F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

14.10.2016 / 1. Herren

Merkwürdig aus Favoritensicht: Hoffen auf Pokalgesetz!

Vor dem Pokalspiel gegen Tasmania: Gedanken an vergangene Zeiten

Nein, das wird nicht funktionieren und die Spieler der „kleinen Hertha“ sollten erst gar keinen Gedanken daran verschwenden. Der Pokalmodus macht es schlicht unmöglich, und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. 

Ihre größten Erfolge, eine Berliner Meisterschaft, erreichten die Zehlendorfer in den vier Spielzeiten 1968/69, 1969/70, 1978/79 und, es dauerte eine ganze Weile, 2013/14. In drei dieser vier Meisterrennen (Ausnahme 1978/79) trafen sie auf den SV Tasmania, der früher noch Tasmania 1900 hieß. Gut, selbst von einem Team, das später den Titel erringen wird, kann man unmöglich verlangen, dass es dabei jede Partie gewinnt. Es wird im Verlaufe eines Jahres mal in eine Krise geraten, vielleicht sogar das eine oder andere Spiel verlieren. Aber dass es dann so heftig kommt wie im Frühjahr 1969? Über 11.000 (!) Zuschauer wurden im Neuköllner Stadion Zeugen einer Demontage, an deren Ende aus Zehlendorfer Sicht ein 1:5 stand. Die Ausnahme? Noch im selben Jahr, 3. Spieltag im September 1969, gerieten die inzwischen als Titelverteidiger angereisten Zehlendorfer erneut unter die Räder: 1:6 lautete diesmal das schlimme Ergebnis. Gestört hat es am Ende der Saison nur die Statistiker. Die Zehlendorfer verteidigten dennoch ihren Meistertitel, nahmen erneut an der Aufstiegsrunde zur Fußball-Bundesliga teil – und schlugen sich dort prächtig. Erst über 40 Jahre später wurde wieder eine Zehlendorfer Mannschaft Berliner Meister, wenn auch der Titel nicht mehr die Bedeutung ganz früher Jahre hatte. Wen wundert’s, dass erneut eine Mannschaft von Tasmania zum Stolperstein zu werden drohte. Die Zehlendorfer hatten sich gerade erst von ihrem Verfolger ein wenig abgesetzt, als eine Vorentscheidung zu ihren Gunsten am 27. Spieltag möglich schien. Doch man blieb sich der „lieb gewonnenen“ Tradition treu: Schon zur Halbzeit (0:4) war die Entscheidung gefallen, nach 90 bitteren Minuten hieß es erneut 1:6. Was Helmut Faeder, Hansi Hecker und René Robben gemeinsam haben? Nun, sie waren die Torschützen in jenen legendären Spielen, sie gingen mit ihren Teams unter und – sie triumphierten dennoch am Ende der Saison.

Ein ähnliches Resultat am 25. oder 26. Oktober würde allerdings das Aus aller Zehlendorfer Träume auf ein Weiterkommen im Pokal bedeuten. Eine Korrektur, wie im Verlauf einer Punktspielrunde, ist nicht mehr möglich - daher der Appell an die Spieler eingangs des Artikels. Sie sollten ihren Vorgängern nicht allzu sehr nacheifern. Das allein macht schon den Reiz des kommenden Duells aus. Wer jedoch glaubt, das alles wäre längst Geschichte, Vergangenes aus Opas Tagen, dem sei empfohlen, einen Blick auf den 31. Januar 2016 zu werfen: Die Zehlendorfer, frischgebackener Herbstmeister der Oberliga Nordost trafen, wenn auch nur in einem Freundschaftsspiel, auf den SV Tasmania. Resultat? 0:6 aus der Perspektive des Oberligisten. Es verbietet sich also von selbst, den Berlin-Ligisten zu unterschätzen. Hoffen darf man da eher schon auf eines, auch wenn es aus Favoritensicht etwas merkwürdig klingt:

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.

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