F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

13.01.2017 / 1. Herren

Interview mit neuem Trainergespann

Alex Arsovic und Robert Pocrnic im Gespräch mit Oliver Kellner

Alex, im Sommer standest Du für ein Interview zur Verfügung, in dem es um die laufende Regionalliga-Saison der B-Junioren ging. Nun musst Du Rede und Antwort stehen, weil Du für die Erste Männermannschaft die Verantwortung trägst. Hättest Du Dir im Sommer überhaupt vorstellen können, so schnell den nächsten Schritt zu machen?

Alex: Das hätte ich mir natürlich so schnell nicht vorstellen können. Andererseits bin ich schon so lange im Fußball dabei, um zu wissen, dass es ganz schnell gehen kann. Sowohl nach oben als auch nach unten. Fakt ist, dass ich Fußball lebe und immer alles gebe. Als Trainer gehe ich auch über die Grenzen, was bei mir als Spieler nicht immer der Fall war. Ich fühle mich auf jeden Fall geehrt, dass man mir diese Aufgabe übertragen hat.

Schmerzt es auch ein wenig, die B-Junioren, die nach einem etwas holprigen Start zuletzt mit Dir sehr erfolgreich waren, zu verlassen?

Alex: Ohne meine U-17 und meine Spieler, die absolut hinter mir standen, wäre es gar nicht so gekommen. Ein holpriger Start ist im Jugendbereich nichts ungewöhnliches, wenn eine Mannschaft neu zusammengestellt wird. In dem Fall war es so, denn wir hatten 24 neue Spieler, die vorher nie gemeinsam Fußball gespielt haben. Wir haben eine gute Halbserie gespielt, und dafür bin ich den Spielern auch sehr dankbar. Ohne meine Jungs würde ich jetzt nicht hier sitzen. 

Was wird Eure dringlichste Aufgabe sein? Seht ihr sie, angesichts des großen Rückstandes auf die Tabellenspitze, eher in der Entwicklung der vielen jungen Spieler als Vorbereitung auf die nächste Spielzeit – auch auf die Gefahr hin, vielleicht das eine oder andere Spiel dadurch zu verlieren - oder wollt ihr mit dem Team noch in dieser Saison etwas erreichen? 

Robert: Ich glaube, wir riskieren gar nichts, wenn wir junge Spieler einsetzen, denn wir sind von jedem Spieler überzeugt. Ich habe mir viele Spiele der Männer in der Hinrunde angeschaut, habe aber auch unsere Junioren in der Regionalliga beobachtet. Wir sehen die Rückrunde eher als Anlauf, um die Mannschaft näher kennenzulernen, damit man anschließend mit einem gewissen Elan gleich in die nächste Saison startet. Die jungen Spieler sollen sich in der Rückrunde noch die Hörner abstoßen, damit sie mit einer Selbstverständlichkeit in die kommende Saison gehen und auch sagen können „Mensch, ich habe ja schon ein Jahr Oberliga gespielt“

Alex: Trotzdem wollen wir natürlich jedes Spiel gewinnen. Aber es stimmt schon: Oberstes Ziel ist es, junge Spieler an gehobenes Niveau heranzuführen. Die Leute, die uns kennen, wissen, dass wir absolut auf junge Spieler bauen. Ich habe im letzten Pokalfinale beispielsweise einen 14-jährigen spielen lassen, der aus der C-Jugend kam, weil er einfach seine Leistung gebracht hat. Wer es verdient wird spielen, das ist ganz wichtig. 

Von Präsident Kamyar Niroumand wurde ein 3-Jahresplan verkündet. In diesem Zeitraum soll dem Team der Aufstieg in die Regionalliga gelingen. Hat man mit euch diesbezüglich gesprochen und deckt sich das mit euren Zielen? Die Regionalliga wäre ja sicher mit einem höheren zeitlichen Aufwand verbunden. Hättet ihr überhaupt die Zeit dafür? 

Alex: Wir sind da sehr variabel, wir könnten auch mal vormittags trainieren. Das wäre für uns beide machbar. Der Verein hat ehrgeizige Ziele, die man uns natürlich auch vorgestellt hat. Wir wären auch falsch am Platz, wenn wir keine ehrgeizigen Ziele verfolgen würden. Es wäre für uns ansonsten auch nicht interessant gewesen, ein sportlicher Reiz muss schon da sein. Es ist wichtig, dass wir beide noch sehr hungrig auf Fußball und Erfolge sind. 

