F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

14.03.2016 / 1. Herren

Hinz als "Vater" des Sieges

Schattes glückliches Händchen / Kommende Gegner: Chance & Gefahr

Die Extreme vorweg. Murat Tik, Charlottenburgs tief enttäuschter Trainer, wünschte zum Abschluss der Pressekonferenz seinem Zehlendorfer Widerpart Markus Schatte „alles Gute auf dem Weg in die Regionalliga.“ Dieser widerum war mit der Leistung seiner Mannen, insbesondere in der ersten, aber auch zu Beginn der zweiten Halbzeit überhaupt nicht einverstanden, und begründete damit seinen Doppelwechsel zur Pause: „Wir mussten einen Mentalitätswechsel vornehmen.“ Wir aber können der Hertha-Mannschaft nicht weh tun, ohne nun jedoch gleich wie Murat Tik ins Regionalliga-Horn zu stoßen.

Sicherlich war es keine einfache Situation für die Zehlendorfer, wenn auch nach Spielschluss alle fleißig behaupteten, das ärgerliche Pokal-Aus würde nicht mehr in ihren Köpfen herumspuken. Denn in ihrem Umfeld war die vergebene (historische?) Chance sehr wohl ein Thema. „Es war für uns eine einmalige Chance, einmal einen Titel zu gewinnen. Diese Konstellation wird es so schnell nicht wieder geben“, trauerte Präsident Niroumand auch noch vier Tage nach der Niederlage gegen den BFC Preußen. „Wir hätten damit die Mannschaft weiter verstärken können und auch für das renovierungsbedürftige Klubhaus wäre die Prämie bei einem eventuellen Pokalsieg gerade recht gekommen,“ stimmte ihm Geschäftsführer „Zippo“ Zimmer zu.

So waren die Spieler vielleicht doch nicht so locker, wie sie sich gaben. „Zudem gehen wir im Moment personell ziemlich auf dem Zahnfleisch“, bat Clemens Riewe um Verständnis. „Von unseren 24 Spielern im Kader sind zurzeit nur 14 einsatzfähig.“ Das mag eine Erklärung für den etwas mutlosen Auftritt in den ersten 45 Minuten gewesen sein. Die Spieler wirkten gehemmt und um Fehlervermeidung bemüht. Das Fehlen ihres Spielmachers „Maxi“ Obst, der sich am vergangenen Mittwoch in der Verlängerung des Pokalspiels eine Bänderdehnung zugezogen hatte, machte sich nachteiliger bemerkbar, als noch in den beiden letzten Spielen der Hinrunde, als die „kleine Hertha“ ebenfalls auf ihn verzichten musste. Da die Zehlendorfer auch weiterhin auf Miguel Unger, dem man am ehesten die Rolle des Stellvertreters zutrauen würde, verzichten müssen, entstand eine kreative Lücke im Aufbauspiel.

Zum Ende der Vorrunde hatten wir auf die Meinung Zehlendorfer Zuschauer über den Torwart ihrer Mannschaft hingewiesen, dabei fiel folgender Satz: „An den Nico Hinz haben wir uns inzwischen gewöhnt.“ Wer die Berliner Mentalität richtig einzuschätzen vermag, weiß natürlich, was damit gemeint ist: allerhöchstes Lob. Nach den beiden letzten Begegnungen (BFC Preußen und CFC Hertha 06) wird es daher schon schwierig, eine weitere Steigerung des Lobes zu finden. Vielleicht so viel zum Sonntag: Hinz war der Vater des Sieges! „Nico hat uns im Spiel gehalten“, lauteten die übereinstimmenden Aussagen von Kapitän Erdal Özdal und Co-Trainer Clemens Riewe und sie lagen damit auf einer Wellenlänge mit allen übrigen Beobachtern. Hinz selbst gab sich bescheiden und das Lob weiter: „Dafür bin ich ja da. Außerdem stehen wir in der Defensive ganz allgemein zurzeit ganz gut.“ Drei Gegentore in den letzten zehn Begegnungen unterstreichen dies.

