F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

02.09.2023 / 1. Herren

„Im Stil einer Spitzenmannschaft“

„Kleine“ Hertha siegt 5:0 im Spitzenspiel beim Rostocker FC – Didoss trifft doppelt

Die Bilanz der „kleinen“ Hertha beim Rostocker FC ließ im Vorfeld auf kein erfreuliches Wochenende für Zehlendorfs Fußballer schließen. 0:2 und 0:4 hieß es bisher nach ernüchternden Auftritten an der Küste und selbst das Heimspiel in der vergangenen Saison ging mit 1:2 verloren. Doch die Lautstärke der Musik auf der Heimfahrt nach Berlin ließ erahnen, dass es dieses Mal anders gelaufen sein muss. Beim Verlassen der Sportanlage prangte ein in der Höhe sensationell anmutendes 0:5 für die Berliner Gäste. Die Zehlendorfer setzten damit ein Ausrufezeichen und behaupteten erfolgreich die Tabellenführung.

Die Fahrt nach Rostock traten die Berliner ersatzgeschwächt an. So fehlte bei bestem Fußballwetter nicht nur Trainer Robert Schröder wegen der Einschulung seines Kindes, sondern auch die in den letzten Wochen so positiv auffallenden Millgramm-Zwillinge sowie Innenverteidiger Oskar Praus. Doch die Zehlendorfer begannen unbeeindruckt der Ausfälle mit aggressivem Pressing und hoher Balleroberung. Eine Kopie des 2:1-Führungstreffers der letzten Woche gegen Stahnsdorf durch Serhat Polats Heber hätte frühzeitig das 1:0 bedeuten können, aber Rostocks Schlussmann Schneider ahnte Polats erneutes Vorhaben und erreichte mit einer Hand den Lupfer aus 13 Metern (6.). 

Drei Minuten später hieß es dann doch 0:1. Torschütze? Natürlich Polat! Furkan Yildirims maßgenaue Flanke köpfte Polat quer in der Luft liegend ins linke Eck (9.). Die Zehlendorfer ließen gut den Ball laufen, waren hellwach in den Zweikämpfen und eroberten viele Bälle schon in der gegnerischen Hälfte. Nach etwa 30 Minuten ließ der Druck nach, kamen die Rostocker besser ins Spiel. Das erste (und im ersten Abschnitt einzige) Achtungszeichen setzte Schah Sedi, Jasper Kühn musste sich schon ordentlich strecken, um die Kugel noch aus dem Winkel zu fischen (28.). Frank Zille fand, dass „wir nach dem 1:0 energischer hätten nachlegen müssen.“ Ähnlich sah es 1:0-Torschütze Polat: „Nach dem 1:0 hatten wir das Gefühl, dass wir schnell das 2:0 und 3:0 nachlegen, stattdessen kam ein Bruch ins Spiel. Zwischen der 30. und 60. Minute haben wir etwas geschwächelt, später haben wir die Räume gut genutzt.“ 

