F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

20.08.2022 / 1. Herren

„Kampf, Einsatzbereitschaft und Wille“

„Kleine“ Hertha bezwingt Mahlsdorf 2:0 – Nun auch noch Rupp verletzt 

Der Zehlendorfer Saisonstart erinnert frappierend an den Auftakt des Vorjahres. Nach dem gestrigen 2:0-Heimerfolg im Berliner Derby gegen Eintracht Mahlsdorf weist die „kleine“ Hertha weiterhin eine weiße Weste auf: 7:0 Tore, 9 Punkte. „Der dritte Sieg in Folge, das hätte man nicht unbedingt so erwartet. Wir haben damit diejenigen, die an uns gezweifelt haben, erst mal stumm gemacht“, gab Stürmer Tim Grabow nach Spielende seine Gefühlslage wieder. In der Tat waren vor Saisonbeginn im Umfeld Zweifel zu spüren, auch angesichts der schwierigen weil kurzen Vorbereitungszeit. 

Die bemerkenswerteste Personalie bot sich vor Spielbeginn beim Einlaufen der Mannschaften auf einer sensiblen Position: Der erst 19-jährige Jasper Kühn löste Paul Büchel im Tor ab. Doch während die Zuschauer überrascht waren, gaben sich die Beteiligten gelassen: „Wir hatten das vor der Saison so besprochen, da der Trainer Paul (Büchel) und mir eine Chance geben wollte, uns zu zeigen. Paul sollte die ersten zwei Spiele bestreiten, dann ich zwei Partien. Anschließend wird entschieden, wo für die Mannschaft mehr Sicherheit ist“, erklärte Kühn.

Die erste Hälfte bot wenig erbauliches. Im Gegenteil: Schon nach 13 Minuten war Zehlendorfs Trainer Robert Schröder gezwungen, einen Wechsel vorzunehmen. Der zuletzt so treffsichere Jason Rupp musste verletzungsbedingt ausscheiden, Cenker Yoldas rückte für ihn ins Team. Nach der schweren Verletzung von Carl Hopprich in der Vorwoche nun schon der zweite (womöglich) längerfristige Ausfall. 

Ein Schlenzer von Zulu Ernst, der Mahlsdorfs Schlussmann Niklas Seifarth vor keine Problem stellte (24.), ein Distanzschuss Yoldas (25.) - das war's aus Zehlendorfer Sicht. Die erste große Möglichkeit hatten die Gäste: Nach einer Ecke traf Niklas Thiel den Ball nicht voll, dennoch prallte die Kugel gefährlich an den linken Innenpfosten (38.). Glück für die „kleine“ Hertha. Im Gegenzug behauptete „Maxi“ Obst beim Sprint Richtung gegnerisches Gehäuse die Kugel, scheiterte aber am herausstürzenden Seifarth. 

Zum ersten Mal in der noch jungen Spielzeit lagen die Gastgeber zur Pause nicht in Führung. Es schien sich abzuzeichnen, dass Geduld gefragt sein würde. „Mahlsdorf hat es uns im ersten Abschnitt sehr schwer gemacht. Sie waren sehr sicher am Ball“, gab Team-Manager „Zippo“ Zimmer seine Eindrücke zur Pause wieder. Auch Trainer Schröder war zum Seitenwechsel nicht zufrieden: „Die erste Halbzeit war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Wir haben die Räume nicht gefunden und auch – ganz entscheidend - viele Zweikämpfe verloren.“ Nach der Pause sollte es besser werden.

Die Zehlendorfer erhöhten sofort die Schlagzahl: „Mehr Kampf, Einsatzbereitschaft und Willen“, wie Zimmer später feststellte. So war der Führungstreffer schon nicht mehr unverdient. Nach einer Ecke Yoldas von der linken Seite, schraubte sich Louis-Nathan Stüwe in die Höhe und köpfte auf den hinteren Pfosten. Auf der Linie konnte Fabian Fritsche die Kugel zwar per Kopf noch klären, doch gegen den Nachschuss von Lenny Stein zum 1:0 waren die Mahlsdorfer machtlos (58.). 