Ein glückliches Händchen beweist in letzter Zeit Trainer Markus Schatte mit seinen Einwechslungen. Kam vor Wochenfrist Niclas Warwel in den zweiten 45 Minuten, um die Partie innerhalb von drei Minuten zu entscheiden, so traf am Sonntag Efräim Gakpeto als Einwechselspieler – wenn auch mit etwas mehr zeitlichem Anlauf. Wir schrieben es nach der Auswärtsbegegnung in Neubrandenburg, die für Gakpeto ähnlich unglücklich verlief wie in den Vorwochen: Man muss einfach die Ruhe bewahren. „Effi darf sich nicht zu viele Gedanken machen. Beim 1:0 war es wieder der Effi, wie wir ihn kennen, das hat er abgebrüht gemacht“, strahlte Co-Trainer Riewe später im Klubhaus.

Gemeinsam mit Kapitän Erdal Özdal wurde Gakpeto zur Pause eingewechselt – auch, um einen Mentalitätswechsel vorzunehmen. Es war in der Tat schon erstaunlich, wie wenig auf dem Feld miteinander kommuniziert wurde. Einzig Robert Schröder gab lautstark Anweisungen und trieb seine Mitspieler an. Mit der Hereinahme von Özdal wurde es besser, denn mit ihm verfügte die „kleine Hertha“ nun neben Schröder über einen zweiten (nicht nur verbalen) Leader.

Es wiederholt sich nun schon seit drei Partien: Die Zehlendorfer sind nicht hundertprozentig zufrieden, aber sie gewinnen ihre Spiele. Ob es sich einmal „rächen“ wird oder ob es eben die Art ist, die eine Spitzenmannschaft auszeichnet, werden die kommenden Wochen zeigen. Um einmal aber aufzuzeigen, was sie da gerade leisten, ohne ihre Topform abzurufen, lohnt immer mal ein Blick zurück. Sie haben mit nun 14 Siegen bereits jetzt einen Erfolg mehr eingefahren, als zum Ende der gesamten letzten Saison. Gemach, gemach, wird der eine oder andere nun behaupten, denn in dieser Spielzeit landeten sie ja auch „nur“ auf einem Mittelfeldplatz. Vergleichen wir es also mit der Aufstiegssaison 2013/14. Da befanden sich zum gleichen Zeitpunkt (nach dem 19. Spieltag) 43 Punkte auf ihrem Konto, sprich: ein Zähler weniger. Es kann also so schlecht nicht bestellt sein um Zehlendorfs sportliches Aushängeschild.

Seit dem Wochenende scheint es klar: Die Zehlendorfer müssen sich auf einen Zweikampf mit dem FSV Union Fürstenwalde einstellen. Dieser beeindruckte gerade mit einem 6:1-Kantersieg gegen den im bisherigen Saisonverlauf so trefflichen zweiten Hieb des FC Hansa Rostock. Die erhoffte Schützenhilfe für die „kleine Hertha“ blieb also aus. Aber das war im Aufstiegsjahr auch nicht anders, als Tasmania von Sieg zu Sieg eilte. Die Zehlendorfer machten ihre Hausaufgaben, bis sich schließlich einen Spieltag vor Saisonende Schusslicht TuS Makkabi als Stolperstein für die Verfolger aus Neukölln erwies. Die Zehlendorfer Parole für die kommenden Aufgaben ist also klar: Nur von Spiel zu Spiel denken, dabei niemanden unterschätzen. Wir dürfen es uns aber dennoch erlauben, einen Blick voraus zu werfen: 1.FC Frankfurt (A), BSV Hürtürkel (H) und Germania Schöneiche (A) lauten die nächsten Gegner. Die Konstellation birgt zweierlei: Chance und Gefahr.

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