F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

22.10.2022 / 1. Herren

Gut erholt

„Kleine“ Hertha feiert deutlichen 4:1-Erfolg bei Tasmania – Igli Cami als Vorbereiter

Was hilft einem Team, dass von den letzten vier Pflichtspielen drei Partien verloren hat? Genau: Ein früher Führungstreffer. So geschehen am heutigen Nachmittag beim verdienten 4:1-Erfolg der „kleinen“ Hertha über Regionalliga-Absteiger SV Tasmania.

Das Verletzungspech lässt die Zehlendorfer nicht aus den Augen. Zu der ohnehin langen Liste an Ausfällen gesellten sich nun auch noch Mittelfeldantreiber „Maxi“ Obst (Rückenprobleme) und (wieder) der gerade erst in Stahnsdorf sein Comeback gebende Carl Hopprich. Für 03-Trainer Robert Schröder kommt erschwerend hinzu, dass es sich um die komplette Mittelfeldreihe der letzten Spielzeit handelt (Langhammer, Hopprich, Rupp, Obst), die Alternativen auf denselben Positionen gehen somit langsam aus.

Doch das entmutigte die Zehlendorfer ebensowenig wie das ärgerliche 1:2 gegen Dynamo Schwerin aus der Vorwoche. Sie begannen rasant und bereits nach sieben Minuten zeigte Schiedsrichter Tom Rösler nach einem Foul an 03-Kapitän Lenny Stein auf den Punkt. Torjäger Zulu Ernst behielt die Nerven und verwandelte scharf und platziert ins rechte Eck (0:1), sein 7. Saisontreffer. „Die frühe Führung hat uns natürlich geholfen“, gab Co-Trainer Pedro Cardoso zu. 

Einen noch eindeutigeren Strafstoß hätten die Gäste keine 60 Sekunden später zugesprochen bekommen müssen. Doch nach einem eindeutigen Foul (man muss es so formulieren: klarer geht es nicht) versagte Rösler den fälligen Elfmeter. Auch Zehlendorfs Valetin Henneke war sich sicher: „Wir hätten noch einen zweiten Elfmeter bekommen müssen.“ Die These ist nicht so gewagt: Vermutlich traute sich Rösler nicht, so kurz danach zum zweiten mal auf den Punkt zu zeigen. Doch die „kleine“ Hertha ließ sich davon nicht beirren, sondern dominierte die ersten 25 Minuten bis sich ein Bruch in ihr Spiel einschlich. „Wir haben den Schwung der Führung mitgenommen, dann wurden wir ungeduldig, zu hektisch und haben nicht mehr die richtigen Wege gefunden. Dadurch kam Tasmania bis zur Pause gut ins Spiel“ analysierte Cardoso richtig. Nach einem Fernschuss von Tasmanias Maurice Froelian, der das Ziel nur knapp verfehlte (33.), riss Trainer Robert Schröder der Geduldsfaden: „Spielt sauber!“ Ähnlich sahen es seine Akteure Henneke („Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht“) und Eric Stiller („Wir hatten eine schwierige Phase nach 25 Minuten als Tasmania etwas aufkam, da war es wichtig, bis zur Pause kein Gegentor zu fressen.“).

Nach dem Wechsel zeigte die „kleine“ Hertha eine Fähigkeit, die sie in der Vergangenheit nicht gerade ausgezeichnet hat: Effektivität! Keine 180 Sekunden waren im zweiten Abschnitt gespielt, da war aus dem 1:0 ein 3:0 geworden. „Wir waren heute mal sehr effizient. Besonders nach der Pause – zwei Schüsse, zwei Tore“, staunte auch Stiller etwas. Zuerst bediente Igli Cami mit einem weiten Pass den links startenden Jonas Burda, der das Leder mit der Brust geschickt mitnahm, anschließend aus halblinker Position Maß nahm und mit einem wuchtigen Schuss den rechten Innenpfosten traf, von wo aus die Kugel den Weg ins Netz fand: 0:2 (46.). Wiederum Cami war es, der keine zwei Minuten später Henneke steil in die Gasse schickte, der die Ruhe behielt und Tas-Schlussmann Hertel sicher überwand (48.). Zufrieden zeigte sich naturgemäß Cardoso, „weil die zwei Tore gleich nach der Pause einstudierte Tore waren. Zuerst ein langer Ball, mit einem tollen Abschluss. Dann ein Treffer nach einem schnellen Umschaltmoment.“ 

