F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

08.03.2020 / 1. Herren

Hart erkämpfter 2:1-Sieg im Spitzenspiel

Rupp und Huke treffen - Nun punktgleich mit Hansa

Wen wundert's, dass bei den Spielern der "kleinen" Hertha nach dem hart umkämpften 2:1-Auswärtssieg beim FC Hansa Rostock II auf der Heimfahrt von der Küste eine - sagen wir einmal - ausgelassen heitere Stimmung herrschte. Beim Schlusspfiff, knapp eine Stunde vorher, verriet ein Blick in die Gesichter der Akteure eher Erleichterung denn überschwängliche Freude. "Wir haben es uns unnötig schwer gemacht", sagte Trainer Simon Rösner hinterher zurecht. Wie überhaupt alle  Zehlendorfer mit der Schlussphase der Partie nicht so ganz glücklich schienen. Doch sie nahmen die drei Punkte gern mit nach Berlin. "Und das ist schließlich das wichtigste heute", wie Kapitän Robert Schröder fand.


In der ersten Halbzeit wurde den wenigen Zuschauern (47 Zahlende) eine temporeiche Partie geboten. Beide Teams "pressten" früh, wobei für Zehlendorfs Trainer sein Team zunächst wortwörtlich zu ruhig agierte. "Ich will mehr hören!", forderte er die Seinen auf. Während Hansa in den Zweikämpfen zunächst bissiger wirkte, agierte Hertha 03 eher körperlos. Auch Mittelfeldakteur Louis-Nathan Stüwe sah es so: "Wir hatten am Anfang Probleme, ins Spiel reinzufinden. Aber danach haben wir uns als Team gut unterstützt." Die Berliner profitierten in dieser Phase davon, dass den Rostockern bei ihren Abschlüsse die Genauigkeit fehlte. Nach knapp 30 Minuten wurde es für die Gäste besser.


Zur Führung am wenigsten fehlte Phil Butendeich in der 27. Minute. Frei durchgebrochen, zögerte er mit dem Abschluss zu lange, lief zu nah auf den Rostocker Schlussmann zu, so dass dieser noch parieren konnte. Den anschließenden Eckball, von Melih Hortum genau gezirkelt, köpfte Lenny Stein an die Latte. Obwohl die Führung in der Luft lag, missfiel Rösner zu diesem Zeitpunkt, dass sein Team nicht die Breite des Feldes nutzte. Immer wieder gelangten die Bälle zu früh in die Spitze und wurden dort leichte Beute der Rostocker Innenverteidigung.


Die Schlüsselszenen spielten sich kurz vor dem Wechsel ab. Zunächst wurde Rostocks Erik Engelhardt nach einem Foul an Schröder ("Eine klare rote Karte. Ich bin am Hals getroffen worden und habe keine Luft mehr bekommen") des Feldes verwiesen. Bevor Erinnerungen an das letzte Spiel im Jahr 2019 gegen den MSV Pampow wach werden konnten (Hertha 03 unterlag 1:2 trotz früher Überzahl bei 0:0) nutzten die Zehlendorfer die Überzahl. Stüwe, einer der auffälligsten Akteure am gestrigen Nachmittag, spielte steil auf Hortum, der wiederum sofort nach rechts auf Patrick Lux passte. Dessen Eingabe schloss Jason Rupp ab. Den ersten Versuch konnte Ben Alexander Voll zwar noch parieren, doch den entschlossenen Nachschuss musste er zum 0:1 passieren lassen (45.). "Ausgerechnet Jason", entfuhr es H03-Co-Trainer Manuel Meister mit Verweis auf Rupps langjährige Vergangenheit bei den Rostockern.  


