F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

06.04.2015 / 1. Herren

Marc Zellner schießt Zehlendorf aus dem Tief

Eine Nachbetrachtung

Marc Zellner

Marc Zellner mit lupenreinen Hattrick

Beeindruckender 5:0 Erfolg über Neubrandenburg – Nun geht’s nach Schöneiche

Hinterher sagte jemand: „Neubrandenburg hat aber eine wirklich schwache Leistung abgeliefert.“ Mag sein! Doch den Zehlendorfern zu attestieren, sie hätten am Gründonnerstagabend nur gewonnen, weil der Gegner keine Gegenwehr geleistet hat, greift viel zu kurz. Sie erlaubten ihrem Kontrahenten einfach keinen Zugriff auf die Partie – und das von der ersten Minute an. In dieser Form kann die „kleine Hertha“ auch stärkeren Teams Ärger bereiten. Wäre nur nicht ihre Unbeständigkeit.

  • Der Mann des Spiels war schnell ausgemacht: Marc Zellner. Der in den Vorwochen vom Glück schier verlassene Torjäger entschied mit seinem lupenreinen Hattrick die Begegnung noch vor dem Wechsel und bescherte den Zehlendorfern ein ungewohntes Pausengefühl. Nach seinen Treffern drei bis fünf verriet er hinterher gelöst, welchen Druck er sich selbst gemacht hatte: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Es war einfach mal an der Zeit und für mich eine große Erleichterung." Die Zehlendorfer können einen zielsicheren Angreifer gerade in nächster Zeit gut gebrauchen.
  • Ein Herummäkeln nach einem deutlichen und zu jeder Zeit verdienten Sieg verbietet sich eigentlich von selbst, hätten die Herthaner nicht auch in dieser Partie ihre Schwäche bei der Chancenverwertung offenbart. Trotz eines 5:0-Erfolges! Bei nur halbwegs sicherer Verwertung ihrer zahlreichen großen Möglichkeiten, hätten die Neubrandenburger auch zweistellig unter die Räder geraten können. Sie hätten sich nicht einmal beschweren dürfen. Gegen Mannschaften, die den Zehlendorfern nicht so große Räume bieten, kann sich diese Großzügigkeit noch bitter rächen. Aber wie die Berliner sich die Torchancen erspielten, zeigte gleichzeitig, welch spielerisches Potenzial in ihnen schlummert. Das beeindruckte vor Ostern.
  • Beste Funktion wies an diesem Abend die gesamte Berliner Deckung nach. Keine Selbstverständlichkeit nach den letzten Spielen. Sinnbildlich stand dafür Abwehrhüne Robert Lorenz: „Es lief nicht besonders bei uns hinten – auch bei mir nicht. Heute standen wir aber wesentlich kompakter.“ Nun kann man einwerfen, dass angesichts der harmlosen Neubrandenburger ein echter Test noch aussteht. Doch Selbstvertrauen gibt ein „zu Null“ immer und den Zehlendorfern anzukreiden, dass sie nicht gefordert wurden, geht wirklich zu weit. Man kann es auch so sehen: Sie haben einfach nicht erst Gefahrenherde entstehen lassen. Dazu bei trug auch die Stabilität auf der Sechser-Position: Darius Niroumand und insbesondere Maximilian Obst erstickten so manches aufziehende Unheil bereits im Keim.
  • Trainer Markus Schatte zeigte sich in der Pressekonferenz im Bistro-03 erfreut über die Leistungssteigerung und Reaktion der gesamten Mannschaft, insbesondere aber über die drei Treffer von Marc Zellner, dem er über Wochen sein Vertrauen geschenkt hat (Schatte: „Weil ich von Marc überzeugt bin!“). Davon beinahe unbemerkt hat Cüneyt Top seinen ersten Saisontreffer beigesteuert („Ich freue mich sehr über mein erstes Tor, aber mehr noch für die Mannschaft und den Trainer!“). So hat Schatte seit kurzem nicht nur im Offensivbereich eine weitere Alternative. Mit Arber Shuleta, Egzon Ismaili, Su Min Kim, Sven Aagard, Pelle Klötzing und Lukas Binting war die Ersatzbank qualitativ bestückt, wie seit der Hinrunde nicht. Und Kapitän Erdal Özdal befindet sich seit einer Woche im Training. Das kann in den nächsten Wochen noch ein Faktor werden. Wichtig in diesem Zusammenhang: Im Gegensatz zum „Kartenfestival“ von Rostock, blieben die Zehlendorfer von weiteren gelben Karten verschont.
  • Was weiter auffällig war: „Man hat deutlich gesehen, dass wir im Vergleich zu der Partie in Rostock viel frischer agiert haben“, gab der an diesem Abend überragende Maximilian Obst seinen Eindruck der 90 Minuten wieder. Auch Wirbelwind Niclas Warwel war von den Neubrandenburgern kaum zu fassen. Können die Zehlendorfer diese Frische konservieren, muss ihnen vor den anstehenden richtungsweisenden Partien nicht Bange sein.
  • Es gelang eine eindrucksvolle Rehabilitierung für den schwachen Auftritt in Rostock. Kommenden Samstag geht die Reise nach Schöneiche. Die Devise im Abstiegskampf bleibt die gleiche: Gegen die Konkurrenz von unten zählen die Punkte doppelt. Von daher gilt: Der Erfolg gegen Neubrandenburg wird erst vergoldet, bringen die Herthaner auch aus Schöneiche Zählbares mit nach Hause.

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