Doch wie schon in der ersten Halbzeit, wurden die Zehlendorfer auch nach der Pause nach etwa 20 Minuten hektisch. Das 1:3 durch ein wunderschönen Treffer von Boettcher, der den Ball direkt aus der Luft unter die Latte und unhaltbar für den ansonsten guten Jasper Kühn hämmerte, blieb aber der einzige (messbare) Makel (67.). „Es wurde nur fünf Minuten nach dem 1:3 etwas hektisch. In der Höhe stimmt aber der Sieg“, bilanzierte Cardoso. Stiller über die Unkonzentriertheiten nach jeweils gut 20 Minuten: „Wir dürfen es erst gar nicht so weit kommen lassen.“ Henneke sah sein Team „dann hintenraus etwas zu lässig.“ Dem am schönsten herausgespielten Treffer verweigerte Rösler die Anerkennung: Dennis Dombrowe hatte einen Freistoß aus dem linken Mittelfeld auf den am rechten Fünfmeterraum lauernden Stein maßgerecht auf den Kopf gelegt, Stein wiederum köpfte direkt Richtung linker Pfosten. Dort kam aus dem Rückraum Louis-Nathan Stüwe herangeeilt und nickte das Leder ins Netz. Rösler monierte abseits (72.). Am Ende aber glänzte noch einmal Cami mit seiner dritten (!) Torvorlage an diesem Nachmittag, dem eingewechselten Torschützen James Ndubueze, der aus Nahdistanz in die kurze Ecke zum 1:4 vollendete (90.+2), war die Freude über seinen ersten Treffer deutlich anzumerken. 

Die „kleine“ Hertha zeigte sich gut erholt von der Enttäuschung der Vorwoche. Für Team-Manager „Zippo“ Zimmer war es „eine gute Reaktion auf das Spiel letzte Woche durch eine engagierte Leistung.“ Doch Zimmer fiel gerade in den Phasen, in denen die Zehlendorfer hektisch wurden und von „ihrem Plan abkamen“ etwas auf, was die Anhänger bei ihrer Mannschaft schon seit längerer Zeit bemerkt haben: „Ich finde, dass wir auf dem Platz mehr kommunizieren müssen. Damit meine ich nicht das positive Anfeuern, sondern dem Mitspieler mehr Infos zu geben. Zum Beispiel: Wie ist dein Stand? Wieviel Zeit hast Du? Was kannst Du machen? So hätten wir gerade heute in der Vorwärtsbewegung die eine oder andere Chance mehr herausspielen können.“ Auf die Phasen nach den Treffern angesprochen sagte Zimmer: „Wir müssen zusehen, dass wir aus unseren guten 30 Minuten zukünftig 60 gute Minuten machen, später vielleicht 80. Oder sagen wir es so, unser Ziel muss es sein, das Niveau der ersten 30 Minuten möglichst lange zu halten.“ Schon für kommenden Freitag kann das von Bedeutung sein. Absteiger Optik Rathenow kommt nach einem Fehlstart in die Saison so langsam in Schwung. 7 Zähler aus den letzten fünf Spielen, gestern Abend ein klares 5:0 über den MSV Pampow. Ein zweites „Schwerin“ sollten die Zehlendorfer in jedem Fall vermeiden, wollen sie weiter oben im Geschäft mitmischen. 

 

SV Tasmania - FC Hertha 03 1:4 (0:1)

Hertha 03: Kühn; Stüwe, Dombrowe, Stein; Burda (74. Sow Sow), Henneke, Razeek (81. Praus), Cami, Stiller (65. Kinner); Frölich (81. Rupp), Ernst (65. Ndubueze)

Die Tore: 0:1 Ernst (7., Foulelfmeter), 0:2 Burda (46.), 0:3 Henneke (48.), 1:3 Boettcher (67.) , 1:4 Ndubueze (90.+2) 

Zuschauer: 71

Gelbe Karten: Ndubueze, Stüwe

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