"Es war wichtig, dass wir das 1:0 noch vor der Pause gemacht haben", sah Torjäger Sebastian Huke darin den Schlüssel zum Erfolg. "Danach hätte ich es mir entspannter vorgestellt", fügte er hinzu und traf dabei den Nagel auf den Kopf - und auch wieder nicht. Zwar wirkten die Berliner Minuten nach dem Pausentee nicht mehr ganz so entschlossen, mitunter auch etwas zu sorglos - wie es häufig bei Teams in Überzahl zu beobachten ist - doch fortan hatten sie eher ein anderes Problem: "Wir verpassen es, unsere Überzahl vernünftig auszuspielen, um ein zweites Tor zu machen", erkannte Rösner das Defizit. Gleicher Ansicht war Stein: "Mit einem Mann mehr haben sich für uns große Räume ergeben, so dass wir auf das 2:0 gehen wollten. Das ist aber nach hinten losgegangen, weil wir einfach mit zu vielen Leuten in die Offensive gegangen sind. So ist es für den Gegner zu vielen Kontermöglichkeiten gekommen." Stüwe fand schlicht, "dass uns die Pause nicht gutgetan hat."

"Wir haben zu viele falsche Entscheidungen getroffen und es uns gegen zehn Mann das Leben selbst schwer gemacht", war auch Schröder nicht restlos glücklich. Tatsächlich verloren die Zehlendorfer ab der 70. Minute die Kontrolle, durch viele Ballverluste in der Offensive ermöglichten sie dem Gegner immer wieder Gegenstöße. "Ich fand deren Konter aber nicht wirklich gefährlich", sah Stein das Manko der Gastgeber. Und wirklich: Richtig brenzlig wurde es nur selten. Am ehesten noch in der 86. Minute als 03-Torsteher Philip Sprint einen Schuss von Gordon Grotkopp blitzschnell im rechten unteren Eck parierte.

Doch zuvor hatte Huke seinen Torriecher bewiesen. Butendeich hatte das Mittelfeld im Eiltempo durchschritten, bediente nicht den rechts freigelaufenen Igli Cami, sondern steckte das Leder auf Huke in die Mitte, der sich von seinem Gegenspieler freigestohlen hatte und ebenso scharf wie flach ins rechte Eck traf: 0:2 (79.). "Gut, dass wir noch das 2:0 gemacht haben, sonst wäre es hinten raus echt eng geworden", sagte der Torschütze später.

Tatsächlich wurde es noch einmal spannend, nachdem Lucas Meyer aus spitzem Winkel für den 1:2-Anschlusstreffer gesorgt hatte (87.). "Mit dem 2:0 ist im Normalfall so eine Partie entschieden. Warum auch immer wir den Gegner wieder ins Spiel zurückholen…", rätselte Rösner noch auf der Heimfahrt. Doch da hatten er und sein Team längst die drei Punkte im Gepäck verstaut. "Man darf bei aller Kritik nicht vergessen, dass Hansa eine nicht so schlechte Mannschaft ist, die in der Tabelle sogar noch vor uns steht", relativierte Huke die kritischen Stimmen ein wenig. "Wir haben noch Potenzial nach oben", könnte Schröders Einschätzung wunderbar als Schlusswort stehen bleiben.

Auswärts ist die "kleine" Hertha derzeit ein Meister. 25 Zähler aus 10 Gastauftritten (8 Siege, 1 Unentschieden, nur eine Niederlage) bedeuten punktgleich mit dem führenden Greifswalder FC Platz 2. Aber zuhause liegen sie mit 14 Punkten nur auf Platz 8, 16 Zähler hinter Tennis-Borussia. Gelingt es Trainer Rösner, dem Team eine Heimstärke einzuimpfen, nicht auszudenken, was noch möglich wäre. Zuerst einmal aber sind sie nach Punkten mit dem FC Hansa Rostock gleichgezogen. Allein das zeigt schon, welch großen Sieg sie da gestern errungen haben - bei aller berechtigten Selbstkritik.

Bericht: Oliver Kellner

Statistik:

Torschützen:
0:1 - Rupp (45.)
0:2 - Huke (79.)
1:2 - Meyer (87.)

Hertha 03 spielte mit:
Sprint, Stein, Schröder, Dombrowe, Huke (82. Gevorgyan), Hortum (72. Wegener), Butendeich, Rupp, Lux (62. Cinar), Cami, Stüwe

Verwarnungen Hertha 03:
GELBE KARTEN: 55. Butendeich, 86. Stüwe, 88. Gevorgyan
ROTE KARTEN: -

Zuschauer:
47

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