F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

25.08.2015 / 1. Herren

Hertha 03 mit deutlicher Leistungssteigerung

Zugang Thokomeni mit starkem Debüt / Erster Treffer für Agyei-Yeboah

Als die Zehlendorfer zur Halbzeit in die Kabine trotteten, blickte man in viele enttäuschte Gesichter – trotz einer deutlich erkennbaren Leistungssteigerung im Vergleich zur Auftaktpartie in Seelow lagen sie mit 0:1 im Rückstand. Ein Phänomen aus der vergangenen Spielzeit war zurückgekehrt: In den Anfangsminuten ließen die Platzbesitzer einige hochprozentige Möglichkeiten aus, auf der Gegenseite gelang dem Gast mit einem abgefälschtem Freistoß der glückliche Führungstreffer. Dass die Lichtenberger anschließend sogar Chancen besaßen, auf 2:0 zu erhöhen, trug nicht gerade zur Stimmungsaufhellung bei. 

Eine Halbzeitpause und weitere 45 Minuten später hatte sich die Gefühlslage in beiden Lagern gedreht. Den Mannen aus Lichtenberg war der Saisonstart so gründlich verhagelt, die Zehlendorfer dagegen strahlten um die Wette, bietet sich ihnen doch nun mit dem kommenden Heimspiel gegen den 1. FC Neubrandenburg die Gelegenheit, in die Tabellenregionen vorzustoßen, die man vor Saisonbeginn als Zielsetzung ausgegeben hat. 

„Das Spiel in Seelow vor einer Woche, das war nicht unser Level“, verkündeten nach dem 3:1 Kapitän Erdal Özdal und Darius Niroumand übereinstimmend. Das mag sein. Hinterher im Bus, auf der Rückfahrt von Seelow, aber rätselte man bereits, ob der Verlust von Melih Hortum überhaupt aufzufangen sei, angesichts der kaum herausgespielten Torchancen. Am Sonntag gab es sie zwar nicht im Überfluss, aber immerhin doch so zahlreich, dass es auch Team-Manager Timo Steinert aufatmen ließ. Die Kreativabteilung existiert weiterhin. Sie hat zwar einen individuell herausragenden Könner verloren, ist aber dafür in der Breite vielleicht besser aufgestellt. Das mag abgedroschen klingen, da insbesondere Individualisten nie 1:1 zu ersetzen sind, oftmals entfalten dafür aber andere ihr Potenzial, die vorher im Hintergrund standen.

Cüneyt Top machte gegen Lichtenberg eines seiner deutlich besseren Spiele. Seine Schnelligkeit und Beweglichkeit haben schon eine besondere Qualität, seine Effektivität stand ihm dagegen oftmals im Weg und man gewann den Eindruck, manchmal auch seine Nerven. Am Sonntag aber ließ er sich nicht entmutigen. Sinnbildlich stand dafür sein 2:1-Führungstreffer. Eben noch scheiterte er in aussichtsreicher Position, da sprang das Leder auf glückliche Weise zu ihm zurück. Beim zweiten Versuch fackelte er nicht lange und drosch das Leder humorlos ins lange Eck. Es war wie eine Befreiung für den sympathischen Wirbelwind, der noch zu einem wichtigen Faktor im Zehlendorfer Spiel werden kann. „Ich hoffe, dass nun der Knoten geplatzt ist“, verriet er einen kleinen Einblick in seinen Gemütszustand. Man kann nur hoffen, dass er nicht für Freitag ausfällt, wie es sich gestern ankündigte.

Mit Robert Schröder haben die Zehlendorfer schon einen schönen „Kanten“  hinzugewonnen. Gemeinsam mit Erdal Özdal und Dennis Dombrowe räumte er im zweiten Abschnitt alles ab, die Lufthoheit gehörte den Blauen. Mit diesen Dreien haben sie im Zentrum ein Faustpfand. „Über die Außenbahnen hatten wir aber so unsere Probleme“, gestand Erdal Özdal aber auch Schwächen ein. Nun, mit Burak Mentes ist hier in Kürze Abhilfe in Sicht. Und auch Thokomenis Debut hinterließ Eindruck. Zweikampfstark und ballsicher war er sofort eine Hilfe für das Team. Die Fußball-Woche wählte ihn zu recht in die „Elf des Tages“.

Ebenso wie A-Junior Samuel Agyei-Yeboah, dessen Einstand Freude machte  – nicht nur wegen seines Tores. Natürlich bedurfte es der einen oder anderen Korrektur von Trainer Markus Schatte von außen. Aber wie er sich immer wieder anbot, unerschrocken mitspielte und sich auch durch die vergebene Großchance nicht entmutigen ließ, verdient Respekt. Es war nicht nur sein erstes Oberligaspiel, es war sein erstes Pflichtspiel im Männerbereich überhaupt. „Bei den Junioren hatte ich immer Zeit, meine Entscheidungen zu treffen. Wenn ich hier zu lange überlege, ist der Ball schon weg“, beschreibt er den Unterschied zum letzten Jahr. Der Treffer wird ihm Auftrieb geben, für die „kleine Hertha“ kann er eine wertvolle Bereicherung sein.

Überhaupt die Jugend: Später wechselte Trainer Schatte mit Jian Schleiff und Dennis Voigt zwei weitere ehemalige Junioren-Spieler ein. Beim Abpfiff hatte die Mannschaft einen Altersdurchschnitt von 23,6 Jahren – selbst mit den 29-jährigen Routiniers Nico Hinz und Erdal Özdal.

Die kommende Partie gegen den 1. FC Neubrandenburg wird kein Selbstläufer. Die Gäste, mit 4 Punkten solide aus den Startlöchern gekommen, werden sicherlich Revanche nehmen wollen für die 6 Ostereier, die ihnen die Zehlendorfer am Gründonnerstag ins Nest gelegt haben. Doch wie oben schon erwähnt, der „kleinen Hertha“ bietet sich die Möglichkeit, erstmals seit dem Aufstieg auf ein positives Punktekonto zu kommen, auch wenn es das im „klassischen“ Sinne nicht mehr gibt.

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