, und als sich auf der Tribüne alle schon mit der 5. Heimniederlage abgefunden hatten, wurden die nicht aufsteckenden Gastgeber für ihren Aufwand doch noch belohnt: Eine scharfe Eingabe von Mushakir Razeek verwandelte Ndubueze (siehe oben) doch noch zum 1:1 (90.). „In die Flanke von „Musa“ (Razeek) bin ich reingerutscht und habe den Ball gerade noch mit der Fußspitze unten rechts ins Netz geschossen“, beschrieb der Stürmer seinen Treffer. Zufrieden war er hinterher trotzdem nicht: „Auch wir wir heute noch einen Punkt gewonnen haben, war das für mich wie eine Niederlage. Alle hatten sich mehr vorgenommen.“

Co-Trainer Pedro Cardoso sah es so: „In die letzten Spiele sind wir mit vielen Chancen immer gut reingekommen, dieses Mal hatte ich eher das Gefühl, dass wir gegen Ende der ersten Halbzeit besser waren. Trotzdem haben wir nicht viele Möglichkeiten kreiert. Der Platz war nicht optimal, so dass wir viele technische Fehler hatten, auch haben wir die Räume nicht gefunden, die wir bespielen wollten. Durch eine individuelle Aktion kassieren wir das 0:1. Das Team hat nach einer Systemumstellung gut reagiert. Die letzten 15 Minuten waren wir eindeutig spielbestimmend, daher ist das 1:1 absolut verdient. Geht das Spiel noch eine Viertelstunde länger, gewinnen wir wahrscheinlich sogar noch.“ 

Der Abstand zu Tabellenführer Hansa Rostocks U23 ist mittlerweile auf 8 Zähler angewachsen, doch der Abstand nach unten konnte gewahrt werden. Wer doch noch heimlich rechnen möchte, dem sei gesagt: Die Hanseaten können nur aufsteigen, wenn ihrer 1. Mannschaft der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga gelingt. Gestern setzte es eine 0:2 Heimniederlage gegen den Karlsruher SC, die Abstiegsränge rücken seit Wochen näher. Wer weniger auf die Tabelle schaut, der darf wenigstens hoffen, dass sich die Personalsituation in Kürze entspannt. Zwar handelte sich Eric Stiller die 5. Gelbe Karte ein und wird am kommenden Sonntag beim SC Staaken fehlen, doch kehrt dafür der gestern gesperrte Oskar Praus zurück, aber auch bei Dennis Dombrowe (MRT am Dienstag), Carl Hopprich, Sow Sow, Anton Siren und Arthur Langhammer stehen die Chancen nicht so schlecht. Ein Sieg am nächsten Wochenende würde der gebeutelten Truppe in dieser Situation guttun.

FC Hertha 03 – CFC Hertha 06 1:1 (0:0)

FC Hertha 03: Büchel; Ott, Stiller, Razeek; Stein, Cami (77. Kinner), Burda, Rupp (86. Quanz), Obst, Yoldas (86. Millgramm); Ihbe (65. Ndubueze)

Die Tore: 0:1 Vassiliadis (72.) 1:1 Ndubueze (90.)

Zuschauer: 125

Gelbe Karten: Cami, Rupp, Stiller

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