Robert: Erzwingen kann man den Erfolg natürlich nicht, aber wir werden versuchen, alles zu beeinflussen, was wir beeinflussen können. Den Platz, den Gegner, den Schiedsrichter – das sind alles Faktoren, die wir nicht steuern können, aber wir werden unsere Hausaufgaben so machen, dass wir nicht davon abhängig sind. Auch wenn viele sagen, dass es nicht möglich ist, aber wir werden 150% investieren an Zeit und Engagement, und dann werden wir schauen, was dabei herauskommt. 

Euer Ehrgeizg scheint groß zu sein. Werdet ihr auch andere Teams beobachten?

Robert: Ich weiß zum Beispiel, dass ich am Samstag, den 18. Februar um 10:00 Uhr im Auto sitzen werde, um nach Schwerin zu fahren (FC Mecklenburg Schwerin – GW Brieselang), weil wir schon einen Tag vorher spielen und am darauffolgenden Wochenende auf Schwerin treffen. Ich glaube, es wäre auch fahrlässig, sich in der Oberliga die nächsten Gegner nicht anzuschauen. 

Ihr habt häufig bei den Spielen der Männermannschaft zugeschaut, habt also schon einen sehr detaillierten Eindruck vom Team. Konntet ihr schon erkennen, woran ihr arbeiten werdet bzw. welche Punkte ihr verbessern wollt? 

Alex: Wir haben so viele Spiele gesehen, dass wir schon sagen können, dass wir die Mannschaft gut kennen. Den einen oder anderen Spieler kenne ich ja noch aus meiner gemeinsamen Zeit mit David Krecidlo aus der U-19. Für uns wird wichtig sein, dass wir in der Defensive eine Stabilität haben. Ich gewinne lieber 1:0 als 4:2. Wir sind da beide sehr defensiv geprägt. 

Robert: Das hört sich jetzt im ersten Moment so an, als wollten wir nur defensiv spielen. So ist es ja nicht. Wir wollen nur, dass jeder Spieler nach der Partie mit einem guten Gefühl vom Platz geht. Ein Beispiel: Ein Stürmer macht seine Tore, wir führen 3:0. Anschließend macht der offensive Spieler vielleicht nicht mehr den Schritt in der Defensivbewegung zum Ball. Hinten kassieren wir dadurch ein Tor, weil vorne einer nicht den Schritt gemacht hat – was aber menschlich ist. Aber der Innenverteidiger oder der Torwart gehen nicht mit einem guten Gefühl nach Hause, weil sie nicht zu Null gespielt haben. Wir wollenn einfach als Kollektiv auftreten und der Stürmer muss wissen, dass er auch seine Tore macht, weil wir hinten so gut gestanden haben. Fragt doch mal Faton (Ademi) wie es ist, wenn man ein Tor kassiert hat und im Rückstand liegt. Wie verändern sich dann die Räume vorne für den Stürmer!? Woran wir arbeiten wollen, ist die Geduld der Spieler. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, und junge Spieler sind sehr ungeduldig. Das wird sicherlich ein Punkt sein, dass wir geduldiger werden müssen. 

Alex, Du hast mit Robert Pocrnic einen neuen Co-Trainer an Deiner Seite. War es Dein Wunsch, mit ihm zusammen zu arbeiten oder wie fiel die Wahl auf ihn?

Alex: Wir kennen uns schon länger und sehr, sehr gut, und es war mein Wunsch, mit ihm zusammen zu arbeiten. Ich glaube, das beruht auch auf Gegenseitigkeit, aber es war eine Idee von Kamy (Niroumand, Präsident).

Robert: Ich denke, es gibt schlechtere Konstellationen. Es herrscht eine unglaubliche Loyalität zueinander, das ist ganz wichtig. Alex weiß, dass er sich zu 100% auf mich verlassen kann und umgekehrt ist es genauso. 

Neu im Funktionsteam ist auch Anton Kreß als Videoanalyst. Was versprecht ihr euch von ihm und seinem Tätigkeitsfeld?

Alex: Ich habe mit Anton seit anderthalb Jahren die U-17 betreut. Er arbeitet in einer Firma, die sich mit Fußball-Daten-Auswertung befasst und wird daher Spiele für uns aufnehmen, wichtige Szenen herausschneiden und zur gemeinsamen Analyse mit den Spielern vorbereiten. Er ist auf jeden Fall eine Bereicherung. 

Am Sonntag reist ihr als Titelverteidiger zum Regio-Cup in die Max-Schmeling-Halle. Seid ihr schon ehrgeizig, den Cup erneut zu holen oder steht eher der Spaß im Vordergrund?

Alex: Ich denke beides. Man spielt kein Turnier, um vorzeitig auszuscheiden oder einen fünften Platz zu belegen. Der Regio-Cup hat seinen Reiz und dabei wollen wir unseren Spaß vor einer hoffentlich tollen Kulisse haben.

Unsere Partner