F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

19.10.2015 / 1. Herren

Gewogen und (noch) für zu leicht befunden

Hinrunde für Robert Schröder beendet? / Zehlendorfer an der Küste ohne Chance

Das musste ja mal kommen. So insgeheim hatten die Zehlendorfer die Hoffnung, sie würden ihre Serie an ungeschlagenen Spielen bis zum großen Schlager bei Tennis-Borussia ausbauen können. Doch auf einem Nebenplatz des Ostseestadions zerplatzten die Träume wie eine Seifenblase – und das nicht einmal unverdient. Bei einem Erfolg in der Hansestadt hätten sie die Tabellenführung übernehmen können, nun sind sie unsanft gelandet. Sie wurden gewogen und (noch) für zu leicht befunden, um sich an die Tabellenspitze zu schieben.

Was verwunderte, war die Zerfahrenheit des Tabellenzweiten in den ersten Minuten. Statt eines selbstbewussten Auftretens nach den letzten Erfolgen, reihte sich Fehlpass an Fehlpass, war man immer einen Schritt zu spät. Einen Gegentreffer nach sechs Minuten als folgerichtig einzustufen, mutet schon skurril an. Als Augenblicke vor der Pause die Gastgeber auf 2:0 erhöhten, spürte man, dass die Entscheidung schon gefallen war. Dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, was die „kleine Hertha“ in den vergangenen Wochen geleistet hat: 8 Partien (inkl. 2 Pokalbegegnungen) blieb sie ungeschlagen, ihr Punktekonto hat sie in dieser Zeit auf 16 Zähler aufgestockt. Diese Zahlen belegen, welche Fortschritte der Verein seit dem Wiederaufstieg im vergangenen Jahr macht hat. Da muss ein Rückschlag kein Beinbruch sein.

Zwei Dinge wurden einem bei trüber Witterung vor Augen geführt: „Echte“ Auswärtspartien sind offensichtlich etwas anderes als eine Ansetzung auf dem Hertzbergplatz - denn nach Seelow (0:2) ging auch das zweite Spiel außerhalb Berlins verloren. Zum anderen, und darauf verwies Trainer Markus Schatte bereits auf der Pressekonferenz nach dem knappen 1:0 gegen Schöneiche, holten die Zehlendorfer ihre Punkte vornehmlich gegen Mannschaften aus den unteren Tabellengefilden. Bereits Mannschaften aus dem Mittelfeld wie Victoria Seelow, Hansa Rostock II und der 1. FC Neubrandenburg verfügen schon über eine Spielstärke, die wehtun kann. Nur ein magerer Zähler sprang für die Berliner gegen diese Kontrahenten heraus.

So kommt der Begegnung gegen den FC Strausberg schon eine besondere Bedeutung zu. Es wird für Wochen der letzte Gegner aus dem Tabellenkeller sein. Für die Zehlendorfer ist es da fast schon Pflicht, die drei Punkte einzufahren, will man sich im oberen Bereich der Tabelle auf Dauer einrichten. Dass darin gleichzeitig auch eine große Gefahr besteht, weiß jeder, der das Fußballgeschäft einigermaßen beherrscht. Pflichtaufgaben sind immer unangenehmer Natur. Ein Blick aufs letzte Frühjahr bestätigt das: Die Zehlendorfer hatten gerade eine kleine Siegesserie gestartet, da schien Strausberg gerade recht zu kommen. Der Ausgang ist bekannt: Ein Mann namens Hagel lud quasi zum Wortspiel „Torhagel“ förmlich ein, denn er besiegte die Gastgeber mit seinen drei Treffern im Alleingang: 1:3 aus Sicht der Berliner. So wird Markus Schatte seine Mannen eindringlich auf die Wichtigkeit dieser Begegnung hinweisen und sie warnen,gar nicht erst „Bruder Leichtfuß“ ins Spiel zu bringen.

Was die Zehlendorfer am Sonntag noch schmerzvoller traf als die 0:3-Niederlage, war die schwere Verletzung ihres Innenverteidigers Robert Schröder, für den nach seinem am Montag diagnostizierten Innenbandriss die Hinrunde wahrscheinlich beendet ist. Zwei Anmerkungen dazu: Der Ausfall trifft die Zehlendorfer schwer, gilt Schröder doch als „Bank“ im Abwehrverbund. Aber während die einen sagen, dass diese Schwächung zur Unzeit kommt, weil er gerade gegen die besser platzierten Teams benötigt wird, kann man es auch so sehen: Abgesehen davon, dass ein Ausfall nie zum einem günstigen Zeitpunkt kommt, wichtig war Schröder gerade in den Begegnungen, in denen die Punkte geholt werden mussten. Die kann einem niemand mehr nehmen.

Dass das Team wichtige Ausfälle wegstecken kann, hat es in den letzten Monaten ausdrücklich bewiesen. Die Moral der Mannschaft ist intakt. Und über genügend Qualitäten von der Bank verfügen die Zehlendorfer noch. Besinnen sie sich auf ihre Stärken, muss der Zug in Richtung Tabellenspitze durchaus nicht abgefahren sein. Er hat nur einen – früher oder später – vorhersehbaren Stopp eingelegt.

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