F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

06.11.2022 / 1. Herren

„Kleine“ Hertha musste Schwerstarbeit verrichten

Zehlendorfer nach 2:1-Erfolg bei TuS Makkabi wieder Spitzenreiter / Grabow und Stiller trafen

 

Am Ende der kräftezehrenden 94 Minuten rissen elf strahlende Zehlendorfer ihre Arme nach oben, anschließend tanzten sie im Kreis und feierten die Rückeroberung der Tabellenspitze. Kurz zuvor hatten sie alle ihre Reserven mobilisieren müssen, um dem Ansturm des starken Tabellenvierten TuS Makkabi standzuhalten und ihren 2:1-Erfolg ins Ziel zu retten. Dabei hatten sie einen Start nach Maß erwischt.

Die Trainingswoche war aus Zehlendorfer Sicht alle andere als optimal verlaufen. Zu der scheinbar endlosen Verletztenliste gesellten sich noch die erkälteten Zulu Ernst und Igli Cami hinzu. Ausgerechnet! Mit Ernst der Torjäger, mit Cami (immerhin auf der Bank) einer der zuletzt formstärksten Spieler. So rückte erstmals David Kinner in die Startaufstellung, Tim Grabow ersetzte Ernst, was sich nicht als die schlechteste Lösung erweisen sollte.

Exakt 42 Sekunden waren gespielt als der Ball über Kapitän Lenny Stein (per Kopf) und Kareem Frölich in die Gasse zu Grabow gelangte, der sich einen Tag nach seinem Geburtstag mit der 1:0-Führung selbst das schönste Geschenk machte – flach und platziert traf er ins linke Eck. „Das frühe 1:0 spielte uns natürlich in die Karten, aber dafür müssen wir uns nicht entschuldigen“, erklärte Trainer Robert Schröder nach dem Schlusspfiff. 

Nach etwa einer Viertelstunde ergriffen die Gastgeber die Initiative. Lopes de Oliveira (15.) und Ceesay (16.) sorgten das erste Mal für Gefahr vor dem Zehlendorfer Gehäuse, indem Jasper Kühn erneut eine tadellose Leistung bot. Ab der 30. Minute häuften sich die Ballverluste der Schröder-Schützlinge, die Kontrolle ging verloren, Makkabi wurde spielbestimmend, ohne sich jedoch weitere Möglichkeiten zu erspielen. Kurz vor der Pause gab die „kleine“ Hertha noch einmal Lebenszeichen ab: Erst drosch Kinner nach einer Ablage von Stiller die Kugel über den Kasten des Ex-Zehlendorfers Samake (39.), später bediente Grabow Valentin Henneke, dessen Schuss hängenblieb, den Nachschuss vergab Stiller (45.+1) „In der ersten Halbzeit haben wir spielerisch nicht ganz so mutig gespielt, wie ich mir das gerne gewünscht hätte“, kritisierte Schröder. 

Nach der Pause lief es zuerst besser, der Start erinnerte an den ersten Abschnitt. Früh gelang das 0:2: Eine präzise Flanke von Dennis Dombrowe köpfte Stiller unhaltbar für Samake an den Innenpfosten (51.). Wenig später hätte die endgültige Entscheidung fallen können, doch Frölich scheiterte am Makkabi-Schlussmann (53.). „In der zweiten Hälfte sind wir gut aus der Pause gekommen und haben es fußballerisch etwas besser gelöst, aber trotzdem noch zu hektisch“, analysierte Schröder. Was folgte, beschrieb Zehlendorfs Jonas Burda am besten: „Es war ein absolutes Kampfspiel mit viel Laufarbeit. Wir mussten alles reinhauen und wirklich viel hinterherlaufen.“ Tatsächlich drängte Makkabi die „kleine“ Hertha an den eigenen Strafraum, von links und rechts flogen die Flanken in Kühns Strafraum, doch Stein (überragend!) und Louis-Nathan Stüwe gewannen ihre Zweikämpfe und räumten in der Luft alles ab. Auch der Rest musste Schwerstarbeit in der Defensive verrichten. Schröder war trotzdem zufrieden und gab die Erklärung gleich dazu: „Ich denke, dass Makkabi die spielstärkste Mannschaft ist, die wir in dieser Liga haben. Wir haben ihnen kaum Räume geboten.“ Seinem Trainer stimmte Kapitän Lenny Stein zu: „Der Gegner hat sehr gut gespielt, den Ball laufen lassen und es uns äußerst schwer gemacht. Wir hatten wenig Ballbesitz und hätten nach vorne den Ball einige Male besser halten oder uns konzentrieren müssen, aber wir haben ihnen wenig Räume gegeben und dadurch auch nicht viel zugelassen.“ So sah es auch Stiller: „Wir mussten heute fast das ganze Spiel über leiden, haben aber alles gut verteidigt. Nach vorn waren wir dafür dieses Mal sehr effektiv. Wir mussten heute viel laufen, da ist es dann schwer, wenn die Kräfte nachlassen, die Konzentration bei Ballbesitz zu haben.“ 

So war es fast schon symptomatisch, dass ein Strafstoß für Makkabi herhalten musste, an dem es aus unserer Sicht nichts zu bemängeln gab. Lopes de Oliveira behielt die Nerven, ließ Kühn keine Chance und verwandelte den Foulelfmeter zum 1:2 (81.). Mehr aber ließen die Zehlendorfer nicht mehr zu.

Schröder war hochzufrieden: „In der Balleroberungsphase war es das beste, was wir in dieser Saison gespielt haben.“ Dass sein Team die letzte halbe Stunde unter Dauerdruck stand „trübt aber nicht über die Leistung hinweg, wenn man sieht, welche Herausforderungen wir diese Woche mit Krankheiten und Ausfällen hatten, dann war das heute überragend“, gab Schröder auch einen Eindruck über die (Ausfall-)Probleme, die das Team seit Saisonbeginn begleiten. Stein sprach seiner Mannschaft ein Kompliment aus: „.Sie hat sehr diszipliniert und sehr reif gespielt. Alle sind ans Limit gegangen.“ Tatsächlich hat man spielerisch schon stärkere Auftritte gesehen, doch waren an diesem frühen Nachmittag (gegen einen spielstarken Kontrahenten) andere Qualitäten gefragt. Daher kann man Stein nur hundertprozentig zustimmen, ging doch jeder Akteur bis an die Schmerzgrenze. Findet die „kleine“ Hertha auch zukünftig immer die richtige Mischung (spielerisch, kämpferisch) passend zu ihrem Gegner, muss die (erneute) Tabellenführung keine Eintagsfliege bleiben. 

 

TuS Makkabi - FC Hertha 03 1:2 (0:1)

Hertha 03: Kühn; Stüwe, Dombrowe, Stein; Burda, Henneke (87. Ott), Razeek (66. Ndubueze), Kinner (74. Cami), Stiller; Grabow (87. Rupp), Frölich (66. Praus)

Die Tore: 0:1 Grabow (1.), 0:2 Stiller (51.), 1:2 Lopes de Oliveira (81., Foulelfmeter)

Zuschauer: 245

Gelbe Karten: Razeek, Dombrowe, Burda, Grabow, Rupp

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