In der Folge boten sich den Gastgeber die Räume, die ihrem Spiel entgegenkommen. „Die zweite Halbzeit war klar besser, wir sind zu vielen Abschlüssen gekommen, hatten gute Aktionen auf den Flügeln, daher geht der Sieg für mich absolut in Ordnung“, bilanzierte Schröder nach den 90 Minuten. Dennoch musste bis zur 84. Minute gebangt werden. Ausgehend von einem langen Ball David Kinners, kam Grabow an den Ball, profitierte dabei vom beherzten Einsatz des eingewechselten Kareem Frölich, und bewies aus rund 18 Metern die Nerven – 2:0.

„Wir hatten das Spiel gut im Griff. Nach Jasons (Rupp) Verletzung hat es kurz gewackelt, aber wir haben schnell wieder zur Ordnung gefunden. Wir waren deutlich besser und haben verdient gewonnen. Darauf können wir aufbauen“, war Ernst optimistisch was die Zukunft angeht. Doch Grabow warnte zugleich: “Das heißt aber trotzdem noch nichts, denn wir haben noch eine lange Saison vor uns.“ Auf was sich die Zehlendorfer verlassen können, schob er aber gleich noch hinterher: „Wir haben eine super Moral in der Truppe, vielleicht sogar besser als im letzten Jahr.“ Auch scheint sich anzubahnen, dass die „kleine“ Hertha auch in der neuen Spielzeit eine ähnliche (wenn nicht sogar bessere) Stabilität in den hinteren Reihen besitzt wie im vergangenen Jahr. Oskar Praus, der als Junior spielt, als hätte er immer schon zur Mannschaft gehört, der dynamische Jonas Burda, der technisch beschlagene Eric Stiller, dazu die Felsen in der Brandung Stein und Stüwe. Auf der Torhüterposition aber scheint Schröder nun die Qual der Wahl zu haben – es gibt schlimmeres für einen Trainer. Kühn strahlte jedenfalls nach der Partie: „Ich wollte unbedingt zu Null spielen. Mein erstes Spiel, dann unter Flutlicht an einem Freitagabend. Geil! Meine Familie war da, Freunde sind gekommen. Und dann noch nach so einem hitzigen Spiel zu gewinnen ist traumhaft.“ Bemerkenswert: Auch Büchel freute sich mit seinen Kameraden, als hätte er selbst im Tor gestanden. Grabows Worte („Wir haben eine super Moral“) scheinen vielleicht keine so abgedroschene Phrase, wie man im ersten Moment annehmen könnte.

Am kommenden Wochenende wartet mit dem Spitzenreiter die bisher wohl schwerste Aufgabe. Die U23 des FC Hansa Rostock scheint die Favoritenrolle, die dem Team zugeschoben wurde, zu bestätigen. Können die Zehlendorfer dort etwas Zählbares mitnehmen, scheint der Verbleib im Vorderfeld auf längere Zeit gesichert. Auf eines kann man am Siebenendenweg aber gut verzichten: Die Verletzungsmisere aus der letzten Saison scheint seine Fortsetzung zu finden. Siren, Quanz, Razeek, Ott, Biolik, Dombrowe, Hopprich und nun Rupp – viel mehr darf nicht mehr passieren. Bisher ist das Team jedoch mit allen (personellen) Rückschläge gut zurechtgekommen.

 

Hertha 03: Kühn; Stein, Stüwe, Praus; Cami, Burda, Henneke (77. Frölich), Langhammer (67. Grabow), Obst (67. Stiller); Ernst (77. Kinner), Rupp (13. Yoldas)

Die Tore: 1:0 Stein (58.), 2:0 Grabow (84.)

Zuschauer: 165

Gelbe Karten: Burda, Yoldas, Henneke

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