F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

12.09.2022 / 1. Herren

Nach 4:1-Erfolg über Schwerin Spitzenreiter - Der Spielbericht

Wechselhafte Vorstellung – Ernst trifft doppelt

Es war eine gute halbe Stunde im ersten Abschnitt gespielt, als aus dem kleinen Häuflein mitgereister Schweriner Anhänger der Satz fiel: „Alle Achtung vor dieser Hertha! Sie wird um den Titel mitspielen!“ Aus derselben Ecke hieß es zehn Minuten vor dem Ende: „Wenn die Zehlendorfer aufsteigen, werden sie in der Regionalliga wenig Freude haben.“ Es waren nach dem 4:1-Erfolg der „kleinen“ Hertha über den FC Mecklenburg Schwerin treffende Momentan-Formulierungen über die wechselhafte Vorstellung der Berliner am gestrigen Sonntag.

Die Zehlendorfer begannen furios, ganz so wie es man von einem Spitzenteam gegen ein siegloses Schlusslicht erwarten durfte. Schon nach vier Minuten fiel der Führungstreffer. Jonas Burda hatte sich auf der linken Seite durchgesetzt, seine Eingabe ließ Zulu Ernst geschickt auf „Maxi“ Obst abtropfen, der direkt flach ins rechte Eck verwandelte. Wenig später sahen die 172 Zuschauer bereits die Vorentscheidung. In einen kraftvollen Schuss von Abwehrspezialist Dennis Dombrowe aus rund 25 Metern hielt Ernst reaktionsschnell seinen Fuß hin, Schwerins Schlussmann Valtonen konnte dem Leder nur noch machtlos hinterherschauen (19.). „Das habe ich instinktiv gemacht, ich wollte ihn mit der Hacke ein bisschen abfälschen“, erklärte der Torschütze später. 

Der Druck der Berliner ließ nicht nach. Es war die Phase, von der Trainer Robert Schröder und Co-Trainer Timo Steinert hinterher übereinstimmend sagten, dass „wir da wirklich eine durchweg gute bis sehr gute Leistung geboten haben. Wir haben uns viele Möglichkeiten herausgespielt.“ So boten sich Ernst, der nach einem langen Ball von Lenny Stein frei dem Tor zustrebte aber rechts vorbei schoss (29.), und Kareem Frölich, der bei einer Eingabe von Oskar Praus zu sehr in Rücklage geriet und die Kugel drüber schoss (32.), weitere Gelegenheiten. Erneut Ernst war es dann vorbehalten, nach 37 Minuten mit dem 3:0 eine Vorlage Valentin Hennekes zu veredeln und den „Deckel drauf zu machen.“

Nach dem Wechsel verflachte die Partie sehr zum Unmut von Trainer Schröder, der sich mit seiner Analyse „Wir konnten nicht an die Leistung des ersten Abschnitts anknüpfen“ noch bewusst zurückhielt. Ein wenig deutlicher wurde sein Co-Trainer Steinert: „Leider war die zweite Halbzeit das komplette Gegenteil des ersten Abschnitts. Wir haben das Kollektiv aufgegeben, dafür haben wir uns viele Einzelaktionen verstrickt und viele Einzelentscheidungen getroffen. Wir haben uns dadurch das Leben selbst schwer gemacht und dann spielt man auch gegen den Tabellenletzten in der zweiten Hälfte nur 1:1.“

Eine Cami-Flanke köpfte Ernst über den Kasten (49.), eine Burda-Vorlage vergab Obst – das war es dann auch. Oftmals verzettelten sich die Zehlendorfer, ließen eine klare Linie vermissen, dazu liefen sie häufig ins abseits, wobei in einigen Situationen der Linienrichter vor der Berliner Trainerbank keine glückliche Figur abgab und eher den Augenblick der Ballannahme als das Abspiel bewertete. Einen wunderschönen Treffer von Einwechsler Tim Grabow gab es aber auch noch zu bestaunen. Er zimmerte mit äußerster Präzision eine Ernst-Ablage in den linken Winkel (82.) - genauer geht’s nicht. Den Schweriner Ehrentreffer durch Mamadou aus spitzem Winkel verdienten sich die Gäste für ihren nie nachlassenden Ehrgeiz (87.).

Man war nach der gestrigen Partie ein wenig hin- und hergerissen, wobei einem sofort zwei Sprichwörter in den Sinn kamen, und man rätselte, welches nun gilt: „Der erste Eindruck zählt!“ oder „Das Ende bleibt immer haften!“ Die Frage war schwer zu beantworten. Beim anschließenden Mannschaftsessen schien sich Letzteres durchzusetzen. Von einer ausgelassenen Stimmung eines (nun) Spitzenreiters war wenig zu spüren, was wiederum verdeutlicht, welche Ansprüche die Trainer aber auch das Team an sich selbst stellen. Zufriedenheit sieht wahrlich anders aus. Wer aber selbst einmal gekickt hat, wird auch feststellen, dass sich Fehler wie im zweiten Abschnitt angesichts eines klaren Vorsprungs gegen ein Schlusslicht immer wieder einschleichen können. Es darf nur nicht zu häufig geschehen, in diese Richtung ging die Kritik des Trainers. Am kommenden Wochenende sollten sich diese Probleme nicht stellen. Der CFC Hertha 06 hat schon eine andere Qualität, gilt trotz des (etwas) missglückten Starts immer noch als einer der ganz heißen Aufstiegsaspiranten. Aber das wissen auch die Zehlendorfer Akteure, für die Ernst stellvertretend sagte: „Heute hat uns in der zweiten Hälfte die Konsequenz gefehlt. Nächste Woche wird das ganz anders. Gegen Hertha 06 wird ein geiles Spiel.“ Das lassen wir einfach so stehen.

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