Doch nach dem Wechsel wurden zunächst die Gastgeber stärker, Chancen aber hatte die Berliner durch Yildirims Kopfball nach Sören Zeidlers Flanke (48.) und George Didoss, der nach Pass von Polat zu überhastet abschloss (50.). Sein ganzes Können musste Kühn erneut bei einem Distanzschuss von Scharf beweisen, aus dem linken unteren Eck lenkte er das Leder zur Seite (60.). Dann begannen jene gut 20 Minuten, in denen die Berliner wie aus einem Guss spielten, die Rostocker nicht mehr viel entgegenzusetzen hatten. Zunächst bediente (wieder!) Polat den eingewechselten Ismail Ceesay, der mit seinem ersten Treffer für die „kleine“ Hertha für die Vorentscheidung sorgte: 0:2 (68.). Arthur Langhammer (69.), Didoss (72.) und Polat versäumten es, sofort nachzulegen, bis es in den Schlussminuten turbulent wurde. „Da haben wir es im Stil einer Spitzenmannschaft zu Ende gespielt“ fand Sven Reimann die passenden Worte. Den Torreigen eröffnete Didoss nach Pass von Reimann, wobei der Torschütze mehrere Gegenspieler im Strafraum stehen ließ und den Ball an Schneider vorbei schlenzte (82.). Dem 0:4 durch Jonas Hartls Premierentor in seinem ersten Oberliga-Spiel ging eine kuriose Szene voraus. Polat hatte im Dribbling mehrere Gegenspieler genarrt, mehrfach die Kugel verloren, wieder zurückerobert, zwischendurch auf dem Hosenboden gesessen, um dann den Ball für Hartl vorzulegen (85.), der zum 4:0 traf. In einem vereinseigenen Jahresrückblick dürfte diese Aktion nicht fehlen. Den 5:0-Schlusspunkt setzte wieder Didoss nach feiner Vorarbeit von Hartl, der sich großartig einfügte. Etwas unter ging im Torwirbel, dass die Zehlendorfer das erste Mal ohne Gegentreffer geblieben waren. „Geil, zu Null. Endlich haben wir uns hinten mal belohnt, die Viererkette inklusive Torwart. In den letzten Spielen haben wir zum Teil unglückliche Tore kassiert“ strahlte Schlussmann Kühn.

Trainer Timo Steinert war nachher rundum zufrieden: „Wir haben gut ins Spiel reingefunden, sind prima angelaufen, waren aggressiv und hatten gute Umschaltmomente. Die Führung war daher verdient. Nach 25 Minuten verlieren wir etwas die Kontrolle, waren nicht griffig und gallig genug. Da haben wir uns zu sehr darauf verlassen, dass der Nebenmann das schon machen wird. Nach der Pause war es zunächst ein ausgeglichenes Spiel, am Ende haben wir es endlich einmal geschafft, die Konter vernünftig zu Ende zu spielen. Wenn man fünf Tore in Rostock schießt, die bestimmt wieder eine gute Rolle in der Oberliga spielen werden, war das ein guter Start in die nächste Woche mit zwei Spielen.“

Nach dieser Partie verbietet es sich angesichts der geschlossenen Teamleistung (eigentlich) einzelne Spieler hervorzuheben, doch stachen Polat, Didoss, Lenny Stein und Torhüter Kühn dennoch etwas heraus. Wie aber der Ball bei allen (!) teilweise wie am Schnürchen lief, beeindruckte selbst die Gastgeber. Im Vergleich zur Vorsaison gelingt es bisher den Schröder-Schützlingen, die an diesem Sonnabend eigentlich Timo-Steinert-Schützlinge waren, kleine Schwächephasen wie kurz vor und nach dem Wechsel zu überstehen. Gegen Ende zeigte man das Bild eines würdigen Spitzenreiters. Bleibt das Team hungrig und lässt keinen Schlendrian zu, lohnt sich ein Besuch am Siebenendenweg. Wie weit der Weg führt, darüber geben vielleicht schon die nächsten Wochen mit vier Berliner Derbys in Folge Aufschluss. Zunächst folgt aber am kommenden Wochenende ein Doppelpack: Am Freitag geht es im Freundschaftsspiel gegen den Zweitligisten Hertha BSC (18:30 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion), am Sonntag folgt die 2. Pokalrunde. Gegner ist auswärts um 12:00 Uhr Lok Schöneweide. 

Rostocker FC – FC Hertha 03 0:5 (0:1)

FC Hertha 03: Kühn; Yoldas, Stein, Enke, Zeidler (72.Burda); Yildirim (80. Hartl), Reimann, Ihbe (62. Langhammer), Polat, Didoss; Zille (62. Ceesay)

z.Z.: 110

TORE: 0:1 Polat (8.), 0:2 Ceesay (67.), 0:3 Didoss (82.), 0:4 Hartl (85.), 0:5 Didoss (88.)

GELBE KARTEN: Yoldas, Zeidler, Didoss, Langhammer, Reimann

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